Warum ist die Bratsche im Streichquartett oft weiblich besetzt?

  • Meine Theorie ist folgende:

    (1) Frauen neigen bis zum heutigen Tag dazu, ihr Potenzial nicht ganz auszuschöpfen. Oder erst mal auf Nummer sicher zu gehen.
    (2) Die Bratsche hat speziell für Außenstehende den Ruf, nicht so ganz im Vordergund zu stehen.

    Folge:
    Wenn ein Mann sich für die Bratsche entscheidet, tut er das, weil er nicht die ganz große Karriere anstrebt.
    Wenn eine Frau sich für die Bratsche entscheidet, kann es einen ähnlichen Grund haben. Aber öfter als bei Männern kommt nach ein paar Jahren der Wunsch nach mehr.

    Mit anderen Worten: Der Anteil der "unterbeschäftigten" oder "überqualifizierten" Bratschisten ist bei Frauen größer als bei Männern. Abhilfe: Streichquartett.


    Thomas

  • Was sicher stimmt, ist, dass die Zahl der "EdelbratscherInnen" eher gering ist, also die Zahl der Leute, die auf der Bratsche beginnen und nicht von der Violine her umsteigen. Ich vermute aber, dass der Umstieg oft physiognomische Gründe hat (Breite des Handrückens, Länge der Finger), sodass eigentlich eher Männer für die Bratsche prädestiniert wären.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Die besten Musiker werden Solisten

    Das ist auch so eine Behauptung, die - vorsichtig gesagt - doch sehr zu bezweifeln ist: Solisten werden die Musiker, die die speziellen solistischen Anforderungen am besten erfüllen (und dann noch das Glück haben, im Markt überhaupt eine Chance zu bekommen), aber z.B. in der Kammermusik (vom Orchester ganz zu schweigen) braucht es ganz andere Fähigkeiten, die Solisten keineswegs immer in ausreichendem Maße haben, ebenso wie umgekehrt. Waren Norbert Brainin oder Menahem Pressler schlechtere Musiker als Michael Rabin oder György Cziffra? Wohl kaum.

  • in dem in #48 verlinkten Artikel gibt es wiederum einem Link zu einer wesentlich ausführlicheren und genaueren Studie von Christian Ahrens:

    Der lange Weg von Musikerinnen in die Berufsorchester 1807–2018

    https://www.sophie-drinker-institut.de/files/Sammel-O…ster%201.4.pdft.

    Es geht u.a. daraus hervor, daß die Region Deutschl./Österr. im weltweiten Vergleich ziemlich schlecht abschneidet, was den Frauenanteil betrifft.

    Da wäre es interessant, etwas zu möglichen Ursachen zu wissen. Hat es damit etwas zu tun, daß die Orchester im nicht-dt.sprachigen Bereich vielleicht öfters relativ jung sind oder in jüngerer Zeit eine Ausbauphase hatten?

    Aber es ist sicher sehr schwer, dazu Material zu recherchieren.

    (ich habe übrigens auch in dem angesprochenen Video keine Stelle gefunden, wo Ahrens sich eindeutig für Quoten ausgesprochen hätte).

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • (ich habe übrigens auch in dem angesprochenen Video keine Stelle gefunden, wo Ahrens sich eindeutig für Quoten ausgesprochen hätte).

    Ich schon:

    "Also zum Beispiel denke ich müsste man beim ARD-Wettbewerb und bei anderen hochwertigen Wettbewerben nach Abschluss des Studiums einfach auch sozusagen eine Frauenquote einführen".

  • Ich schon:

    ok, stimmt, da gibts noch ein Video, auf das ich nicht gestoßen war:

    https://www.mdr.de/mdr-klassik-ra…s-ddb81674.html

    bei 3:00

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

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