Zu viel Abwechslung, um ein Werk kennenzulernen

  • Zu viel Abwechslung, um ein Werk kennenzulernen

    Hallo zusammen,

    mich würde interessieren, ob es noch andere bei Capriccio gibt, vorzugsweise Klassik-Neulinge, die ähnlich wie ich, irgendwann das Gefühl hatten, zu schnell, zu viele Aufnahmen/Cds gekauft zu haben?

    Um das ganze zu konkretisieren. Ich bin ja Klassik-Neuling, sprich ich bin erst 3 Jahre Klassikhörer. Ich höre zwar mein Leben lang schon viel Musik, aber nicht so, dass ich michdarin vertieft habe, sondern eher als Konsument. ;)
    Da ich zwar Klassik-Neuling, aber kein Berufseinsteiger oder Student bin, war es jetzt kein Problem immer wieder neue Aufnahmen zu kaufen, so dass ich ca 4 - 5 Aufnahmen pro Monat gekaufthabe. Klassikforen motivieren ja auch dazu. ;-))

    ABER ich hatte irgendwann Ende letzten Jahres, dass Gefühl das ich zwar wunderbar je nach Stimmung hin und her switchen kann, zwischen den verschiedenen Komponisten und Werken, aberdie einzelnen Werke überhaupt nicht wirklich kenne, die verschiedenen Aufnahmen, die ich habe, nicht von einander unterscheiden kann. Zumindest nicht so, dass ich mir nach vier Woche noch sicher wäre, welche vonmeinen 8 Aufnahmen des Brahmschen Violinkonzert mir wirklich gut gefallen und welche nicht und auch noch warum. Oder die 9 Aufnahmen der 5. Sinfonie von Prokofiev. (Und ich finde die Sinfonie nicht mal toll.) Also irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich gar nicht das gefunden habe, was ich in der klassischen Musiik gesucht habe, oder was ich gedacht habe zu finden. Ich bin kein CD-Sammler, sondern Musik-Hörer. Und ich möchte mich für das was ich höre, begeistern können.

    Anfang des Jahres habe ich dann in einem Anfall von Wahnsinn radikal aussortiert. Ich nutze ein NAS, da ist das natürlich recht leicht möglich. Jetzt habe ich es soweit reduziert,dass ich nur noch 12 Komponisten habe. Und pro Werk gibt es maximal 3 Interpretationen. Werke die mir nicht wirklich gefallen habe ich rausgeschmissen.

    Dieses Fokussieren ist für mich auf alle Fälle ein guter Weg. Ich habe viel mehr Muße mich richtig in die einzelnen Werke einzuhören und lerne sie dadurch immer mehrkennen und schätzen. Auch wenn dadurch natürlich die Teilnahme bei Cappricio im Moment nur eingeschränkt möglich ist.

    Aber lange Rede kurzer Sinn, mich würde einfach mal interessieren, ob das nur mir so ging, oder ob andere das auch kennen, zu schnell, zu viel Musik, Aufnahmen, Interpretationen undwenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?

    Viele Grüße, Michael

  • mich würde interessieren, ob es noch andere bei Capriccio gibt, vorzugsweise Klassik-Neulinge, die ähnlich wie ich, irgendwann das Gefühl hatten, zu schnell, zu viele Aufnahmen/Cds gekauft zu haben?

    :megalol: :megalol: :megalol:

    (Sorry ... das ist so ähnlich, als ob man im Druckraum fragen würde, ob hier noch jemand Drogen nimmt ... )

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich kenne das Phänomen gut, vor allem in Hinblick auf diverse Interpretationen eines einzigen Werkes (wo es in die Breite geht ist es auch dann eine Bereicherung wenn ich nicht schnell alles hören kann, das weiß ich dann schon nach einiger Zeit zu schätzen ).

    Ich hab dann wieder einiges abgestoßen und hab heut nicht mehr als 2,höchstens 3 Einspielungen eines Werkes. Mehr brauch ich nicht. Ich hör ja dann doch fast immer die Lieblingsinterpretationen.


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • mich würde interessieren, ob es noch andere bei Capriccio gibt, vorzugsweise Klassik-Neulinge, die ähnlich wie ich, irgendwann das Gefühl hatten, zu schnell, zu viele Aufnahmen/Cds gekauft zu haben?

    Ja klar, das Gefühl kenne ich gut. Also versuche ich, mich aufs Wesentliche zu beschränken, aber das wirft wieder weitere Fragen auf...

    ;)

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Deshalb habe ich auch mal schnell den Titel geändert.

    Den jetzigen Titel ("zu viel Abwechslung um ein Werk kennenzulernen") verstehe ich leider nicht so recht.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Aber lange Rede kurzer Sinn, mich würde einfach mal interessieren, ob das nur mir so ging, oder ob andere das auch kennen, zu schnell, zu viel Musik, Aufnahmen, Interpretationen undwenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?

    Déjà vu - es gibt so gut wie keinen Klassikhörer im Forum, dem das nicht passiert ist. Allerdings würde ich nichts weggeben in der Anfangszeit, sondern erst mal ruhen lassen.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Du kannst es jetzt doch so machen: maximal 2-3 Einspielungen pro Werk, um dich erstmal mit der Komposition zu beschäftigen. Und wenn du etwas gut kennst, kannst du die anderen Einspielungen peu a peu dazuholen.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Déjà vu - es gibt so gut wie keinen Klassikhörer im Forum, dem das nicht passiert ist. Allerdings würde ich nichts weggeben in der Anfangszeit, sondern erst mal ruhen lassen.

    Finde ich auch. Nur nichts weggeben, denn nachher ärgert man sich. Ging mir jedenfalls so, als ich umzugshalber aussortieren musste.

    Ich schätze ganz viele Aufnahmen eines Werkes oder eines Komponisten eigentlich sehr, da sie alle mir neue Einsichten oder pathetisch ausgedrückt, neue Horizonte ermöglichen können. Ich bin wahrlich nicht Musiker genug, um alles, was einem Werk innewohnt, nur durch 2-3 Aufnahmen erfassen zu können. Ich brauche da Hilfestellung und die passiert bei mir nun mal durch Interpreten. Was natürlich bedeutet, dass die Sammlung wächst, vieles auch noch Ungehört ist. Aber solange man gesund bleibt, hat man ja gerade in diesen Tage so viel Zeit, seine Bestände durchzuhören. :D

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • 4 Aufnahmen im Monat habe ich gekauft, wenn ich als Student kein Geld hatte. Wenn ich Geld hatte, deutlich mehr... Ich kann es nach etwa 30 Jahren nicht mehr genau rekonstruieren, aber in der allerersten Zeit als Klassikhörer, so von 15-18 habe ich Musik relativ langsam und überschaubar kennengelernt, da ich mir damals eher eine CD im Monat kaufen konnte (und noch ein paar mehr an Weihnachten). Dazu habe ich zwar viel aus dem Radio aufgenommen und auch bei Bekannten gehört, auf MC überspielt, also mehr als ein bis zwei Werke im Monat dürfte es schon gewesen sein. Es war aber auch stilistisch relativ eng, größtenteils Mozart bis Mahler mit noch engeren Schwerpunkten. Und mehrere Aufnahmen eines Werkes habe ich erstmal gar nicht gekauft. Das hat sich höchstens mal ergeben, durch Kopplungen oder Stücke, die ich schon auf LP hatte und dann in anderer CD-Aufnahme mir zugelegt habe.
    Daher habe ich schon viele, etwa 10 Jahre vielleicht, Musik in einigermaßen handhabbarer Rate kennengelernt und alternative Aufnahmen eher vereinzelt, fast nur von Werken, die ich schon sehr gut kannte und typischerweise höchstens zwei oder drei, nicht fünf oder mehr.
    Es gab dann auch Zeiten, in denen ich viel schneller Sachen gekauft habe, als ich sie hören oder gar "verdauen" konnte. So what? Irgendwann gab es doch Gelegenheit oder wird sie geben und manches diente auch eher wie ein Lexikon und manches wurde auch wieder aussortiert. Streaming gab es in dieser Zeit nicht oder nur so rudimentär, dass es keine realistische Option gewesen wäre.

    Inzwischen habe ich Sättigung erreicht. Ich habe dieses Jahr nur einmal CDs bestellt (genau genommen war es kurz vor Silvester, es kam jedenfalls erst in diesem Jahr). Im Jahr davor waren es allein bei zwei Anbietern zusammen 5 (und das sind jedesmal so 3-10 CDs...), im Jahr davor 20 (immer nur eine Teilmenge, da ich auch anderswo gekauft habe).

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Ich höre mit Vorliebe ein Werk in verschiedenen Interpretationen.
    Am Ende kommt dann vielleicht was heraus, was für einen selbst dann optimal wird.
    Insofern: Höre und vergleiche.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Déjà vu - es gibt so gut wie keinen Klassikhörer im Forum, dem das nicht passiert ist. Allerdings würde ich nichts weggeben in der Anfangszeit, sondern erst mal ruhen lassen.

    Das würde ich auch nicht machen, wenn der Platz nicht extrem knapp ist; zumal man für die meisten Klassik-CDs kaum Geld bekommt. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich habe, glaube ich, von vielen tausend höchstens zwei oder dreimal eine Aufnahme nochmal gekauft, nachdem ich sie Jahre vorher schon einmal aussortiert hatte. Und ich erinnere mich nur an eine, die ich unwissentlich zweimal gekauft habe (außer unvermeidlichen Doppelungen durch Kopplungen oder Boxen) und da kann ich mich verteidigen, dass es eine neue Auflage bei einem anderen Label und als Doppel-CD war (es waren zwei Beethovenquartette mit dem Artemis Quartett, die dann bei Virgin nochmal auf einer Doppel-CD herauskamen).

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Unser Friese hat's einfacher: er hat die meisten Aufnahmen als Download.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Jetzt habe ich es soweit reduziert,dass ich nur noch 12 Komponisten habe. Und pro Werk gibt es maximal 3 Interpretationen.

    So ganz kapier ich das nicht. Ich habe derzeit 239 Aufnahmen von Bach, 554 von Haydn, 249 von Mozart, 144 von Beethoven. Davon extrem wenige Werke in 2 oder mehr Aufnahmen. Das macht ca. 50% meiner Aufnahmen. Es kommt dann noch mal die gleiche Menge dazu (weitere Klassik, dann noch etwas Jazz und viel Pop/Folk).

    Ergebnis: Ich brauche ca. 5 Jahre, um das alles durchzuhören. Wenn ich jetzt 3 Aufnahmen pro Werk hätte, bräuchte ich 15 Jahre. Und ich habe immer noch viele Lücken. Selbst bei Haydn.

    Wenn ich also etwas Neues anschaffe, dann auf alle Fälle etwas, von dem ich bisher noch keine Aufnahme habe. Ich habe bisher ja maximal 10% von den Stücken, die ich interessant finde. Bis an mein Lebensende werde ich maximal auf 20% kommen. Wozu also mehrere Aufnahmen pro Werk. Da würde ich ja noch mehr verpassen, als ich eh schon verpasse.


    Thomas

  • Warum beschränkst du dich nicht gleich auf ein einziges ultimatives Werk, um es bis ins letzte kennen zu lernen? Dann hättest du genug Zeit, Erkenntnis und Verständnis zu vertiefen.

  • Wer lernt ein Werk besser kennen? Derjenige, der nur dieses Werk und immer wieder nur dieses eine Werk (in dieser einen Aufnahme) hört oder derjenige, der verschiedene Werke hört, darunter eben auch dieses, um dem es gerade geht?

  • Hallo Friese,

    Ich kenne Deine Situation all zu gut. Ich denke, es kommt auf die persönlichen Ausprägungen an: Manche fühlen sich in einer Riesensammlung wohl, andere wollen es überschaubar halten und die Aufnahmen, die sie besitzen, wirklich gut kennen und die verbliebenen Aufnahmen sind vielleicht auch das Eregebnis eines (längeren) Selektionsprozeßes. Manche wollen auch, dass ihre Sammlung eine Art Archivcharakter hat (zB alle/viele berühmte Einspielungen eines Werkes, alle Werke eines oder mehrerer Komponisten). Andere wollen eine Sammlung in einem Umfang, dass sie die Aufnahmen auch regelmäßig hören können. Das muss sich entwickeln. Ich schätze jedenfalls mittlerweile eine überschaubare Sammlung mit Werken, die ich auch wirklich regelmäßig hören kann (Motto 3M: Meisterwerke in Meisterinterpretationen (wenn möglich) in Meisteraufnahmen). Dem gemäß habe ich auch vor einiger Zeit begonnen großzügig auszumisten und über momox und rebuy zu verkaufen. Bis jetzt hat mich noch kein einziger Verkauf geräut, im Gegenteil, ich habe mir Folgendes gedacht: hätte ich doch bloß früher angefangen damit.

    Beste Grüße

    Gerhard

  • Unser Friese hat's einfacher: er hat die meisten Aufnahmen als Download.

    Du hast Recht. Zum Glück! Also nein, keine Sorge ich schmeiße die aussortierten Aufnahmen nicht weg. Ich habe sie nur in der Festplatte vergraben. Aus den Augen, aus dem Sinn. :D

    Vielen Dank erst einmal für eure Antworten. Ich habe ja schon was daraus gelernt. Z.B. dass ich wirlich kein Sammler mehr bin. Ich habe zwar fast nichts weggeschmissen. Aber ein paar Aufnahmen habe ich versehentlich komplett gelöscht, aber dass stört mich überhaupt nicht.

    aber in der allerersten Zeit als Klassikhörer, so von 15-18 habe ich Musik relativ langsam und überschaubar kennengelernt, da ich mir damals eher eine CD im Monat kaufen konnte

    Ich glaube, darum ging es mir hauptsächlich. Also eher die Frage, macht es nicht Sinn, als Anfänger klassische Musik langsam kennenzulernen?

    Ich vermute ja mal, dass 95% aller Capricciosis schon als Jugendliche angefangen haben klassiche Musik zu hören und dementsprechend langsam vorgegangen sind. Mittlerweile aber so viel allgemeine Hörerfahrung haben (vielleicht auch über das eigene Hörverhalten, Denkverhalten im Bezug auf Musik) dass sie Zusammenhänge, Melodien und was es da noch so alles gibt, problemlos auch bei einer Erstbegegnung heraus hören.

    Etwas was für mich noch arg kompliziert und ganz viel Neuland ist. Zumindest das bewusste heraus hören. Und auch bewusstes interpretieren von Musik. In der Hoffnung, dass ihr versteht, was ich meine. :)

    Und mein Gedanke war, dass es dafür, für mich, sehr viel sinniger ist, sich auf weniger Komponisten und Werke zu konzentrieren. Und nicht immer neues kennenzulernen, sondern das was spontan gefällt erst mal besser kennenzulernen, zu vertiefen, Erfahrungen zu sammeln. Und je mehr ich das hier versuche zu formulieren, desto sinniger scheint es mir zu sein. :jaja1:

    Du kannst es jetzt doch so machen: maximal 2-3 Einspielungen pro Werk, um dich erstmal mit der Komposition zu beschäftigen. Und wenn du etwas gut kennst, kannst du die anderen Einspielungen peu a peu dazuholen.

    so wird es laufen. :)

    Viele Grüße, Michael

  • "langsam" ist natürlich relativ. Kennen/Kennenlernen sind auch sehr dehnbare Begriffe. Die heutigen Möglichkeiten durch Streaming oder Youtube gab es bis vor kurzer Zeit natürlich nicht. Zwar hätte man den ganzen Tag Radio hören können, aber da konnte man das Programm nicht selbst aussuchen und viele Einsteiger hätten bei etlichen Stücken vermutlich mindestens mental "abgeschaltet" oder auf Durchzug gestellt.
    Es wäre faszinierend zu lesen, wenn ich als Teenager ein Hörtagebuch geführt hätte, aber so etwas ist mir natürlich nicht in den Sinn gekommen. Zwar habe ich ein ziemlich gutes Gedächtnis und selbst gekaufte CDs (und vorher ein paar MCs) kann ich rekonstruieren und ich weiß auch noch die meisten LPs, die mein Vater schon vorher hatte. Aber dazu kam eben irgendwann noch das Radio und auch Freunde und Bekannte, bei denen ich Sachen gehört oder überspielt habe, und die Erinnerung an die zeitliche Abfolge und Dichte des Kennenlernens ist ziemlich vage. Ich habe auch in diesen ersten zwei bis vier Jahren manches relativ schnell "abgehakt", weil es mich nicht oder nicht mehr interessiert hat. So hatten wir eine billige LP mit Rachmaninoffs 2. KK, aber das habe ich wohl ein paarmal gehört und entschieden, dass mich zB Beethoven und Mozart mehr interessierten, vielleicht auch wegen der Tonqualität nicht überspielt und dann wurden aus praktischen Gründen die LPs weitgehend irrelevant und ich habe Rachmaninoff für viele Jahre nicht mehr beachtet.
    Jedenfalls gibt es nicht wenige Werke, über die ich im Konzertführer Beschreibungen gelesen habe, lange bevor ich sie zum ersten Mal hörte. Was schon seltsam ist, da man eine vage Vorstellung entwickelt, die mit dem Stück natürlich kaum etwas zu tun hat.
    Andererseits habe ich, nicht ganz am Anfang, da war ich noch zu unkundig, aber nur wenig später, auch ziemlich viel an Kommentarliterature, Partituren etc. herangezogen. Ich habe zB im Frühsommer 1989 auf Klassenfahrt in Berlin in Ostberlin einen Band mit Noten für die Beethovensonaten (16-32) gekauft, denn man musste ja den Zwangsumtausch ausgeben. Ich hatte, außer in Radiomitschnitten, sicher nicht mehr als eine Handvoll der Sonaten auf Tonträgern. Ich konnte auch gerade Klaviermusik nur schwierig in Partitur mitverfolgen, dennoch habe ich mit der Zeit in viele von Hand Taktzahlen eingetragen, um ggf. Kommentare etc. nachvollziehen zu können. Dazu einen "Konzertführer Beethoven". Es gab auch von Goldmann/Schott die Partituren mit Kommentaren, in dieser Reihe sogar eine Einführung ins Partiturlesen. Und wenn man einige Werke exemplarisch mit Paritur und Kommentar sich relativ genau erschlossen hat, erleichtert das natürlich den Zugang auch zu anderen Werken. Zumal wenn man, wie ich damals ,sich erstmal hauptsächlich auf Wiener Klassik bis Spätromantik beschränkt.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

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