Gemeinsames Musizieren in Corona-Zeiten

  • Nein - während ich im Frühjahr im ersten "Lockdown" im festen Willen, in den ganzen Tag, die ganze Woche nur zu Hause zwischen Schreibtisch, Küche und Fernseher irgendwie Struktur zu bringen, konsequent jeden zweiten Tag geübt habe, haben mich dann die Reperaturbedürftigkeit meiner Oboe und die fehlenden Möglichkeit, mit anderen zusammen zu spielen und sich hören zu lassen, doch wieder aufhören lassen. Ich habe meine Oboe seit sicherlich einem Dreivierteljahr kaum mehr angefasst.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Meine Lehrerin hat bei mir gerade gestern nachgefragt, ob ich bei ihr jetzt Online-Unterricht nehmen möchte. Ich habe abgelehnt. Ich glaube, dass das für mich wenig Wert hätte.

    Überhaupt: war ich anfangs dieses letzten Lockdowns guter Dinge, was häusliches Üben anbetrifft (meine Klarinetten und Mundstückkombo sind momentan sehr gut eingestellt), ist meine Motivation nun völlig versandet. Stattdessen betreibe ich momentan sehr aktiv Mathe. Das klingt zwar nicht so schön, aber dafür habe ich da desöfteren Erfolgserlebnisse. Aber ansonsten geht mir diese nahezu völlige Kontaktlosigkeit doch ziemlich auf die Nerven. Meine Studierenden sehe ich nicht (es sei denn -- was seltenst vorkommt -- sie schalten ihre Kamera ein), meine Kollegen sehe ich schon seit 3 Monaten höchstens einmal wöchentlich per Videokonferenz. Die Monate davor war es (Semesterferien) noch viel seltener. Aber auch sonst hat man ja kaum menschliche Begegnungen. Nun bin ich ja sowieso eher ein Einzelgänger, der nur wenige Kontakte braucht. Aber das nun geht selbst mir allmählich auf die Nerven. Wie soll es da bloß extrovertierteren Person gehen, die sich kaum allein zu beschäftigen wissen?

    Auf der anderen Seite: Diese halbherzigen Lockdowns bringen ziemlich wenig und könnten sich jetzt noch Jahre hinziehen. Ich hätte eine deutliche schärfere Gangart da doch deutlich bevorzugt. Hier scheint jeder Bürgermeister oder Landrat seine eigenen Regeln zu haben. Das kann es wirklich nicht sein. Da stelle ich mir doch eher asiatische Problemlösestrategien (in dieser Notsituation!) deutlich attraktiver (weil zielführender) vor. Deswegen appelliere ich: bleibt doch einfach zuhause und lasst es mit dem gemeinsamen Musizieren und anderen gemeinsamen Dingen. Sonst endet das nie.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Meine Lehrerin hat bei mir gerade gestern nachgefragt, ob ich bei ihr jetzt Online-Unterricht nehmen möchte. Ich habe abgelehnt. Ich glaube, dass das für mich wenig Wert hätte.

    Hast Du dabei auch daran gedacht, dass Deine Lehrerin demnächst vielleicht arbeitslos ist und schlimmstenfalls für lange Zeit bleibt, wenn zu viele Schüler solche Notangebote ablehnen? Du könntest doch wenigstens mal probieren, welchen Wert das für Dich hätte.

  • Das sind ja trübe Aussichten hier. ;(

    Mir geht es einfach viel besser, wenn ich täglich etwas spiele. Aber icht treffe mich auch noch phyisch mit Leuten, um gemeinsam zu musizieren. (Dabei werden Sicherheitsabstände eingehalten und gegen keine Coronaregelungen verstossen. Anreise erfolgt meistenteils mit dem Fahrrad. Zum Trio fahre ich mit dem Zug aber zu einer Zeit, wo der fast leer ist.)

    Im ersten Lockdown hatte ich virtuellen Unterricht. Das war zwar nicht super, aber doch besser als nichts. Mein Lehrer konnte mir zuhören und korrigieren. In der Kamera sah er auch meine Haltung, oder er konnte mir die passenden Griffe zeigen. im Moment habe ich (noch?) Präsenzunterricht, aber falls nötig, würde ich auf jeden Fall wieder virtuelle Stunden nehmen statt ganz darauf zu verzichten.
    Mein Lehrer ist nicht auf das Geld angewiesen. Er ist Pensionär und unterrichtet vor allem aus Freude and der Tätigkeit, sowei ich weiss. Dennoch halte ich Christians Einwurf für bedenkenswert. Aber Du hast Dir sicherlich selbst schon Gedanken in diese Richtung gemacht, lieber maticus.

    Hudebux

  • Mein Lehrer ist nicht auf das Geld angewiesen. Er ist Pensionär und unterrichtet vor allem aus Freude and der Tätigkeit, sowei ich weiss. Dennoch halte ich Christians Einwurf für bedenkenswert. Aber Du hast Dir sicherlich selbst schon Gedanken in diese Richtung gemacht, lieber maticus.

    Ich wollte auch nicht das Gegenteil unterstellen. Es ist nur so, dass die allermeisten Musiklehrer nun mal auf das Geld sehr wohl angewiesen sind. Honorarkräfte an Musikschulen (und viele Musikschulen haben inzwischen quasi gar keine Festangestellten mehr) kriegen unmittelbar kein Geld mehr, wenn Eltern bzw. Schüler Online-Angebote ablehnen, private Lehrer natürlich sowieso nicht. So eine Situation hat einfach niemand vorhergesehen, weshalb die Unterrichtsverträge ganz auf Präsenzunterricht abgestimmt sind (inzwischen wird das vielfach geändert, was aber natürlich nur Auswirkungen für die Zukunft hat). In meinem Umfeld höre ich von vielen verständnisvollen Eltern bzw. Schülern, die oft auch froh sind, dass es überhaupt noch einen geregelten Termin jede Woche gibt, aber es gab auch z.B. den Fall, dass eine Mutter das Angebot einer Musikschule zum Online-Unterricht empört mit der Begründung zurückwies, dabei ginge es doch "nur" (wörtlich!) um die Existenz der Lehrer.

  • Hast Du dabei auch daran gedacht, dass Deine Lehrerin demnächst vielleicht arbeitslos ist und schlimmstenfalls für lange Zeit bleibt, wenn zu viele Schüler solche Notangebote ablehnen? Du könntest doch wenigstens mal probieren, welchen Wert das für Dich hätte.

    ziemlich berechtigte Frage.

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Ja, ich verstehe die Problematik doch. Aber erstens habe ich ein (schon bezahltes) 10er Ticket und nur noch eine Sitzung drauf, zweitens [...] sind bei mir noch einige andere Dinge zu klären. Erst wenn das geregelt ist, werde ich ein weiteres 10er Ticket kaufen. Mehr möchte ich jetzt wirklich nicht dazu schreiben...

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
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    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

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