MASCAGNI: Cavalleria rusticana - Kommentierte Diskographie
Meine Lieben,
Am anderen Ufer wurde einmal in etwa bemerkt, daß das wahre Feuer der "Cavalleria" der Live-Atmosphäre bedürfe, nicht des Studios. Zwar würde ich das nicht so einfach unterschreiben, aber bedenkenswert ist diese Feststellung doch. Einen eigenen Reiz hat das direkte Bühnengeschehen schon, obwohl oder weil da auch Unebenheiten passieren und das künstliche Glätten entfällt, das bei manchen Studio-Aufnahmen sicher die Erregung dämpft. Ergo ein Hinweis auf einen Livemitschnitt aus Buenos Aires von 1968, erschienen 2004 bei MYTO:
Die Tonqualität ist zwar nicht auf professionellem Niveau, aber doch besser als bei vielen illegalen Aufnahmen. Das absolute Erlebnis ist ein ausgezeichneter, bestens disponierter Carlo Bergonzi als Turiddu, der die Intensität voll spüren läßt (und erst zum Schluß ganz leichte Ermüdung zeigt). Schade, daß die junge Grace Bumbry da nicht richtig mithalten kann. Die Partie "sitzt" noch nicht vollkommen, gute Momente (besonders die dramatischen) wechseln mit etwas mühsamen, einige Schärfen stören - letztlich bei allem Talent eine durchwachsene Leistung.
Wesentlich besser gefällt mir das Dirigat von Juan Emilio Martini, der auch bemüht ist, ein paar Mal durch langsamere Tempi den Sängern entgegenzukommen, aber im richtigen Moment aufdreht. Giampiero Mastromei (Alfio) beginnt eher schwach und wird dann besser, bleibt aber insgesamt durchschnittlich, während Gina Lotufo als Lola und Luisa Bartoletti als Lucia gute Repertoirequalität bieten.
Nun offeriert der Markt eine Reihe sehr guter "Cavalleria"-Interpretationen und einige ganz hervorragende (z.B. Tullio Serafin, namentlich mit Callas und di Stefano), sodaß ich Einsteigern die besprochene Edition nicht primär ans Herz lege. Aber für fortgeschrittene Sammler ist sie sicher interessant (und nicht teuer obendrein).
Liebe Grüße
Waldi