Literatur ist systemrelevant!

  • Und ich dachte, der Zeit-Artikel wäre ein April-Scherz. Wirklich ernst gemeint? Kann ich kaum glauben, so offensichtlicher Quatsch wird da verzapft.

    :megalol:

    Das ist in der Tat die plausibelste Erklärung für dieses Konglomerat von Humbug und Pseudo-Argumentation ...

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Wer die Kiyak ernst nimmt, dem ist eh nicht mehr zu helfen.

    Und ich dachte, der Zeit-Artikel wäre ein April-Scherz. Wirklich ernst gemeint? Kann ich kaum glauben, so offensichtlicher Quatsch wird da verzapft.

    Das ist in der Tat die plausibelste Erklärung für dieses Konglomerat von Humbug und Pseudo-Argumentation ...

    Schon bemerkenswert, welch wütende Beißreflexe der Zeit-Artikel auslöst. Wir leben in nervösen Zeiten...

    :huh:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • :megalol:

    Das ist in der Tat die plausibelste Erklärung für dieses Konglomerat von Humbug und Pseudo-Argumentation ...

    Gruß
    MB

    :wink:

    ich fürchte, die Frau Kiyak meint das ernst. Es gab Zeiten, da war Die Zeit was besseres als ein undifferenziert hingeworfener blog. Und die Zuschriften etwas intellektueller.
    Allerdings stelle ich mir die Frage, warum im Zeitalter des elektronischen Publizierens Autoren überhaupt noch einen Verlag benötigen. Und einen Buchladen zum Vertrieb.
    Ok: Vermarktung. Und Qualitätskontrolle (ist aber vielleicht auch nur ein Bestandteil der Vermarktung). Und die Haptik des Buches, der auch ich verfallen bin. Aber wird das auf lange Sicht reichen?

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Lieber Gurnemanz, weder wütend noch Beißreflex. Nur das Erstaunen darüber, dass die Zeit solch niveauarmes Geschreibsel überhaupft veröffentlicht wird und erst Recht darüber, wie viele sich dem anschließen. Zur Vermeidung von Missverständnissen: Es geht mir nur um die sehr schwache Argumentation. Selbstverständlich hoffe auch ich, dass möglichst viele Läden überleben werden.

    Zur oben gemachten Feststellung, dass der Buchladenbesuch nicht gefährlich sei. Die aktuelle Vorgehensweise der Regierung besteht eben darin, jedes nicht notwendige Verlassen des Zuhauses zwecks Kontaktvermeidung zu vermeiden. Je weniger Menschen auf der Straße, umso besser. Von dieser Logik her betrachtet, ist ein Buchladenbesuch eben nicht notwendig, mag die konkrete Transaktion im Geschäft auch vergleichsweise ungefährlich sein. Persönlich folge ich dieser Logik auch nicht, das habe ich anderenorts schon ausgeführt.

    Ein kontrolliertes Wiederöffnen der Geschäfte ab Mai ist wahrscheinlich (nur zwei Kunden gleichzeitig im Geschäft, in Restaurants nur jeder zweite Tisch etc.), wird leider aber mit Enttäuschungen verbunden sein. Die Einnahmeausfälle der potentiellen Kunden sind aktuell so massiv, dass nur wenige Kunden im Mai schon wieder groß einkaufen gehen werden.

    P. S.: Der Thread hat aber immerhin etwas Gutes bewirkt: Ich habe gerade bei meiner örtlichen, kleinen Buchhandlung ein Buch online bestellt. Sollte jeder von uns heute einfach mal machen. Kleine Solidarität. Kürzlich erst habe ich übrigens mein Cello zum Geigenbauer gebracht: durchchecken und sonstige Kleinigkeiten (neue Saite). Auch ein Sache, die man machen kann. Ihr könnt euch vorstellen, dass der Geigenbauer ebenfalls nicht fröhlich über die Siutation ist.

  • Zur Vermeidung von Missverständnissen: Es geht mir nur um die sehr schwache Argumentation.

    Gut, darüber läßt sich diskutieren, und auch ich bin mir nicht sicher, ob das alles so stimmig ist, was Frau Kiyak da schreibt. Mir geht es nur um den Stil der Kritik, nicht um die Kritik selbst.

    Der Thread hat aber immerhin etwas Gutes bewirkt: Ich habe gerade bei meiner örtlichen, kleinen Buchhandlung ein Buch online bestellt.

    :top: Ebendas werde auch ich tun, sobald ich wieder ein Buch (oder mehrere) kaufen werde. Eine kleine Liste habe ich schon. Und der Laden liefert auch: https://www.utes-buecherstube.de/

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
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    Helmut Lachenmann

  • ad Bustopher:
    Es wäre mir neu, das Verlage Druckereien sind. ?(

    natürlich sind sie das nicht. Aber in der alten Welt war Publizieren mit Kapitaleinsatz verbunden, z.B. für Drucken, Binden und Vertrieb und daher auch mit einem Kapitalrisiko. Das hat der Verleger getragen, und auch die Organisation der entsprechenden Tätigkeiten übernommen, Das war seine Existenzberechtigung und sein Geschäftsmodell. Das entfällt aber bei elektronischer Publikation weitgehend. Serverkosten sind auch für Autoren erschwinglich.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Ist es richtig, was Frau Kiyak schreibt, dass in Berlin (und Sachsen) die Buchhandlungen nicht schließen mussten? Ist mir noch garnicht aufgefallen, wenn es so sein sollte.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Ja, und damit verliert der stationäre Buchhandel sämtliche Vorteile, die er durch Sortimentsauswahl und Beratung gegenüber den großen Online-Händlern hat. Das mag ja in der Krise für ein paar Tage oder höchstens Wochen möglich sein

    Wir reden zur Zeit nur von Wochen. Und was den Zeitraum angeht, wird es v.a. die Einzelhändler treffen, die sowieso finanziell auf wackeligen Füßen stehen und auch in normalen Zeiten nicht mehr lange überlebt hätten.

    Da habe ich komplett andere Erfahrungen.

    Du Glücklicher! Fahr mal irgendwo hin und geh in eine x-beliebige Buchhandlung. Wenn du den Besitzer antriffst - kein Problem. Aber die Angestellten, die in der Regel nur schlecht bezahlte Aushilfen sind, da sieht es schon ganz anders aus.

    Solche Ansichten machen die Sache bequem, und zwar für die gesellschaftlichen Gruppen, denen der ganze Kultur-Mist sowieso zu lästig, aufmüpfig oder schlicht zu teuer ist.

    Ich glaube eher, dass ich die Sache realistisch sehe. Wir leisten uns Kultur und unterstützen sie finanziell sehr stark, was auch richtig und wichtig ist. Keine Frage! Und sehr viele Menschen nehmen sie auch in Anspruch. Aber - wir haben hier im Landkreis eine Kultureinrichtung, die deutschland-, vielleicht sogar europaweit einzigartig ist. Und dann schau dir mal an, wieviele Menschen sie besuchen oder überhaupt kennen. Sie soll nun erweitert werde. Der Bund gibt 5 Mio., der Landkreis und das Land müssen auch diese Summe aufbringen. Und sofort geht die Diskussion einschließlich Bürgerinitiativen los. 'Damit könne man KiTa's ausstatten.', 'Damit könne man Schulen verbessern.', 'Was ist mit unseren kommunalen Einrichtungen, die brauchen auch Geld.', 'All die Besucher, die kommen.', 'All die Bäume, die gefällt werden.' und so weiter. An die Einmaligkeit dieser kulturellen Einrichtung denken sie nicht. Wenn ich es abschätzen müsste, sind wohl ca. 10% dafür, 10% dagegen und 80% weiß überhaupt nicht, worum es geht. Spiel das Szenario in Gedanken mal mit einem Sportplatz durch.
    Wir brüsten uns gerne mit 'Kulturnation'. Wenn ich aber mit Menschen spreche, finden sie es fürchterlich, dass der Friseur geschlossen ist und dass es kein Klopapier gibt. Dass die Buchhandlung, das Kino, das Museum geschlossen haben, dass sie keine Konzerte besuchen können, taucht im Gespräch nicht unbedingt sofort auf.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Das Problem ist tatsächlich das Überleben der kleineren Buchhandlungen. (Thalia wird sicher nicht eingehen.) Aber das wird durch Corona lediglich verschärft, es war ja auch vorher schon so. Natürlich ist es schön, in der Buchhandlung zu stehen, in den Büchern zu blättern, den Buchhändler nach Empfehlungen zu fragen (wenn er kompetent genug ist, was freilich auch seltener wird). Aber darauf kann man auch mal für einige Zeit verzichten, Es ist ja nicht für immer.

    :top:

    Übrigens ist da noch ein Unterschied zwischen Obst oder Gemüse und Büchern: Obst und Gemüse wasche ich auch in normalen Zeiten, bevor ich sie verwende. Mit neugekauften Büchern habe ich das noch nie gemacht.

    Und die sind in der Regel, so unglaublich umweltfreundlich ^^ , eingeschweißt. Die Hülle nehme ich dann ab, wasch mir die Pfoten und los geht's.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Nun

    Und die sind in der Regel, so unglaublich umweltfreundlich , eingeschweißt.

    In letzter Zeit haben doch viele Verlage davon Abstand genommen.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Nun

    In letzter Zeit haben doch viele Verlage davon Abstand genommen.
    maticus

    Das stimmt, hat sich aber leider noch nicht bei allen herumgesprochen. Ist aber ein schöner Trend.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Nun

    In letzter Zeit haben doch viele Verlage davon Abstand genommen.

    maticus

    früher waren Bücher in Papier eingeschlagen.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Auch der bezahlte Fußball hält sich offenbar für systemrelevant.

    https://www.spiegel.de/sport/fussball…e=pocket-newtab


    Letztlich wäre dies meine Sorge, wenn man die Buchhandlungen (vor anderen Geschäften) selektiv kontrolliert öffnen würde (und dies mit Verweis auf die hohe kulturelle Bedeutung des literarischen Lebens): dass es Nachahmer in dieser Argumentation geben dürfte.

    Wenn man unter bestimmten Auflagen wieder in die Buchhandlungen dürfte, warum soll man dann nicht auch z. B. eine Bar unter strengen Auflagen wieder öffnen dürfen (also mit Abstand, Begrenzung der Personenzahl, Schutz des Personals etc.)? Warum nicht auch das örtliche Programmkino, halt erneut unter strengen Auflagen? Ich war in unserem hiesigen Programmkino schon in Vorführungen, die so leer waren, dass jeder epidemiologische Rat zum Coronavirus unfreiwillig umgesetzt war. :D

    Und so erklärt sich jetzt halt auch der Fußball (wenn auch vielleicht nicht in expressis verbis) letztlich für "systemrelevant". Leidenschaftliche Fußballfans sind wahrscheinlich von der Schlüssigkeit dieser Argumentation überzeugt und würden - angesichts unserer Diskussion zu Buchhandlungen - vielleicht einfach darauf verweisen, dass für sie Fußball das ist, was für viele hier Bücher sind - nämlich Ausdruck kulturellen Lebens.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Problematisch ist es offensichtlich, allgemeinverbindlich entscheiden zu wollen, was zum "kulturellen Leben" dazugehört und was nicht.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Leidenschaftliche Fußballfans sind wahrscheinlich von der Schlüssigkeit dieser Argumentation überzeugt und würden - angesichts unserer Diskussion zu Buchhandlungen - vielleicht einfach darauf verweisen, dass für sie Fußball das ist, was für viele hier Bücher sind - nämlich Ausdruck kulturellen Lebens.

    Es ist noch krasser: Fußball ist so wichtig, dass sogar in einem Klassikforum darüber diskutiert wird. Während in einem Fußballforum ganz sicher nicht über Klassik diskutiert wird. Allenfalls über Haydn, aber selbst da bin ich mir nicht sicher.


    Thomas

  • Problematisch ist es offensichtlich, allgemeinverbindlich entscheiden zu wollen, was zum "kulturellen Leben" dazugehört und was nicht.

    :wink:

    Interessanterweise wird in diesen Fällen beflisstentlich ignoriert, dass wir uns vom früheren engen Kulturbegriff doch lange verabschiedet haben wollten. Begreift man Kultur postmodern weit (hach, dieses Wort musste mal wieder sein), gibt es für die Bevorzugung von Buchläden im Vergleich zu xy-Läden wenig Grund.

    Es ist noch krasser: Fußball ist so wichtig, dass sogar in einem Klassikforum darüber diskutiert wird. Während in einem Fußballforum ganz sicher nicht über Klassik diskutiert wird. Allenfalls über Haydn, aber selbst da bin ich mir nicht sicher.

    Vergiss nicht, dass der Triumphmarsch in Stadien, besonders in italienischen, äußerst populär ist. Trompeter trompeten heiter die Weise, der Nachbar hofft, er werde bald leise.

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