Literatur ist systemrelevant!

  • Interessanterweise wird in diesen Fällen beflisstentlich ignoriert, dass wir uns vom früheren engen Kulturbegriff doch lange verabschiedet haben wollten. Begreift man Kultur postmodern weit (hach, dieses Wort musste mal wieder sein), gibt es für die Bevorzugung von Buchläden im Vergleich zu xy-Läden wenig Grund.

    Essen im Restaurant ist Ausdruck von Kultur, Mode ist Ausdruck von Kultur, Kegeln in der Kneipe ist Ausdruck von (Volks-) Kultur usw. Letztlich kommen wir damit wohl nicht weiter, weil alle Einzelhändler mit gewissen Recht auf diese Sichtweise pochen können. Also die Bevorzugungen von Buchhandlungen wird man auf dieser Schiene nicht begründen können. Bleibt nur, alle Geschäfte unter mehr oder weniger strengen 'Besuchsmöglichkeiten' wieder zu öffnen und das wird nach dem 19.04. auch kommen.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Bücher kann man auch in elektronischer Form lesen.

    Stimmt - kann man, muss man aber (zum Glück!) nicht. Ich habe eine unheilbare Abneigung gegen E-Books, auch wenn ich deren Vorzüge durchaus sehe.

    Was den 'übermächtigen Online-Handel' angeht, liegt es aber in unserer Hand.

    Was meint ihr, wie froh ich bin, wenn ich wieder 'richtig' einkaufen gehen kann!

    Auch der bezahlte Fußball hält sich offenbar für systemrelevant.

    Das Problem: er ist es!
    1.) unter dem Aspekt 'panem et circenses'
    2.) weil zwar statistisch gesehen wohl mehr Menschen ins Theater als in Fußballstadion gehen, aber beim Fußball entschieden mehr Geld fließt und auch hängenbleibt.

  • Hier die neueste Peinlichkeit dieser Kiyak:
    https://www.zeit.de/kultur/2020-04…na-krise-konsum

    Wobei ich gar sagen kann, was mich mehr ekelt: Die Aufgeblasenheit dieser Möchtegern-Aufsteigerin. Oder die Zustimmung eines Teils der Leserschaft.

    Vor ein paar Monaten schrieb mal ein anderer Autor, er hätte Probleme, weil er mit seinen Eltern nicht mehr vernünftig reden könne, seit er studieren würde. Er sei der erste Akademiker in seiner Familie, und seine Eltern hätten so einen beschränkten Horizont. Der meinte das ernst.

    Wie tief kann eine ehemals angesehene Wochenzeitung eigentlich noch sinken?


    Thomas

    PS: Wenn die "Dieters" aufhören würden zu arbeiten, würden die "Kiyaks" eingehen wie Primeln.

  • Hier die neueste Peinlichkeit dieser Kiyak:
    https://www.zeit.de/kultur/2020-04…na-krise-konsum
    Wobei ich gar sagen kann, was mich mehr ekelt: Die Aufgeblasenheit dieser Möchtegern-Aufsteigerin. Oder die Zustimmung eines Teils der Leserschaft.

    Hab grad den Wikipedia-Artikel der (mir glücklicherweise völlig unbekannten) "Schriftstellerin" gelesen. Wieso darf sie, die sie in einer Kolumne einen anderen Menschen als "lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur" bezeichnet hat, überhaupt noch irgendwo irgendwas publizieren?! Damit disqualifiziert man sich ja bis ans Lebensende.
    Naja, einige Journalisten sitzen schon SEHR im Elfenbeinturm - siehe auch die von Dir geschilderte Äußerung des Studenten (für mich völlig unverständlich; ich studier zwar auch, kann aber vollkommen normal mit meiner Familie reden, die nicht studiert hat). Da kann man sich nur an den Kopf greifen. Ärgerlich ist, dass wir das mitsubventionieren, ob wir wollen oder nicht.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Das Menschen nach einem "gesellschaftlichen Aufstieg" ihre Herkunft vergessen bzw. verstecken wollen ist kein neues Phänomen. Ein Problem besteht sicherlich darin, daß man als Akademiker verlernt, gegenüber normalen Menschen zu argumentieren. Da ist oft die Beschäftigung mit einem Thema nicht so tiefschürfend und man muß mehr erklären und nicht sich hinstellen und sagen, der/sie/es ist zu blöd.

  • Naja, abgesehen von ein paar (wenigen) Aussagen, die eine gewisse Richtigkeit haben, ist der Text eher auf Stammtisch-Niveau (also etwas für "Dieters") und auf dem Niveau einer Witzigkeit eines Mario Barth. Aber vielleicht verstehe ich den Humor von Frau Kiyak nicht, falls der Text als solcher gemeint gewesen sein sollte.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Ich weiß nicht, wie oft ich von der Oberstufe bis Uni gehört habe, dass man irgendwas erst dann wirklich verstanden hat, wenn man es auch dem Hausmeister erklären könne. Das ist natürlich streng genommen falsch, denn selbstverständlich gibt es Sachen, die so voraussetzungsreich sind, dass man sie nur mit solchen Verzerrungen vereinfacht erklären kann, dass die eigentlichen Pointen verloren gehen. (Oder es dauert eben stunden- bis semesterlang.) Und es gibt auch Leute, die Sachen selbst sehr gut verstehen und anwenden, aber nur schlecht erklären können. Das sind durchaus unterschiedliche Fähigkeiten. (Es gibt eine Anekdote über Dirac, dass er, als er gebeten wurde, eine Herleitung o.ä. doch bitte nochmal zu erklären, wörtlich exakt dasselbe gesagt oder an die Tafel geschrieben hätte wie bei der ersten Erläuterung.)
    Darum geht es in dem Text aber wohl kaum, sondern nur um Arroganz gegenüber bestimmten Lebensstilen (das ist eine billig-vulgäre und dünkelhafte Kritik der kapital. Konsumgesellschaft) zusammen mit Totschlag(pseudo)argumenten (und ein paar recht banalen korrekten Anmerkungen, etwa dass die üblichen Verdächtigen wieder Milliarden an Staatsknete sich zuschustern lassen).

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Danke für den Link. Ein schöner Artikel. Ich habe es dem siebenjährigen Fabrizio gleich getan und mir ein Buch von Sepúlveda bestellt.

    :wink: Talestri

    One word is sufficient. But if one cannot find it?

    Virginia Woolf, Jacob's Room

  • Darum geht es in dem Text aber wohl kaum, sondern nur um Arroganz gegenüber bestimmten Lebensstilen (das ist eine billig-vulgäre und dünkelhafte Kritik der kapital. Konsumgesellschaft) zusammen mit Totschlag(pseudo)argumenten (und ein paar recht banalen korrekten Anmerkungen, etwa dass die üblichen Verdächtigen wieder Milliarden an Staatsknete sich zuschustern lassen).

    ach, vielleicht kann man's abwarten. Mich bettelt Die Zeit seit Monaten fast täglich an, ob sie mir nicht ein kostenloses Probeabo...? Vielleicht muß die Frau Kiyak ja demnächst selber zum Spargelstechen. Dann kann sie dort Dieter näher kennenlernen, der das ja auch soll. Wenn's nach ihr ginge. Vielleicht freunden sie sich ja an - ihre jeweilige Weltanschauung würde ja schon mal das gleiche Komplexitätsniveau aufweisen.

    Ich wüsche mir die Zeiten zurück, als in der Zeit noch Leute geschrieben haben wie Theo Sommer, Walter Jens, Gräfin Dönhoff oder Robert Leicht.
    Aber: Kiyak schreibt ja gar nicht für "Die Zeit", sondern für "Zeit online", "das Organ mit Themen für eine jüngere Zielgruppe"....
    (waren wir damals nicht auch "jünger"...? ...und Leicht erst 26, als er Leitartikler für die Süddeutsche wurde...? Ach nee, sorry, hab's vergessen: Unsere Generation ist ja die, die an allem schuld ist. Vor allem an der "Normalität")

    Nun ja: Wenn ich die Kommentare in den diversen online-Ablegern lese (nicht nur von "Die Zeit", nicht nur in Corona-Zeiten, auch auf Beiträge mit einer differenzierten Sichtweise), dann verliere ich mittlerweile ohnehin den Glauben an die Menschheit. Und der kommt auch nicht wieder, bei der Nachricht eines runs auf italienische Buchläden.
    Ein Zeichen wohl, daß ich alt werde... ;(
    Vielleicht liegt's aber auch daran, daß sich die Menschheit nicht ändert. Auch wenn's eine kurze Zeit mal so ausgesehen hat, daß sowas passieren könnte. Auch auf dem Pavianfelsen haben diejenigen das Sagen, die am lautesten auf den Putz hauen.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Ich wüsche mir die Zeiten zurück, als in der Zeit noch Leute geschrieben haben wie Theo Sommer, Walter Jens, Gräfin Dönhoff oder Robert Leicht.
    Aber: Kiyak schreibt ja gar nicht für "Die Zeit", sondern für "Zeit online", "das Organ mit Themen für eine jüngere Zielgruppe"....


    Ja, "Zeit online" ist sowas wie das intellektuelle Sibirien der "Zeit". Dort schreiben diejenigen, bei denen es für die gedruckte "Zeit" nicht reicht, deren Schreibe aber für irgendeine hippe Jungendpostille und Themen wie Tinder oder Intimpiercings zu uncool ist.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

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