Mendelssohn Bartholdy – Wie bedeutend war er wirklich?
Schon der Anlass dieser Threaderöffnung zeigt das "Problem": Nur weil Mendelssohn-Jahr ist (Lebensdaten: 1809-1847), habe ich meinen Bestand an Kompositionen von ihm aufgestockt. Nach gutem Start in meiner Plattensammlung wurde er von der "Konkurrenz" immer mehr überflügelt. Ist das gerechtfertigt oder nicht? Hier die ganze Geschichte:
Phase 1:
Anfang der 80er Jahre begann ich, immer mehr Klassik zu hören. Anfangs kaufte ich hauptsächlich Platten von der "Karajan-Edition" und der "Böhm-Edition". Als Anfänger sagt man sich: "Die wissen schon, was gut ist." Bei Böhm war Mendelssohn Bartholdy allerdings nicht vertreten. Aber bei Karajan. Und so kam ich zu Aufnahmen von Bach bis Dvorak. Von MB hatte ich das Violinkonzert und die Sinfonien Nr. 4 und 5, außerdem nahm ich die Sinfonie Nr. 3 vom Radio auf. Danach war lange Jahre Sendepause. Vielleicht weil mich die 5. Sinfonie langweilte und ich die 3. nur "ok" fand?
Phase 2:
Ca. 15 Jahre später hörte ich bei einem Kammermusikabend eine Cellosonate von ihm. Sie gefiel mir, und ich kaufte eine CD mit seinen beiden Cellosonaten. Sie gefallen mir beide, sogar besser als die von Beethoven. Und doch: Es folgte wiederum eine jahrelange Sendepause bis heute.
Phase 3:
Wir sind im Jahr 2009, und es sind wieder über 10 Jahre vergangen. Anlässlich des Mendelssohn-Jahres habe ich die Streichquartette (Talich-Quartett), die Lieder ohne Worte (Barenboim) und die Musik zum Sommernachtstraum (Harnoncourt, zusammen mit der Ersten Walpurgisnacht) angeschafft. Hat sich durchweg gelohnt.
Nun fehlen mir nur noch wenige wichtige Werke von ihm (Elias, Klavierkonzerte, 1-2 Ouvertüren, das eine oder andere Kammermusikwerk, wenn ich es recht überblicke).
Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass man Mendelssohn Bartholdy nicht auf eine Stufe mit Chopin, Schumann oder Liszt stellt. Bei Liszt kann man diskutieren, aber ich meine, dass auch er öfter aufgeführt wird als MB.
Dafür sind folgende Begründungen denkbar:
(a) MB ist nicht sehr alt geworden, hat also weniger komponiert als z.B. Liszt.
(b) MB war sehr gut, aber nirgends revolutionär.
(c) Er lebte in der Romantik, war aber nicht romantisch genug.
Jetzt dürft ihr meine Thesen zerpflücken.
Thomas Deck