Totgenudelte Werke - Welche sind es und warum?

  • Naja, ob der Zusammenhang ein direkter ist, darüber kann man wohl diskutieren, aber dass ein Zusammenhang besteht, ist für mich klar. Das kann man bei Beethoven ja mal durchspielen...

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Letztlich bin ich doch zur klassischen Musik gekommen, weil man da immer wieder Neues entdeckt. Sowohl wenn man sich in ein Werk vertieft, als auch aufgrund der Fülle und Vielfältigkeit des Materials. Pausen von manchen Werken brauche ich auch von Zeit zur Zeit. Aber nach einer Weile geht es wieder.

    Hudebux

  • Ursprünglich bin ich doch zur klassischen Musik aufgrund des mitreißenden und eingängigen Charakters später mitunter als "totgenudelt" eingeordneter Werke wie Griegs "Morgenstimmung", Tschaikowskys b-moll-Konzert oder Dvoraks 9. Sinfonie gekommen.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Naja, ob der Zusammenhang ein direkter ist, darüber kann man wohl diskutieren, aber dass ein Zusammenhang besteht, ist für mich klar. Das kann man bei Beethoven ja mal durchspielen...

    Dann höre dir doch mal die letzte der 11 Bagatellen op. 119 an! Der technische Schwierigkeitsgrad dürfte hier noch deutlich leichter sein als bei "Für Elise" - ich vermute, sogar ich könnte den Notentext des Stücks gut bewältigen (was angesichts meiner Klavierkünste :versteck1: :schaem1: :versteck1: etwas heißt)!

    Aber gesagt wird hier mit den scheinbar einfachsten Mitteln ganz ungeheuer viel.

    Herzliche Grüße

    Bernd

  • Natürlich, die allergrößten Komponisten schaffen auch das. Bei Bach gäbe es ähnliche Beispiele, etwa die Allemande aus der 5. Cellosuite. Allerdings ist ein hoher Schwierigkeitsgrad oft wohl unumgänglich, wenn es ganz hoch hinausgeht. Die Hammerklaviersonate z.B. ist technisch ein echter Hammer.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich habe viele der populären "Schlager" der Klassik schon lange nicht mehr in den Medien gehört. Aber als Kind und Jugendlicher, noch lange vor meiner Klassikzeit, war das deutlich anders. "Für Elise", "Morgendämmerung", "Säbeltanz", "Eine kleine Nachtmusik", ... habe ich damals, jedenfalls in meiner Erinnerung, ziemlich oft vernommen. Wahrscheinlich in der einen oder anderen Fernsehshow, aber noch mehr in der Fernseh-Werbung. "Donna è mobile" kann man ja nur noch mit (Tiefkühl-) Pizza verbinden. Für mich verschmerzbar, da dies sowieso nicht mein Genre ist.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Früher haben Fernsehserien des öfteren mit einem klassischen Stück als Intro aufgewartet. Heute haben hingegen sogar Historiendramen irgendein computergeneriertes Durchschnittsgeplärre als Intro, etwa die Serie "Versailles".

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Mich würde interessieren, welche Werke ihr aus welchen Gründen als totgenudelt empfindet?

    Allgemein: Werke, die auch außerhalb des engeren Klassikpublikums eine gewisse (u. U. auch nur bruchstückhafte) Bekanntheit erreichen und deswegen häufig als Warteschleifenmusik, in der Werbung etc. eingesetzt und funktionalisiert werden - die Penetranz, mit der das praktiziert wird, färbt dann schon etwas negativ auf diese Stücke ab.
    Die große G-Moll-Sinfonie, die Kleine Nachtmusik oder der Bolero gehören dazu. Allerdings habe ich diese Stücke trotzdem nicht komplett "über", speziell nicht die G-Moll-Sinfonie.

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • Ich habe viele der populären "Schlager" der Klassik schon lange nicht mehr in den Medien gehört. Aber als Kind und Jugendlicher, noch lange vor meiner Klassikzeit, war das deutlich anders. "Für Elise" [...]

    Tja, als wenn ich für diese Aussage sofort bestraft würde....... gerade gab es in "Aspekte" die "Elise" gespielt von Igor Levit.

    Im Ernst: die Sendung, komplett über Beethoven und mit Igor Levit, war m. E. gut gelungen. (Es wurden ja auch noch andere Stücke gespielt.) Und die "Elise" finde ich ja auch gar nicht schlecht. (Nur die meisten Sonaten sind deutlich besser...)

    maticus

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  • Aspekte habe ich auch gesehen. Was mir auffiel: wie sehr dieser glatte Redaktionsstil mit vorgefertigten Beiträgen, die eine bestimmte Meinung implizieren, gegen Levits spontane Reaktionen entgegensteht. Irgendwie kam der Moderator Schück nie übers Stichwortgeben hinaus. Nicht, daß mich das stören würde - ich finde es nur bemerkenswert, daß man heutzutage nicht anders darüber berichten kann. Und ich habe schon vor langer Zeit begriffen, daß solche Sendungen nicht mein Inputmaterial sein können, wenn ich mich mit Klassischer Musik beschäftige.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Und ich habe schon vor langer Zeit begriffen, daß solche Sendungen nicht mein Inputmaterial sein können, wenn ich mich mit Klassischer Musik beschäftige.

    Das steht, für mich, völlig außer Frage. Ist trotzdem interessant, wenn über Themen gesprochen wird, die einen selbst beschäftigen/interessieren. Und Igor Levit kam doch gut und sympathisch rüber.

    maticus

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  • Und Igor Levit kam doch gut und sympathisch rüber.

    Gegen ihn will ich gar nichts sagen - er ist einfach authentisch geblieben, was mir sehr behagt hat.

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  • Ich wollte Deine Aussage da auch nur bestätigen.

    maticus

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  • manches Genudel aus meiner Jugend verfolgt mich glatt bis heute :huh: :huh: Schön ist die Jugendzeit sie kommt nicht mehr zitiert und sinniert Karl Valentin irgendwann während seines Klassikers Der Firmling Ja verreck' das werde ich bis ins Grab nicht nachvollziehen können ---------------

    Meine Violine + ich: die Hassliebe meines Lebens; kein(e) Mensch/Stadt/Landschaft/Musik kann da auch nur annähernd mithalten; heute sorgt das Holzteil irgendwo in Weissrußland für hoffentlich mehr Freude als es mir jemals gemacht hat!!! Tatsache, ich musste dieses Dingen erst noch einige Zeit in Weissrußland wissen, bevor ich mir meine erste CD mit Teilen der JSB'schen Solosonaten gekauft habe (ist bis heute meine einzige geblieben, was viell. nicht nur an N.Milsteins vorzüglichem Spiel >Salzburg 1957< liegt!). Das a-Moll Konzert und Brandenburg4 ertrag' ich freilich bis hier und heute nur in den Coverversionen BWV.1057 u. 58!

    Von den geistlichen Chören sind es erfreulicherweise lediglich Jauchzet Frohlocket und das Händel'sche Luja sog' i Luja :P die ich nach wie vor angestrengst vermeide. Ersteres, weil die (wohl noch die ganzen 70er hindurch allgemein übliche) Karl Richter-Aufnahme dahoam gar zu häufig abgespielt wurde - und letzteres ist mir bissl gar zu gewaltig-fröhlich geraten: übersensibel oder nicht, aber als Atheist fühle ich mich da regelrecht bedroht ! ! !

    Klavieristisch nervt weiterhin Rachmaninoffs KK2 enorm <= für mich schlichtweg drittklassige Filmmusik: dass diese Sichtweise ziemlich engstirnig sein dürfte, ist mir klar.....

    Von den Peer Gynt Suiten ertrag ich lediglich die Morgenstimmung und Aases Tod nicht mehr - umgekehrt ist interessanterweise Solveigs Lied mein absoluter Klassik-Hit-Liebling!!!

    <= u. fast vergessen, da fleissig verdrängt: die Franck'sche Violinsonate ist für mich die allerscheußlichste ever - während ich ansonsten von diesem Komponisten nicht genug bekommen kann - - - - - -

    Schluss für heut' mittag die Sonne lacht :wink: :wink:

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Eine Übersättigung mit einzelnen Werken gibt es für mich gar nicht. Ich kenne lediglich von mir selbst, dass mein Höranspruch bei oft Gehörtem deutlich steigt: So boten am vergangenen Freitagabend in Dortmund Thomas Hengelbrock (den ich persönlich unsympathisch finde) und das Balthasar-Neumann-Ensemble Beethoven # 6 dar, und es war scheußlich uninspiriert und überdies - und das ist mir tatsächlich noch nie untergekommen - haben sich die Holszbläser und Hörner rund ein dutzend mal hörbar verspielt. Da ich Beethoven # 6 in den vergangenen drei, vier Jahren gefühlt zehn mal live gehört habe, fiel mir diese Darbietung umso unangenehmer auf. Das hat aber nichts mit dem Werk zu tun, sondern mit der Interpretation.

    Es gibt aus meiner Sicht keinen Ort, an dem man mit einzelnen Werken aus der europäischen Kunstmusiktradition übersättigt zu werden droht.

    Einzig Last Christmas von wham! kann mich im Spätherbst verdrießen, aber das zählt meines Erachtens nicht zu dieser Werkkategorie.

    ...auf Pfaden, die kein Sünder findet...

  • Ich habe dermaßen "in die Breite" gesammelt, dass ich mich inzwischen freue, wenn ich mal ein Stück höre, das ich halbwegs im Ohr habe. Normalerweise kommt dasselbe Stück jahrelang nicht in meine Ohren, somit konnten sich auch alle ehemals totgenudelten Werke erholen. Einfach 10 Jahre nicht anhören und das "Problem" ist gelöst. Voraussetzung ist natürlich, dass man nicht oder nur selektiv Radio hört, und dass man nicht zu oft in Mainstream-Konzerte geht und dass man nicht in Laienorchestern immer dieselben Stücke spielt - Haydns Londoner Sinfonien werde ich dann ab 2030 wieder mal anhören ...

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Tschaikowsky. In jeder denkbaren Schreibweise.

    Das war mein erster Lieblingskomponist, im Volksschulalter die 4.-6. rauf und runter gehört. Später Tschaikowski-Distanz.
    Nach ca. 25 Jahren Pause wieder die 5. gehört, live im Konzert. Hat mich beeindruckt wie selten etwas.

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  • Komischerweise ist auch meine Frau so wie Deine anders gestrickt: Vergleichendes Hören schlägt sie normalerweise in die Flucht.

    Das mag ich auch nicht, habe ich nur bei Besuchen bei Foren-Bekanntschaften erlebt und als ziemlich mühsam empfunden.

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  • Das war mein erster Lieblingskomponist, im Volksschulalter die 4.-6. rauf und runter gehört. Später Tschaikowski-Distanz.
    Nach ca. 25 Jahren Pause wieder die 5. gehört, live im Konzert. Hat mich beeindruckt wie selten etwas.

    Ja, live fand ich die Sinfonien auch immer wieder beeindruckend. Und selbst im Orchester sogar den Nussknacker und Romeo&Julia. Aber wenn im Radio was läuft, schalte ich immer noch weg.

    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.

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