Krystian Zimerman im Konzerthaus Dortmund

  • Also dass Konzerthaufnahmen vor 30 Jahren dazu beigetragen haben sollen, dass Zimerman die Konzerte nicht gut rübergebracht hat, traue ich mich jetzt mal zu bezweifeln.

    Was ich meinte, ist: Er hat diese Werke selbst dirigiert und sogar als Dirigent für die Schallplatte/CD eingespielt, womit er sich zwingend eine differenzierte Meinung auch zu dem Orchesterpart gebildet hat. Wenn nun ein anderer Dirigent daherkommt und alles anders macht, als Zimerman es gerne hätte, kann daraus eine Lustlosigkeit an dieser Zusammenarbeit entstehen.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • War er vielleicht angetrunken?

    Das war auch mein erster Gedanke. Da rein spekulativ, wollte ich durch hinschreiben keine Gerüchte verbreiten.

    Bei steht Zimerman als Pianist übrigens auch sehr hoch im Kurs. Aufnahmen, die ich habe und mir gerade einfallen mit ihm: Liszt Klavierkonzerte (+Totentanz), Brahms 2. KK mit Bernstein, Bernstein "Age of Anxiety" mit Rattle/BPO.

    Edit: + Bartok 1. KK mit Boulez/CSO...

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Das war auch mein erster Gedanke. Da rein spekulativ, wollte ich durch hinschreiben keine Gerüchte verbreiten.

    Das ist mit Sicherheit auch besser so. Natürlich kann so etwas sein, aber mehr als diese allgemeine Banalität wissen wir einfach nicht. Ich habe mich während des Konzertes allerdings gefragt, ob vielleicht Dortmund für ihn eher ein Auftritt in der Provinz ist, bei dem es - vielleicht auch unbewusst - einfach nicht so drauf ankommt. Das fände ich angesichts der Tatsache, dass ich für zwei Karten in Reihe 14 immerhin 160 € bezahlt und fast 300 km gefahren bin, allerdings sehr ärgerlich. Aber auch das weiß ich natürlich nicht.

    Bei steht Zimerman als Pianist übrigens auch sehr hoch im Kurs. Aufnahmen, die ich habe und mir gerade einfallen mit ihm: Liszt Klavierkonzerte (+Totentanz), Brahms 2. KK mit Bernstein, Bernstein "Age of Anxiety" mit Rattle/BPO.

    Für mich gehört unbedingt dazu die CD mit den Rachmaninow-Konzerten 1 und 2, zusammen mit dem Boston SO unter Seiji Ozawa. Diese Leidenschaft und Gestaltungskraft, und dieses pianistische Niveau, das ist einfach Weltklasse, und ich will einfach nicht glauben, dass das vorbei ist. Wahrscheinlich muss ich ihn irgendwann doch noch einmal live hören, dann wüsste ich wenigstens mehr.

  • Was ich meinte, ist: Er hat diese Werke selbst dirigiert und sogar als Dirigent für die Schallplatte/CD eingespielt, womit er sich zwingend eine differenzierte Meinung auch zu dem Orchesterpart gebildet hat. Wenn nun ein anderer Dirigent daherkommt und alles anders macht, als Zimerman es gerne hätte, kann daraus eine Lustlosigkeit an dieser Zusammenarbeit entstehen.

    Da wäre interessant, wie oft er die Werke in der Zwischenzeit aufgeführt hat und wenn ja, mit anderen Dirigenten?

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...

  • Gründe für schlechte Auftritte gibt es Hunderte. Viel mehr interessiert mich, ob es sich um einen Ausrutscher nach unten handelt - die immer passieren können - oder ob sich das Niveau tatsächlich nach unten verschoben hat - wieder: aus welchen Gründen auch immer.

    Generell bin ich bei geringerer Leistungsfähigkeit im Alter übrigens äußerst duldsam. Gerade im Operngesang erlebt man es ja sehr oft, dass Sänger noch auftreten, die das Niveau eigentlich nicht mehr haben. Wenn es sich dabei um jemanden handelt, mit dem ich Jahre, bisweilen Jahrzehnte Kunst erlebt und den ich schätzen gelernt haben, höre ich schon aus nostalgischen Gründen gern zu, mag die Stimme auch sauer geworden sein. Meine Cellolehrerin hat vor einiger Zeit Maisky gehört (ich glaube, es war dieses Jahr). Ich fragte, wie es gewesen sei. Sie antwortete sinngemäß: Nicht mehr wie früher, klar, aber dann und wann merkte man doch, welch Künstler er war.

    Das Problem ist, dass man oft nicht weiß, ob es sich um einen Künstler auf (zu langer) Abschiedstournee handelt. Wenn man Kunst auf hohem Niveau erwartet, ist es arg bitter, Nostalgie vorgesetzt zu bekommen.

  • Gründe für schlechte Auftritte gibt es Hunderte. Viel mehr interessiert mich, ob es sich um einen Ausrutscher nach unten handelt - die immer passieren können - oder ob sich das Niveau tatsächlich nach unten verschoben hat - wieder: aus welchen Gründen auch immer.

    Ja, deshalb muss ich wie gesagt ihn irgendwann doch wieder hören.

    Wenn man Kunst auf hohem Niveau erwartet, ist es arg bitter, Nostalgie vorgesetzt zu bekommen.

    Ich finde es vor allem traurig. Eben habe ich noch einmal das erste Rachmaninow-Konzert in der o.g. Einspielung mit Zimerman gehört: Schon der erste Klaviereinsatz fühlt sich an, als würde einen ein Tiger anspringen. Unfassbar diese Energie, Spritzigkeit und extreme Präsenz, man kann das einfach nicht besser spielen. Eben habe ich mit einer Geigerin aus einem sehr guten Orchester gesprochen, die mir berichtete, dass manche Solisten nach der Corona-Pause hörbare Schwierigkeiten haben, darunter auch sehr berühmte. Das wäre ja geradezu ein Trost :) .

  • die CD mit den Rachmaninow-Konzerten 1 und 2, zusammen mit dem Boston SO unter Seiji Ozawa

    Gerade runtergeladen. Die Nrn. 3 und 4 gibt es nicht?

    maticus

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    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
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                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Habe gerade Rach-1 und -2 gehört. Dazu habe ich etwas in "Eben gehört" geschrieben. Das Klavierspiel ist m. E. ausgezeichnet und sehr spannend.

    maticus

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    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Klar, das kann sein, das Orchester war auch wirklich nicht gut.

    Lieber Christian,
    jetzt bin ich doch erstaunt.
    Ich muß dazu natürlich sagen, daß ich keineswegs diese Konzerte mit Zimerman gehört habe.
    Aber das Luxemburger Orchester ist sehr gut, entspricht europäischen Spitzenstandard und war auch früher
    als das RTL-Sinfonieorchester beileibe nicht schlecht.

    Nun, ich tue mich etwas schwer damit, dass dieses Orchester jetzt von music lover und Dir einfach heruntergeputzt wird.
    Und dass wohl der Dirigent auch schlecht sei.

    Und das stimmt einfach nicht.
    Ein schlechtes Konzert, oder gar mehrere, das kann vorkommen im Dienstplan eines Orchesters, das kenne ich selber
    persönlich zur Genüge.
    Aber die Kollegen aus Luxemburg jetzt abzuwatschen, das gefällt mir nicht.
    Und so extrem kann das einfach auch nicht gewesen sein.

    Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber das wird nicht einfach sein.
    Nichts für ungut,

    Michael

  • Ein schlechtes Konzert, oder gar mehrere, das kann vorkommen im Dienstplan eines Orchesters, das kenne ich selber
    persönlich zur Genüge.
    Aber die Kollegen aus Luxemburg jetzt abzuwatschen, das gefällt mir nicht.
    Und so extrem kann das einfach auch nicht gewesen sein.

    Lieber Michael, ich habe nicht geschrieben "Das Orchester ist schlecht" sondern "Das Orchester war auch wirklich nicht gut". Das heißt: Es war an diesem Abend nicht gut. Also genau das, was, wie Du bestätigst, bei jedem Orchester vorkommen kann. Zum Dirigenten habe ich kein Wort geschrieben, der Vorwurf kann mich also gar nicht treffen. Tatsache ist: Im Zusammenspiel (vor allem zwischen Streichern und Bläsern) hakte es an vielen Stellen ganz gewaltig. Das kann ja z.B. auch an der "Corona-Sitzordnung" gelegen haben.

  • Das kann ja z.B. auch an der "Corona-Sitzordnung" gelegen haben.

    Dies erscheint mir plausibel, lieber Christian.
    Ich wollte Dich auch gar nicht angreifen, ich war nur entgeistert darüber,
    dass music lover sich über das Orchester beschwert und Du dann diesem beipflichtest.
    Obwohl es sich um völlig unterschiedliche Konzerte handelte.

    Beim Orchesterbashing bin ich natürlich fast immer auf Seiten des Orchesters.
    Und eine Haltung, welche suggeriert, dass der Solist vom Orchester behindert wurde, ist
    allgemein üblich,wird gerne angewendet.
    Und dann wird auch noch der Dirigent durch den Kakao gezogen.
    Das ist eine beliebte Auffassung und Taktik von Laien und Fans eines Solisten.
    Aber sicher doch nicht die Deine?

    Die neueste CD dieses Orchesters unter diesem Dirigenten hat übrigens unglaublich tolle Kritiken bekommen.
    Besonders die Streicher wurden hervorgehoben.
    Ich reagiere da natürlich als Orchestermusiker, bitte nicht böse sein.
    Ansonsten ist alles gut, machen wir kein Problem daraus,bitte.

    Ich will ja nur, auch anbetracht, dass ich diese Konzerte nicht besucht habe, versuchen,
    weiterhin zu differenzieren um zu verstehen.
    Nichts weiter.

    Alles liebe, Micha

  • Beim Orchesterbashing bin ich natürlich fast immer auf Seiten des Orchesters.
    Und eine Haltung, welche suggeriert, dass der Solist vom Orchester behindert wurde, ist
    allgemein üblich,wird gerne angewendet.
    Und dann wird auch noch der Dirigent durch den Kakao gezogen.
    Das ist eine beliebte Auffassung und Taktik von Laien und Fans eines Solisten.
    Aber sicher doch nicht die Deine?

    Nein, ist es nicht. Es gab am Samstag zwar auch stellenweise Balanceprobleme mit dem Solisten, aber das lag ganz eindeutig an letzterem: Er spielte über weite Strecken einfach viel zu passiv. Vor allen bei den solistischen Stellen der Webern-Stücke konnte man auch hören, dass das Orchester auf vielen Positionen sehr gut besetzt ist, z.B. Solo-Cello und -Bratsche (letztere ganz ausgezeichnet). Das Zusammenspiel wurde außer durch die Sitzordnung sicherlich auch durch Zimermans ständiges "Nach-vorne-Fallen" erschwert.

  • Nun, ich tue mich etwas schwer damit, dass dieses Orchester jetzt von music lover und Dir einfach heruntergeputzt wird.

    ich war nur entgeistert darüber, dass music lover sich über das Orchester beschwert

    Ich habe über das Luxemburger Orchester kein einziges schlechtes Wort geschrieben. Meine Kritik galt dem Dirigenten, der in den beiden Programmteilen für Klavier und Orchester die Solistin vollkommen zugedeckt hat. Eine Meinung, die auch VonHumboldt teilte, der mit mir in dem Hamburger Konzert war, und die sich diskursprodukt, der in dem Dortmunder Konzert war, ebenfalls gebildet hat. Dafür kann das Orchester aber nichts.

    Dass ich das Orchester in dem damaligen Hamburger Konzert teilweise sogar großartig fand, kannst Du in meiner damaligen Meinungsäußerung bei Capriccio auch nachlesen:

    Für mich war die hinreißend gespielte "Vocalise" von Rachmaninow der Höhepunkt des Abends. So schön habe ich sie noch nie gehört wie in dieser Aufführung.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

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