Hölderlin lesen
Vor 250 Jahren kamen drei Menschen auf die Welt, deren Werk bis heute vielbeachtet und bewundert wird - nun ja, nicht nur bewundert, sondern auch durchaus kontrovers diskutiert: Zum einen Ludwig van Beethoven, zu dem es in Capriccio ja schon einiges gibt, dann Georg Wilhelm Friedrich Hegel, einem meiner Lieblingsphilosophen, und Johann Christian Friedrich Hölderlin, zeitweilig mit Letzterem in Wohngemeinschaft lebend (gemeinsam mit dem 5 Jahre jüngeren F. W. J. Schelling).
Um Hölderlin soll es hier gehen. Ich habe ihn erst kürzlich so richtig für mich entdeckt und seinen einzigen Roman Hyperion gelesen. Ein merkwürdiges Werk! Voller sprachlicher Schönheit, aber auch voller nichtendenwollender Reflexionen, die die karge äußere Handlung eher in den Hintergrund drängen. Alles wie mit heißem Herzen geschrieben, im "hohen Ton".
Und dann Hölderlins Gedichte, z. B.
Hälfte des Lebens
Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
Gelesen habe ich auch die 2019 erschienene Biographie von
Rüdiger Safranski: Hölderlin. Komm! ins Offene, Freund!
Sehr schön geschrieben, erscheint mir fundiert und höchst lesenswert. Vor allem der philosophische Hintergrund wird ausführlich und verständlich erläutert.
Übrigens gibt es bereits einen Thread zu Hölderlin, der seinen Einfluß auf die Musikgeschichte behandelt:
Hölderlin und die Musik
Falls es um Vertonungen Hölderlinscher Texte geht, mag das gern dort fortgesetzt werden; hier möchte ich den Schwerpunkt auf den Philosophen und Dichter selbst legen.
Also: Wer von Euch liest Hölderlin? Mit welchen Leseerfahrungen?