Mendelssohn Bartholdy – Wie bedeutend war er wirklich?

  • Das Finale von Brahms 4 auch nicht.

    Na ja, es gibt auch keine Werke von Mendelssohn, auch nicht die, in denen Choräle vorkommen, die ich mit Musikstücken aus dem Barock verwechseln würde (eventuell vielleicht der Eingangschor aus dem Psalm op. 31). Das gilt auch für Griegs Holberg Suite, die ein Paradebeispiel für den Historismus ist.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Na ja, es gibt auch keine Werke von Mendelssohn, auch nicht die, in denen Choräle vorkommen, die ich mit Musikstücken aus dem Barock verwechseln würde (eventuell vielleicht der Eingangschor aus dem Psalm op. 31). Das gilt auch für Griegs Holberg Suite, die ein Paradebeispiel für den Historismus ist.

    Das ist halt der Unterschied.

    Bachs "Aus tiefer Not" aus dem Dritten Teil der KÜ müsste man - meine ich - mehrmals hören, um sich sicher zu sein, dass es nicht doch von Scheidt ist.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Die Orgelmusik des 17. Jahrhunderts war natürlich auch zu Bachs Zeiten nicht obsolet, sondern vielleicht etwa ins Hintertreffen geraten. Der Historismus ist ja im Wesentlichen eklektizistisch, wählt also aus einer Palette von Stilen, die als unterschiedlich aber gleichwertig betrachtet werden, um Neues zu schaffen.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Der Historismus ist ja im Wesentlichen eklektizistisch, wählt also aus einer Palette von Stilen, die als unterschiedlich aber gleichwertig betrachtet werden, um Neues zu schaffen.

    Bei Bach ja. Bei Schütz, denke ich, auch, wenn er von prima prattica (Satz i. S. d. Vokalpolyphonie) und seconda prattica (Generalbass) spricht. Er hat ausgewählt, wann er welche Satztechnik nimmt.

    Bei Brahms doch eher nicht - der hat ja keine Passacaglia im Bach-Stil geschrieben wie Schütz Madrigale à la G. Gabrieli, Palestrina oder Marenzio komponierte.

    Auch Schumanns B-A-C-H-Fugen sind ziemlich schnell als stilistisch verschieden von Bach zu erkennen.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Bei Bach ja. Bei Schütz, denke ich, auch, wenn er von prima prattica (Satz i. S. d. Vokalpolyphonie) und seconda prattica (Generalbass) spricht. Er hat ausgewählt, wann er welche Satztechnik nimmt.

    Bei Brahms doch eher nicht - der hat ja keine Passacaglia im Bach-Stil geschrieben wie Schütz Madrigale à la G. Gabrieli, Palestrina oder Marenzio komponierte.

    Auch Schumanns B-A-C-H-Fugen sind ziemlich schnell als stilistisch verschieden von Bach zu erkennen.

    Gruß
    MB

    :wink:

    Ich kann im Wesentlichen drei Richtungen im Umgang mit "alten Stilen" im 19. Jahrhundert erkennen:

    1. Die Integration und Metamorphose wie etwa bei Brahms 4. oder vielem von Mendelssohn und Schumann.
    2. Die pittoreske Unterhaltung, z.B. Holberg Suite und viele, viele Klavierzyklen aus dieser Zeit
    3. Die "kodierende Funktion" etwa in Liszts Prometheus, in welchem die Fuge das nicht-natürliche Wirken des Menschen charakterisiert.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich kann im Wesentlichen drei Richtungen im Umgang mit "alten Stilen" im 19. Jahrhundert erkennen:

    1. Die Integration und Metamorphose wie etwa bei Brahms 4. oder vielem von Mendelssohn und Schumann.
    2. Die pittoreske Unterhaltung, z.B. Holberg Suite und viele, viele Klavierzyklen aus dieser Zeit
    3. Die "kodierende Funktion" etwa in Liszts Prometheus, in welchem die Fuge das nicht-natürliche Wirken des Menschen charakterisiert.

    Finde ich brillant wiedergegeben.

    Bei 1. und 3. würde ich eher von Techniken als von Stilen sprechen. Das Finale aus Brahms 4 oder die B-A-C-H-Fugen Schumanns sind ja eben gerade nicht im Bachschen Stil (oder einem anderen Stil jener Zeit) geschrieben, sie verwenden nur eine Technik. Noch genauer: Eine Form, um die Zeit zu strukturieren.

    Und dass Wagner für die Prügelszene im 2. Aufzug der Meistersinger die strenge Form der Fuge wählt, ist wohl auch eine Kodierung: Das Festhalten an alten Formen, die sich überlebt haben und inhaltsleer geworden sind, erzeugt letztlich strukturelle Gewalt ...

    Bei 3. wäre die Wissenschafts-Fuge aus "Also sprach Zarathustra" noch ein Beispiel.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Und dass Wagner für die Prügelszene im 2. Aufzug der Meistersinger die strenge Form der Fuge wählt, ist wohl auch eine Kodierung: Das Festhalten an alten Formen, die sich überlebt haben und inhaltsleer geworden sind, erzeugt letztlich strukturelle Gewalt ...

    Bei 3. wäre die Wissenschafts-Fuge aus "Also sprach Zarathustra" noch ein Beispiel.

    Ja, das sind zwei weitere sehr gute Beispiele!

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich kann im Wesentlichen drei Richtungen im Umgang mit "alten Stilen" im 19. Jahrhundert erkennen:

    1. Die Integration und Metamorphose wie etwa bei Brahms 4. oder vielem von Mendelssohn und Schumann.
    2. Die pittoreske Unterhaltung, z.B. Holberg Suite und viele, viele Klavierzyklen aus dieser Zeit
    3. Die "kodierende Funktion" etwa in Liszts Prometheus, in welchem die Fuge das nicht-natürliche Wirken des Menschen charakterisiert.

    es gibt noch eine vierte: Der Versuch der blanken Imitation, speziell der Formen des 16. Jhs., dies vor allem im Umfeld der Kirchenmusikreform. Dabei traten allerdings ein paar typische Missverständnisse auf, z.B. die vertikal-harmonische Umdeutung der polyphonen Linien der Musik des 16. Jhs.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Ja. Aber nicht nur. Das Ganze fing ja schon deutlich vor Witt , Mettenleitner et al. an, also vor dem eigentlichen Caecilianismus. Und der Liszt schwebt da sowieso turmhoch darüber.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

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