STRAUSS: Elektra – Werk und Werkgeschichte

  • Liebe Rosamunde!
    Erstmal herzlich willkommen im Forum! :)

    Danke sehr ! Nice to be here........


    Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass Missbrauch der Hauptperson durch den eigenen Stieffvater natürlich was anderes ist als des Ochs "Abenteuer mit jungen Mädchen", jedenfalls in der damaligen Gesellschaft. (off-topic: Ochs ist für mich zwar kein Sympathieträger, aber SO übel finde ich ihn nicht. Ich denke, ein Reiz des Stücks besteht ja auch darin, dass sich der ländliche-ungeschickte-protzige Ochs am vornehmen Wiener Pakett nicht zu bewegen weiß und dort grandios ausrutscht.)

    Ich meine Missbrauch durch den Stiefvater ist schlimmer, also wenn die Zensur schon bei Ochs zugeschlagen hat, dann doch bei Elektra gerade........oder?


    Auf jeden Fall muss man berücksichtigen, dass Strauss den Text des Schauspiels nicht vollständig, sondern mit einigen bedeutenden Kürzungen in Musik gesetzt hat. Es kann also durchaus sein, dass er die Stelle einfach im Zuge der notwendigen Kürzungen mit entfernt hat,

    ach ok. Danke ! Es hörte sich so an, als sei es die einzige Stelle, die fehlt.
    Dennoch könnte man sich fragen, warum Strauss so gewählt hat. Vielleicht hat jemand den Briefwechsel und findet was dazu.

  • Ich meine Missbrauch durch den Stiefvater ist schlimmer, also wenn die Zensur schon bei Ochs zugeschlagen hat, dann doch bei Elektra gerade........oder?

    Ups, sorry, mein Fehler, hab ungenau gelesen!
    Wobei man durchaus argumentieren könnte, dass Ochs ja durchaus als "anständige" Figur gezeigt werden sollte und Aegisth eben nicht... aber das ist Spekulation meinerseits!

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Ups, sorry, mein Fehler, hab ungenau gelesen!
    Wobei man durchaus argumentieren könnte, dass Ochs ja durchaus als "anständige" Figur gezeigt werden sollte und Aegisth eben nicht... aber das ist Spekulation meinerseits!

    ach so, ja, ........vielleicht auch weil Elektra eindeutig in einem anderen Zeitalter spielt und man sich im Bezug auf Moral deshalb die Hände in Unschuld waschen konnte, aber Rosenkavalier ja in der gleichen Gesellschaftsprdnung spielt, also sicher einen rohen Nerv getroffen hätte mit zu expliziten Darstellungen der Abenteuer eines Adeligen.

  • vielleicht auch weil Elektra eindeutig in einem anderen Zeitalter spielt und man sich im Bezug auf Moral deshalb die Hände in Unschuld waschen konnte, aber Rosenkavalier ja in der gleichen Gesellschaftsprdnung spielt, also sicher einen rohen Nerv getroffen hätte mit zu expliziten Darstellungen der Abenteuer eines Adeligen.

    Genau, kann auch sein! Oder weil Strauss nach der Elektra eben mit dem Rosenkavalier bewusst einen Schritt zurück gemacht hat bzw. weil vielleicht kein Skandal mehr riskiert werden wollte.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Bizarrerweise führte ja der Plagiatsverdacht gegen Strauss und der folgende Skandal dazu, dass Gnecchis Oper von den Spielplänen verschwand, um Strauss und die Elektra keiner üblen Nachrede mehr auszusetzen.

    Dabei ist die Cassandra eine richtig schöne und saftige italienische Oper, wohl einer der großen Würfe ihrer Generation, die häufigere Aufführungen verdient hätte, und hat mit der Strauss'schen Elektra weder musikalisch noch strukturell allzu viele Gemeinsamkeiten. Auch stofflich muss man bemerken, dass Gnecchi den "Agamemnon" des Aischylos verwurstet, Strauss und Hofmannsthal hingegen die "Elektra" des Sophokles, die sich ihrerseits auf die "Weihgussträgerinnen" des Aischylos (und evt. die "Elektra" des Euripides) bezieht. Nun hat zwar schon Aischylos den "Agamemnon" und die "Weihgussträgerinnen" bewusst parallel gebaut, aber daraus kann man weder Gnecchi noch Strauss noch Hofmannsthal einen Strick drehen. Dass in einer Zeit, in der musikalische Ideen in ganz Europa immer öfter aus der Sprachmelodie entwickelt werden, "Agamemnon"- und "Oreste"-Rufe ähnlich klingen, halte ich für unvermeidlich.

    Am Stück und mit Klavierauszug kann man die Cassandra übrigens unter diesem Link hören: "

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    "

    Liebe Grüße,
    Areios

    P.S.: Die klassische Übersetzung "Die Weihgussträgerinnen" bildet zwar das griechische "Choephoroi" genau ab, weswegen ich sie hier gewählt habe, aber der alte Grieche wusste natürlich, dass sich diese Güsse auf die Grabpflege bezogen. (Der tote) Agamemnon steckt also implizit auch in diesem Titel. Wenn ich Anleihen am Originaltitel der Jenufa nehmen darf: Pragmatisch übersetzt könnte der Titel der zweiten Tragödie der "Oresteia" etwa "Die Sorge um sein Grab" lauten.

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

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