Gestern und heute gesehen und gehört. – Eine Besetzungsliste, so fantasieanregend wie die Karte für ein exklusives Degustationsmenü. – Die vierte Verdi-Oper in dieser Woche, zum dritten Mal Thomas Hampson (Giorgio Germont, Simon Boccanegra, Rodrigue), zum zweiten Mal Eric Halfvarson (Sparafucile, Grand Inquisiteur). Gerne mehr davon!
Giuseppe Verdi: Don Carlos
(gekürzte fünfaktige Fassung)
Philippe II, roi d‘Espagne – José van Dam
Don Carlos, infant d‘Espagne – Roberto Alagna
Elisabeth de Valois – Karita Mattila
Rodrigue, marquis de Posa – Thomas Hampson
La princesse Eboli – Waltraud Meier
Le Grand Inquisiteur – Eric Halfvarson
Charles V – Czaba Airizer
Le Comte de Lerme – Scot Weir
Chœur du Théâtre du Châtelet
Orchestre de Paris
Antonio Pappano
Inszenierung: Luc Bondy
So viel anregender als Peter Steins 2013er Salzburger Version fand ich diese jetzt auch nicht, obwohl die Bilder ziemlich stimmungsvoll waren. Leider ist der erste Akt gekürzt – es fehlt der Chor der hungrigen Holzfäller, der Elisabeths Entscheidung eigentlich erst plausibel macht; das Motiv der „misericordia regnatorum“, welche den Gegenpol zur grausamen Machterhaltungspolitik des Großinquisitors bildet.
Ich muss doch wohl auf Konwitschnys herrliche Inszenierung warten … die wartet im Regal auf ein Wiedersehen.
Aber rein vokal ist das schon ziemlich ultimativ … Waltraud Meier in „O don fatale“, Karita Mattila in ihrer großen Arie zu Beginn des fünften Aktes, Thomas Hampson im Sterben, das Duett Philippe II/Le Grand Inquisiteur, nur Alagna schien mir anfangs doch sehr mit der Intonation zu ringen, steigerte sich aber … hier stehen ein paar ältere Aufnahmen, Stiedry/Met 1950, 2 x Santini, Solti, 2 x Giulini (Covent Garden live + Studio), Karajan Studio, ich bin gar nicht sicher, ob die vokal wirklich noch besser sind – müsste ich im A/B-Vergleich hören. Boris Christoff vielleicht, auch Björling/Bergonzi/Domingo habe ich noch beglückender im Ohr als hier Alagna, aber so etwas mal live zu erleben, das wäre was …
Gruß
MB