Zu viel Abwechslung, um ein Werk kennenzulernen

  • Wollte eigentlich schauen, ob es einen Thread gibt über Lieblingsfassungen der einzelnen Winterreise-Lieder, und bin bei diesem Thread "hängengeblieben".
    War recht verdutzt über Dein für mein Empfinden arg "verkopftes" Problem, @Friese .
    Ob es noch aktuell ist bei Dir? Ist ja inzwischen schon einige Zeit vergangen.

    @Josquin Dufay hat in Post #37 geschrieben:
    "In meinen Anfangszeiten habe ich sehr schnell zwei Dinge begriffen:
    1. Klassische Musik ist ein sehr weites Feld
    2. Man muß seinen eigenen Weg gehen
    Die Strategie, wie du vorgehst, ist dir selbst überlassen - weil es sich nach deinen Bedürfnissen, Wünschen und Affinitäten richtet."

    -- Wie wahr!

    Ergänzung:
    Das Leben ist zu kurz, um auch nur annähernd "alle" bekannten Stücke kennenzulernen.
    Daher: Mut zur Lücke!
    Kenne inzwischen zwar einiges, aber so vieles auch noch nicht. Ja und? Ist nicht schlimm!
    Aber was ich kenne, kenne ich oft für mein Empfinden "richtig gut", und es bereitet mir viel Freude, bereichert mich innerlich sehr.

    ... Genauso wie mir erst einmal klar werden musste, dass mein Zugang kein analytischer sondern ein emotionaler ist. Was aber natürlich für die Unterhaltung über Musik in Foren eher hinderlich ist.

    Würde ich nicht so sehen, Friese. Mein Zugang zu Musik ist ein rein emotionaler. Und habe trotzdem sehr viele sehr wertvolle Anregungen, Tipps etc hier im Forum bekommen.

    ...

    Auch auf die Gefahr hin, dass ich bei einigen Capricci in Ungnade falle.
    Ist es wirklich immer so wichtig ein Werk in und auswendig zu kennen? Ich liebe die Brahms Sinfonien, aber muss ich sie deswegen Note für Note im Kopf haben? Ein Werk kennenlernen heißt für mich: Was mir gefällt höre ich öfter und erkenne es dann natürlich auch wieder. Ok, einzelne ganz besondere Pasagen kann ich auch mitsummen. :) Für mich ist Vergleichshören ein interessantes Herangehen um ein Werk näher kennen zu lernen. Allerdings will auch das Vergleichshören erst gelernt sein.

    Letztendlich ist deine eigene momentane Stimmung wichtig. Ob dir nach Beethoven oder nach Hindemith ist, ist eigentlich egal. Genieße die Musik, dann kommst du ihr auch nahe.

    Liebe Grüße
    Maggie

    Maggies Worten stimme ich zu 100% zu!

    Tipp: Neue Klassik-Stücke über YouTube kennenlernen, und erst kaufen, wenn man sie wundervoll / toll / must unbedingt have findet.
    Dann stellt sich Dein Problem gar nicht.

    Neue Stücke höre ich oft rauf und runter, runter und rauf, kann gar nicht genug bekommen, sauge mich voll wie ein Schwamm.
    Dann erst mal "gesättigt" und etwas Pause. Aber die Musik ist dann bereits fest in mir "drinnen" "verankert" / "eingebaut".

    Viel STRESSFREIE Freude mit / an der klassischen Musik wünscht Dir

    :wink:

    amamusica

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


  • Schade.

    Gar nicht schade, die meisten Opern halte ich für Zeitverschwendung.

    On topic: Ich würde sagen, dass man dann erst anfangen kann, ein Werk kennenzulernen, wenn man wirklich jede Note kennt (sehr gut "voraushören" kann und merkt, wenn das Orchester oder der Solist falsch spielt). Also dass jede Note zu kennen, eine Voraussetzung dafür ist, dass man überhaupt erst beginnen kann, dieses Werk kennenzulernen.

    Ich kenne z.B. in der Elektra von Strauss jede Note und entdecke trotzdem immer Neues darin.

    Aber natürlich "kenne" ich oberflächlich sehr viel mehr Musik. Aber die kenne ich halt nicht wirklich, finde ich.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • On topic: Ich würde sagen, dass man dann erst anfangen kann, ein Werk kennenzulernen, wenn man wirklich jede Note kennt (sehr gut "voraushören" kann und merkt, wenn das Orchester oder der Solist falsch spielt). Also dass jede Note zu kennen, eine Voraussetzung dafür ist, dass man überhaupt erst beginnen kann, dieses Werk kennenzulernen.

    Ich kenne z.B. in der Elektra von Strauss jede Note und entdecke trotzdem immer Neues darin.

    So unterschiedlich sind die Menschen, kann ich dazu nur sagen, @Sadko!

    Aber vielleicht ist die Herangehensweise gar nicht so unterschiedlich. Neue Stücke höre ich wieder und wieder und wieder und wieder, RICHTIG RICHTIG oft, quasi im "Dauer-Durchlauf", bis ich "alles" "verinnerlicht" habe.
    Zwar ohne Noten vor der Nase, aber letztlich kommt es ja aufs selbe hinaus.
    Wobei ich weniger auf die einzelnen Noten achte als auf die "Linien", die verschiedenen "Stränge", und wie sie kunstvoll miteinander "verwoben" sind. Das geschieht aber automatisch, beim vielen Hören.
    Bei mir also nicht von der Note zum Werk, sondern umgekehrt vom Werk zur Note, sozusagen. Und liege dabei nicht auf der Lauer, wo möglicherweise irgendwann mal eine falsche Note auftaucht.

    Eher, wie wunderschön und packend es ist, dass - zB bei Mahler - dann irgend etwas genau im richtigen Moment "auftaucht", musikalisch so richtig das "Tüpfelchen auf dem i", oder wie toll Mahler es schafft, musikalische Wechsel herbeizuführen, wie immer man das ausdrücken soll. Wie da etwas fehlen würde, wenn nicht genau in dem Moment der Paukenschlag kommt, und so.

    Bei mir ist es wichtig, mit der Musik "mitzuschwimmen", sich in der musikalischen Strömung "treiben" / "mitreißen" zu lassen, wie immer man das ausdrücken soll. "Voraushören"? Nein, auch wenn ich natürlich genau weiß, wie es weitergeht.
    Bei Musik finde ich, ist es wichtig, im "hier und jetzt" zu hören.

    Kurz und gut, "Jede Note kennen" als eine Voraussetzung dafür, dass man überhaupt erst BEGINNEN (!) kann, ein Werk kennenzulernen", geht für mein Empfinden am Wesen des Musik-Hörens vorbei.
    Musik wirkt doch gerade dadurch, dass über Musik ein direkter emotionaler Zugang möglich ist, ohne Umwege über "verkopfte" "Gehirnwindungen", also direkt rein in Bauch, Herz und Seele.

    Aber jedem das seine, letztlich völlig egal, jeder hört so, wie er gerne möchte! :)

    :wink:

    amamusica

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


  • Mir ist heute gerade folgendes passiert: Ich las im American Record Guide eine Rezension über eine CD mit Orchesterwerken des mir nicht geläufigen deutschen Komponisten Kurt Albrecht. Die Beschreibung seiner Musik weckte mein Interesse und als erwähnt wurde, dass es auch Aufnahmen seines 2. und 3. Streichquartetts gibt, fing ich an zu recherchieren, wo diese Aufnahme greifbar sein könnte. Bei meinen Recherchen stiess ich auch auf einen acht Jahre alten Artikel im Taminoforum über das 3. Streichquartett. Und musste feststellen, dass er von mir ist. :D

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

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