ZITATERATEN: Konzert und Oper (ohne Komponisten über Komponisten)

  • Stimmt. Aber was ist das mit dem "historischen Ereignis" und dem Gemälde ...?

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ja! Und was war das für ein "Zirkus", in dessen Zusammenhang die Grande-Duchesse gespielt wurde? Und wer ist eigentlich M?

    Soll ich auflösen, oder wollt ihr noch rätseln?

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Bleibt M. Hier habe ich einen Verdacht auf Siegfried Kracauer ("Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit"), aber ich habe das Buch nicht gelesen und kann also nur blind mutmaßen.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Bleibt M. Hier habe ich einen Verdacht auf Siegfried Kracauer ("Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit"),

    :thumbup:

    Hier das Zitat:

    Auf die Erschießung Maximilians hin, die ein verfehltes Unternehmen drastisch abschloß, fielen sämtliche für den Sultan vorgesehenen Festlichkeiten aus; um ganz davon zu schweigen, dass die Kunde aus Mexiko manche Souveräne in Unruhe versetzte. Nur ein gekröntes Haupt brauchte nicht zu zittern: die Großherzogin von Gerolstein. Ihre Macht war fester gegründet denn je. Sie nahm die Huldigungen der Könige von Portugal, Bayern, Schweden entgegen, sie empfing in ihrer Theatergarderobe allabendlich Hoheiten kleinerer und größerer Länder. Die Garderobe war rosa tapeziert und enthielt außer den Hoheiten und der unentbehrlichen Zofe Joséphine mehrere Hunde. [...] Während ihre Herrin auf der Bühne stand, bewachten sie in der Garderobe einen Lederkoffer, in dem eine eiserne Kassette steckte, die viele kostbare Diamanten barg. Das innere Feuer der Diamanten zeugte von dem der Hoheiten, die sie der Großherzogin geschenkt hatten.

    Das ganze spielt sich in Paris während der Weltausstellung 1867 ab, was die Anwesenheit so vieler gekrönter Häupter in kurzer Zeit erklärt. Kracauers Buch ist weniger ein Komponistenprotrait als ein Sittenportrait der Stadt. Wer sich für die "Hauptstadt des 19. Jahrhunderts" interessiert oder auch dafür, wie das heutige Paris entstanden ist, dem sei das Buch empfohlen.

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Es ist immer schwierig zu beurteilen, wer oder was wenig bekannt, gut bekannt oder sehr bekannt ist.

    Ich meinte "mir bekannt".
    :D
    Die anderen beiden Namen habe ich wohl noch nie bewusst gelesen.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Zur Wochenend-Ablenkung:


    M berichtet:

    Die wenigen Takte aus dem vierten Akt des Rigoletto, die er [= X] vorher gesungen hatte, erweckten in mir den Eindruck, seine Stimme habe sich weiter verbessert, und das sagte ich ihm auch.

    "Das war die Erfahrung mit Y", erklärte er mir. Und voller Begeisterung erzählte er weiter: "Sie ist eine fantastische Kollegin. Sie hat mich dazu gebracht, das ganze Thema Atmung noch einmal neu zu überdenken."

    Und in der Tat, seine Atemkapazität, die vorher schon beachtlich gewesen war, hatte sich noch vergrößert. Um mich von seiner neuen Atemtechnik zu überzeugen, sang er mir Elvinos Phrase "Tutto, ah tutto in quest'istante" mit den gefürchteten hohen C vor. Ich war erstaunt. Noch nie hatte ich von ihm eine solche Leichtigkeit, ein so schönes Legato und eine so strahlende Höhe gehört.

    Ich war der einzige Mensch in ganz Italien, der in den Genuß kam, seinen Elvino zu hören. Um mir seine Fortschritte zu beweisen, sang er in seiner Begeisterung den ganzen Part durch.

    Leider war die Sonnambula nur eine Sternschnuppe in seinem Repertoire. Nach der Tournee mit Y sang er sie nie mehr.

    Hinweis: Das Zitat ist eine Übersetzung. M ist kein Sänger.

    M = ?
    X = ?
    Y = ?

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    Homo sum, ergo inscius.

  • War X eventuell sehr beleibt und brillierte mit neun hohen C in einer Oper mit einer militärgewohnten Familienangehörigen, in welcher Y die Titelpartie sang?

    Gruss
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Dann tippe ich mal:

    X = Luciano Pavarotti
    Y = Joan Sutherland

    Nach Anekdoten machte sich Pavarotti, als er vom Paar Sutherland/Bonynge für Auftritte und Aufnahmen engagiert wurde, wohl des öfteren am Bauch der Sopranistin zu schaffen, was wohl nur den Sinn eines tieferen Verständnisses der Atemvorgänge hatte, aber vom Dirigenten dennoch sehr kritisch beäugt wurde ...

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Bravo! Beide Antworten sind richtig. Bleibt nur noch M... Wer mit der Laufbahn von Big P vertraut ist, sollte das leicht erraten.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Genau! Beiden Rätsellösern EVVIVA! :clap: :clap:

    Das Zitat stammt aus Leone Magiera: Pavarotti, Mythos, Methode und Magie, München 1994 (die italienische Originaledition erschien 1990 unter dem Titel "Luciano Pavarotti, Metodo e Mito".

    L.Magiera, geboren 1934 in Modena, ist Musikpädagoge, Dirigent und Pianist. Er war der Lehrer von Pavarotti, Mirella Freni (mit der er 1955-1978 verheiratet war), Ruggero Raimondi und Peter Glossop.

    Tenöre scheinen sich bezüglich der Atemtechnik öfter auf ihre Sopranpartnerinnen zu berufen. Carreras tat es auch - in seinen Erinnerungen - mit Montserrat Caballé. Wollen wir hoffen, daß es immer nur ums Technische geht. Die Big P-Anekdote läßt ja fast zweifeln; auch Carreras erzählt, daß er einmal einen Ohrring aus dem Dekolleté der Caballé gefischt hat. Soll man sogar auf der betreffenden DVD erkennen können.
    Naja, in Zeiten wie diesen ist ein bisserl gossip vielleicht entschuldbar.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Langsam gehen mir die Zitate aus, aber da sich offenbar sonst niemand bereit findet, probiere ich es mit etwas Einfacherem:

    X berichtet in seinen Memoiren:

    ...hat mir einmal erzählt, daß der junge Y einer der besten Korrepetitoren ihres Lebens gewesen wäre.
    Y beschäftigte sich auch intensiv mit vielen Themen der Musik. Wir hatten ...eine Matinee zu einer Premiere von "Andrea Chénier". ... Er sprach in dieser Matinee über die Prinzipien des Verismo und dessen Gesangstil. Und erklärte seine Auffassung, daß es falsch wäre, daß man da schreien oder brüllen oder schluchzen müsse. Auch Verismo sei eine Art Belcanto. Er kam zu einer interessanten Überlegung, die mich erst verblüffte; und dann dachte ich: Donnerwetter, da hat Y aber recht! Er sagte nämlich: "Denke an die Stilelemente des Verismo. Was ist daran neu? Ist dir je aufgefallen, die meisten Arien bei Verdi sind Arien einer einzigen Stimmung. Etwa 'Di provenza' in der 'Traviata', oder 'Celeste Aida'. Erst im Verismo wechseln die Stimmungen. Die Arien erzählen eine Story, wie die erste Arie in 'Andrea Chénier' das 'Improvviso'. Oder wie zum Beispiel 'Ridi Pagliacco' ". Das war mir vor diesem Gespräch mit Y nie aufgefallen.

    Wer ist X? Wer ist Y? Hinweis: X lebt nicht mehr, Y schon.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Scheint so, daß da ein bißchen Hilfe nötig ist.

    Y ist weltberühmt, allerdings nicht wegen seiner Korrepetitorentätigkeit. X, international bestens vernetzt und zumindest den meisten Opernfreaks bei Capriccio geläufig und etwa für mich oder AlexanderK ( ;) ) unverzichtbar, war mit Y gut befreundet.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Scheint so, daß da ein bißchen Hilfe nötig ist.

    Bei mir zwecklos, Verismo und Belcanto liegen nicht so sehr in meinem Focus. Dabei finde ich die Bemerkung, daß noch bei Verdi die meisten Arien in einer Stimmung bleiben, erstaunlich. Ich hätte gedacht, daß dies im 19. Jahrhundert nicht mehr üblich gewesen sei. Da irre ich mich wohl.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Gemeint ist, daß diese Arien primär nur eine Befindlichkeit ausdrücken und weniger erzählerisch gestaltet sind.

    Y würde ich übrigens in punkto Verdi in jeder Hinsicht als Experten ansehen.

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    Homo sum, ergo inscius.

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