Arturo Toscanini - der Unerbittliche
Ich bin ja baff, dass es hier noch keinen Thread zu Arturo Toscanini gibt. Na dann.
Erstmal die schlichten biographischen Daten.
25.3.1867 in Parma - 16.01.1957 in New York
Cellist in Mailand, dabei noch UA unter Verdi, ab 1886 Dirigent, Mailand, später ab 1908 auch MET, dann Wien. 1924 UA Turandot (Mussolini oder ich), später auch Bayreuth bis 1933, bis 1937 dann legendäre Aufführungen in Salzburg. Im selben Jahr erster Beethoven-Zyklus mit dem eigens für ihn gegründeten NBC-Symphony Orchestra in den USA. Das dirigierte er dann vornehmlich bis 1954, bis zu seinem letzten Dirigat mit dem berühmten 'Blackout'. Dazwischen auch wieder Dirigate in Mailand z.B. zur Wiedereröffnung der Scala.
Toscanini, der Unerbittliche. Unerbittlich gegenüber Notenwerten, Partituren, Orchestermitglieder, gegenüber Solisten. Schlamperei war ihm zuwider, die Partitur das Entscheidende. Anders als Furtwängler dirigierte er nicht die 'Seele der Musik', sondern orientierte sich immer an dem geschriebenen, festgelegten Text (soweit damals verfügbar). Wobei das Urteil Furtwänglers, er wäre nur ein 'bloody' Taktschläger sicherlich zu kurz greift. Die subjektive Herangehensweise seines großen Kontrahenten war ihm mit Sicherheit fremd. Exaktheit nach der Partitur war sein Diktum. Und da kannte er auch kein Pardon niemanden gegenüber. Aber gleichzeitig war er in der Lage, diese Exaktheit mit einer überwältigenden Emotion aufzuladen, dieses sich selbst auferlegte 'Gefängnis' durch das Explodieren ihm innewohnender Emotionen quasi zu sprengen wie kaum einer sonst.
Als 'Furtwänglerianer' werde ich Toscanini nie lieben, aber ich bewundere ihn über alle Maßen. Er ist in seiner 'Unerbittlichkeit', mit seiner 'Exaktheit', mit seinem 'Dragonertum' so gar nicht mein Ideal eines Dirigenten. Aber - ich höre seine Aufnahmen und denke, dass sie nicht mein sind und bin trotzdem überwältigt. Dieser 'Drive', diese Innenspannung, diese eben 'Unerbittlichkeit' reißen mich gnadenlos mit. Ein ganz seltsamer Zustand. Eigentlich ihn ablehnend, verfalle ich ihn immer wieder. Er kriegt mich, der ....
Wolfram