Entwöhnung von kulturellen Veranstaltungen? Oder das Gegenteil?

  • Entwöhnung von kulturellen Veranstaltungen? Oder das Gegenteil?

    Die Konzerte laufen seit einiger Zeit wieder an und gelingen, wie wird lesen können, aus unterschiedlichsten Gründen mehr oder weniger gut.

    Persönlich habe ich noch keines besucht und steht aktuell auch keines an. Das ist, gelinde gesagt, erstaunlich. Ich bin - war? - im Vergleich ein häufiger Besucher von Konzerten (und Schauspielen) und habe durch den Lockdown nicht wenige Karten verfallen lassen müssen, denn natürlich hatte ich mich auf Monate hinaus gut versorgt.

    Derzeit habe ich merkwürdigerweise auf Konzerte wenig Lust. Ich lese die Apelle und stimme ihnen gedanklich zu. Jedoch, ich bin entwöhnt. Nach so kurzer Zeit, nur wenige Monate sind es, höre ich die Musik zu Hause im Sessel, schaue ich ebendort Opern und sage ich mir in Bezug auf Konzerte: Vielleicht später. Passt jetzt nicht wirklich in die Zeit der erstarkenden Pandemie, denke ich. Lieber erneut „Tod in Venedig“ lesen?

    Erwartet habe ich, spätestens nach einem Vierteljahr auf glühenden Kohlen zu sitzen und einer der ersten zu sein, der den Saal erstürmt. Nein, ist nicht so.

    Erlebt ihr dieses Phänomen auch? Gibt es Selbsthilfegruppen?

  • Ich habe während der konzertlosen Zeit die Möglichkeit, wieder in Konzerte und auch Opern gehen zu können, schon sehr herbeigesehnt und war froh, als die Möglichkeit wieder da war, auch wenn meine Besuchsfrequenz im Vergleich zu vielen hier (s. die entsprechenden Threads) generell vergleichsweise niedrig ist. Seit Anfang September war ich in zwei Konzerten in der Philharmonie – Ensemble Modern mit Rihm und BPh/Petrenko mit Berg VK und Dvorak V. Ich habe beides wirklich sehr genossen, wie offenkundig die meisten anderen Besucher auch, die sich alle Mühe gegeben haben, beim Beifall die vielen leeren Plätze auszugleichen. Die Einschränkungen sind allerdings sehr beträchtlich: Die ausgedünnten Ränge wirken bedrückend, die Beschränkungen bezüglich der Besetzungen sind schon gravierend und das Glas Wein in der Pause, das angeregte Gemurmel der anderen Gäste dabei usw. fehlt mir mehr als erwartet. Für eine Freundin, die dabei war, hatte das immerhin soviel Gewicht, dass sie wohl vorerst auf Konzertbesuche verzichten will. Bei mir überwiegt dagegen dann doch die Befriedigung über das Live-Dabeisein. Jetzt am Sonntag folgt dann die Walküre an der Deutschen Oper Berlin - immerhin mit halb statt viertel gefülltem Saal und ein Glas Wein soll wohl auch wieder möglich sein...

  • Nun, das mit den fehlenden Kohlen, lässt sich halt auch damit erklären, dass halt jetzt pünktlich zum Wiederanlaufen der Saison, die Fallzahlen in vielen Regionen wieder deutlich steigen.

    Ich hätte wahnsinnig gerne die Tschechischen Philharmoniker in Wien morgen Abend gehört, habe aber davon Abstand genommen mir Karten zu besorgen, auch mit ausgedünnter Kapazität sind dort immer noch Menschenmengen, die ich jetzt nicht unbedingt brauche. Ein Blick auf die Website des Konzerthauses zeigt, dass ich mit dieser Einschätzung beileibe nicht alleine sein dürfte, da es noch reichlich Karten gibt (und das bei Trifonov als Solist bei Schosta 1). Dass die 9. Dvorak gegen die 8. ausgetauscht wurde ("dispositorische Gründe") lässt es mich leichter verschmerzen (über die Gründe kann man nur spekulieren, es wollte man ohne Schlagwerk auskommen).

    Letztlich muss man abwägen, welche Konzerte es einem Wert sind, sich diesen Menschenmassen auszusetzen. Da ich in einem Krankenhaus arbeite, habe ich eben kein gutes Gefühl dabei, viele meiner Kollegen sehen es ähnlich. Keiner will der sein, der einen Cluster startet.

    Für Igor Levit im November würde ich mich durchaus "raustrauen", wenn er denn kommt (die Deutschen Orchester haben Wien sämtlich gecancelt).

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...

  • Ich war noch nie so der hyperaktive Konzertgänger, da ich sowas ungerne lange im Voraus planen kann und will. Dennoch weiss ich natürlich ein Konzerterlebnis im Konzertsaal mit persönlichen Lieblingsstücken außerordentlich zu schätzen, und fand es im letzten halben Jahr auch zunemend bedauerlich, nicht ins Konzert gehen zu können, und das, obwohl ich momentan in einer (wenn nicht der) Kulturhauptstadt in der Welt lebe.

    Und jetzt? Ich hätte zwar theoretisch durchaus Lust, wieder in ein schönes Konzert zu gehen. Aber, das muss ich leider sagen (auch wenn es nur meine persönliche Meinung ist), mir scheint es momentan (und möglicherweise in den nächsten Wochen/Monaten) erst recht nicht "opportun", ins Konzert (oder Theater) zu gehen, weil es mir doch recht riskant erscheint. Aber das muss jeder selbst wissen. Und vielleicht, werde ich spontan (falls möglich) und unter guten Bedingungen doch mal reingehen. Aber zur Zeit ist nichts geplant.

    Sorgen bereitet mir auch, dass man in Restaurants (abends) bald nur noch schwerlich draußen sitzen können wird. Ich habe nicht vor, mich im Winter ins Innere eines (relativ vollen) Restaurants zu begeben. Und das bedaure ich total. Und ich habe Angst davor, dass etwa viele meiner Lieblingsrestaurants in meinem Kiez wegsterben werden.

    Aber vielleicht (hoffentlich) ist das ja alles nur Schwarzmalerei.

    maticus

    Erinnern möchte ich in dem Kontext noch an die Existenz der beiden Fäden:
    Wo wir nicht hingehen --- Konzertbesuche noch lange vorher planen?
    Wo wir nicht hingehen --- Corona-Corner

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Ja, mir fehlt seit Monaten etwas: Ich hatte einige Karten für Konzerte, die dann alle ausfielen. Jetzt geht es allmählich wieder, wenn auch in reduzierter Form. Als Konsument kann ich die Ausfälle allerdings einigermaßen verschmerzen. Viel mehr sorge ich mich um die vielen Künstler (nur die wenigsten von ihnen sind so berühmt und reich, daß sie ohne größere Probleme durch die Krise kommen). Da sind einige existenziell bedroht und das bereitet mir ernsthafte Sorgen. Habe auch schon etwas gespendet, aber das sind natürlich nur ein paar Tropfen...

    :huh:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Ich versuche mal, das Ganze von beiden Seiten zu beleuchten. Einmal als Konzertbesucher, und dann als ausführender Musiker.

    Als Besucher habe ich zur Zeit keine Lust auf Konzerte. Ich würde auch nur Konzerte im Außenbereich besuchen, doch die Zeit dafür ist seit heute abgelaufen. Der Herbst steht bei uns in Hessen parat, das Wetter ist unangenehm frisch und der Wind bereits deutlich kühler geworden. Ich werde kommenden Freitag Abend vermutlich das erste Mal wieder einen Jazzclub betreten, also kein Konzert klassischer Musik besuchen. Den Jazzkeller kenne ich seit Jahrzehnten, er hat auch eine moderne Lüftungsanlage, daher sehe ich das als machbar an.

    Als Musiker geht es mir ähnlich. Ich habe eine Session gespielt (eben im gerade erwähnten Jazzclub), aber auch ein Konzert, aber auf einer großen Bühne eines Bürgerhauses. Dort passen normal 450 Leute rein, zur Zeit dürfen dort 70 Leute zuhören. Das war übrigens mit einer Bigband. Der Aufwand für uns Musiker war groß Schutz für die Bläser durch Plexiglas, genug Desinfektionsmittel, Musiker bekommen hinter der Bühne eigene Bewirtung, kein direkter Kontakt zum Publikum). Das Konzert war ein voller Erfolg, Nachwirkungen gab es keine.

    Allerdings habe ich festgestellt, dass die Leute nach Veranstaltungen und Musik lechzen. Allerdings haben viele Leute auch große Bedenken, sich in einem geschlossenen Raum/Saal aufzuhalten, vor allem die älteren Generationen. Ich kann das verstehen und nachvollziehen.

    Wir haben bei einer Band immer die Angewohnheit (Quintett) ein Set im Publikum zu spielen. Das haben wir dieses Jahr nur dort machen können, wo entsprechend Platz war. Sonst haben wir das Programm eben auf der Bühne gespielt. Es war nicht immer die richtige Entscheidung mit dem "ins Publikum gehen", diese Erfahrung mussten wir auch machen. Es ist nichts passiert, aber wir mussten uns da auch ziemlich umstellen. Ich habe vor Corona bereits mit Sicherheitsabstand gespielt, daher war es für mich nicht ganz so groß, was die Umstellung anging, aber man muss wirklich seine Sinne selbst lernen zu schärfen. Man darf nicht vergessen, dass man auf so etwas vorher nie wirklich achten musste. Übrigens gilt das auch für die Zuhörer, die Bilder mit ihren Kameras machten oder kurze Videos drehten.

    Fazit meinerseits : Konzerte im Freien sind insgesamt mit wenig Risiko behaftet, wenn man ein wenig aufpasst auf beiden Seiten. Konzerte in kleineren Räumen kommt auf die Räumlichkeiten an. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass alle Seiten wirklich ihr BESTES tun, damit ein Kulturleben weiterhin existiert und verfügbar ist. Doch man muss auch sagen, dass die Gagen stark gesunken sind. Ein wirtschaftliches Überleben ist damit nicht zu gewährleisten. Ein gesundheitliches Risiko geht man täglich ein, wenn man sich schon ins Auto oder aufs Rad sitzt, oder einfach nur mit der Bahn fahren möchte. Dauer-Panikmache, wie man es durch Politik und vermeintliche "Fachleute" täglich erlebt, ist aber auch nicht wirklich hilfreich dabei.

    Würde jeder Mensch ein klein wenig seinen Verstand einsetzen, könnte das Ganze klappen. Doch es gibt immer noch genug Dummbatze, die Corona für einen Scherz halten, oder meinen, sich ihre eigenen Gesetze machen zu dürfen. Doch wen wundert es, wenn man z.B. zu hören bekommt, dass man 6-10 Meter Abstand wahren muss, obwohl das zuvor hunderte von Jahren problemlos geklappt hat? Ich kann mit meiner Trompete und Atmung so viel Schaden nicht anrichten, wie ein Politiker täglich durch teilweise dümmste Handlungen. Doch das ist Politik und gehört nicht hier her, gehört aber doch irgendwie auch zum Thema.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Also ich bin im Juli diesen Jahres ganz unverhofft zu einem tollen Konzert gekommen (meinem bisher einzigen in diesem Jahr) - und zwar im Urlaub in Leipzig, wo Samstags Orgelkonzerte in der Thomaskirche stattfanden. Es wart phantastisch. Das Maske-Tragen war - dank kühler Kirche und einer Programmdauer von etwas unter 1 Stunde - gerade noch auszuhalten, ohne den live-Musikgenuss ernstlich zu trüben .... und der Eintrittspreis von EUR 10,-- ein Witz ....

    Das erste hier bei mir am Ort (in der Provins) stattfindende Konzert Anfang September, auf dessen ursprüngliches Programm ich mich sehr gefreut hatte, war dann aufgrund der volllständigen Änderung der Ausführenden und des Programmes nicht mehr besonders attraktiv für mich, so dass ich auf einen Besuch dann verzichtet habe (ich hatte allerdings auch noch kein Ticket gekauft).

    Die nächste Konzertkarte habe ich für November für ein Kammerkonzert des hr-Sinfonieorchesters im hr-Sendesaal in FFM.
    Ich gehe jedoch davon aus, dass auch dieses abgesagt und durch eine Neufassung mit verkürztem Programm ersetzt werden wird.
    Wenn sich meine weitere Vermutung bestätigt, dass die dann für Einzelplätze erhältlichen Tickets ausschließlich die Randplätze im Saal beinhalten, so wie es aktuell der Fall ist (früher war freie Platzwahl), werde ich dann wohl für ein unter einstündiges Programm, bei dem ich auch noch nur eine sehr schlechte Sicht auf die Musiker haben werde, die Weltreise nach FFM, bei der der einfache Anreiseweg schon länger dauert als das Konzert selbst, nicht auf mich nehmen :S

    Mein persönliches Fazit: ich vermisse die live-Konzerte sehr; aber ich habe gleichwohl keine Lust auf Konzerte mit erheblich eingeschränktem Genuss oder langen Anreisezeiten für nur wenig Programm.

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Mein persönliches Fazit: ich vermisse die live-Konzerte sehr; aber ich habe gleichwohl keine Lust auf Konzerte mit erheblich eingeschränktem Genuss oder langen Anreisezeiten für nur wenig Programm.

    Kann ich nachvollziehen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Kann ich nachvollziehen.

    Ich auch. Aber lieber kleine Konzerte als gar keine!

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Ich bin beruflich bedingt kein großer Konzertgänger.
    Und von meiner Leidenschaft HiFi/High End her eh jemand, der den
    häuslichen privaten Genuss an einer sehr guten Anlage in einem wirklich perfekten und großem Raum
    durchaus dem Konzertbesuch vorzieht.

    Das, was eigenartig ist:
    Ich hatte mich erst Mitte des letzten Jahres wieder dazu durchringen können,
    trotz meiner Erkrankung wieder mit Genuß zuhause Musik zu hören.
    Und es war eine große Freude und wirklich wieder ein Erlebniss.

    Im März, also ganz kurz vor Corona, habe ich meinen Verstärker nochmals bei
    meinem Audio Guru Clockwork in Köln verbessern lassen,
    Und quasi am nächsten Tage ging es los mit Corona Maßnahmen.

    Ich habe bis heute die Anlage nicht wieder angeschlossen.
    Irgendwie hat mich die ganze Situation gelähmt, und dann kam im Juni
    auch noch meine OP an der HWS dazu.

    Dabei hatte ich mich gerade wieder wenigstens an das Musik hören gewöhnt.
    Im Moment bin ich daher nicht nur nicht bereit zu Konzertbesuchen,sondern blöderweise auch
    zum Musik hören zuhause.

    Ich weiß, das klingt bekloppt, und ich werde mich demnächst auch wieder aufraffen.
    Aber alleine zu sein und nicht in der Lage,selber zu spielen, dann zuhause Musik zu hören, das hatte ich überwunden.
    Und dann kam der Lockdown, und dann habe ich mich wieder komplett zurückgezogen.

    Die ganze Situation geht mir schon schwer auf meine Stimmung.
    Und ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert.

  • Ich weiß, das klingt bekloppt, und ich werde mich demnächst auch wieder aufraffen.
    Aber alleine zu sein und nicht in der Lage,selber zu spielen, dann zuhause Musik zu hören, das hatte ich überwunden.
    Und dann kam der Lockdown, und dann habe ich mich wieder komplett zurückgezogen.

    Die ganze Situation geht mir schon schwer auf meine Stimmung.
    Und ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert.

    Michael, ich wünsche Dir vor allem erst einmal von Herzen gute Besserung.

    In vielen Bereichen kann ich Dir folgen, denn auch ich hatte mit dem totalen Break zunächst meine Probleme. Doch dann habe ich mich aufgerafft, mir endlich mal für Dinge Zeit genommen, die ich die letzten Jahre nicht mehr wirklich Muse hatte. Etwa mich mit Freunden zu treffen, die ich kaum gesehen habe. Das war teilweise aber auch bei denen beruflich oder gesundheitlich bedingt.

    Auch habe ich Zeit gehabt mir Musik anzuhören, die ich zwar mochte, aber nie so recht daraus schlau wurde. Das hat mich durchaus Überwindung gekostet, aber es hat sich gelohnt. Damit hatte ich nie gerechnet, um so größer ist meine Freude inzwischen, mich diesem Bereich zu widmen.

    Ebenfalls habe ich die letzten Jahre Revue passieren lassen, die ich musikalisch verbracht habe. Dazu kam eine erst einmal unangenehme Geschichte, die aber für Andere sicher dramatischer war als für mich selbst, denn eine meiner Lieblings-Locations hat sich menschlich ziemlich schofel verhalten, und mir aber die Entscheidung abgenommen, dort eh weniger zu spielen. Nun habe ich mich entschieden, dort überhaupt nicht mehr zu spielen, und das fühlt sich durchaus "frei" an. Viel Zeit, Kraft und Arbeit gingen dort hinein, was mir fast fünf Jahre aber einen Schub nach vorne gegeben hat. Doch ich habe gewisse "Abnutzungs-Erscheinungen" festgestellt, es wurde wohl viel als "selbstverständlich" empfunden.

    Am Anfang des Lockouts war ich auch zu wenig zu motivieren gewesen, aber hier haben mir die Treffen mit Freunden (natürlich nicht in Massen, aber einzeln, und vor allem mit Spaziergängen durch Wald, Feld und Wiesen) auch aufgezeigt, was die letzten Jahre zu kurz gekommen ist. Eine Bekannte ist als Stewardess weltweit unterwegs gewesen, wir hatten also kaum Gelegenheit uns mal zu treffen, das konnte man nun endlich mal ausführlich tun. So könnte ich noch eine Weile schreiben, denn manche Leute hatte ich jahrelang nicht gesehen, nur über die modernen Medien kommuniziert.

    Nachdem es wieder losging, ging natürlich ein Teil dieser Ruhe verloren, doch die Tendenz ist geblieben. Natürlich ist der ganze Corona-Mist für die nächsten Jahrzehnte ein Problem, wie groß, dürften wir alle nicht mal erahnen können, da die wirtschaftlichen Schäden nicht mal ansatzweise zu erfassen sind, doch man muss sich über diverse Veranstaltungen Gedanken machen. So dürften Konzerte im kleineren Rahmen - für die Klassik etwa mehr Kammerkonzerte - zumindest einen kleinen Teil abdecken können, im Jazz sind ebenfalls Formationen über das Quintett hinaus kaum noch zu vermitteln, doch die Leute sehnen sich nach Musik, Theater und Kultur.

    In wie weit die großen Orchester das Ganze überleben werden, möchte ich nicht mal im Ansatz spekulieren, aber ich befürchte ein Orchestersterben weltweit. da auch Konzertveranstalter nur noch kleinere Bühnen und Räume zur Verfügung haben werden. Und wer am Ende überhaupt den Kampf überleben wird, dürfte noch mehr Kaffeesatz-Leserei sein.

    Ich kann mir nur wünschen, dass man bald ein Mittel dagegen entwickeln kann, denn die Politiker wissen nichts, die angeblichen Fachleute nicht viel und gesagt wird dafür viel zu viel. Niemand hat eine echte Lösung parat, das scheint Fakt zu sein.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Danke,lieber Maurice, für Deine Antwort und Deine lieben und guten Wünsche.

    Im Prinzip kann ich mich Deiner Antwort nur anschliessen.
    Ich befürchte auch ein massives Orchestersterben in der nahen Zukunft, einen
    Verlust in der Gastronomie, dem Hotelgewerbe, den Exitus großer Fluggesellschaften und allem möglichen anderen.

    Im Augenblick erscheint es noch, als wenn das alles wieder "normal" wird.
    Aber das wird es nicht mehr.
    Viele Menschen hecheln dem Wunsch hinterher, dass es bald alles wieder "normal" wird.
    Idioten kämpfen sogar gegen wirkungsvolle Maßnahmen an.

    Diesen Leuten fehlt anscheinend die grundsätzliche Erfahrung, dass absolut nichts sicher ist im Leben als der Tod.
    Ich akzeptiere die Maßnahmen und auch die Erkenntnis, dass wir nun sehr lange nicht mehr so leben können wie noch vor einem Jahr.
    Das wird noch ein sehr langer Weg für uns alle.
    Und den müßen wir gehen,ob wir wollen oder nicht.


    Ich kann mir nur wünschen, dass man bald ein Mittel dagegen entwickeln kann, denn die Politiker wissen nichts, die angeblichen Fachleute nicht viel und gesagt wird dafür viel zu viel. Niemand hat eine echte Lösung parat, das scheint Fakt zu sein.

    Das unterschreibe ich, lieber Maurice.
    Und alles andere auch, vielen Dank nochmal für Deine liebe Antwort.

    Micha

  • Ich habe letzten Samstag zum 1.Mal seit dem Confinement wieder ein Live-Konzert besucht. Im Atelier Lyrique in Tourcoing wo ich ein Abo für die ganze Saison habe- das Eröffnungskonzert mit Beethovens Eroica gespielt von'Les siècles" mit dem Dirigenten François-Xavier Roth) und einigen Gluck Arien (wahrlich nicht überzeugend gesungen von der Mezzosopranistin Isabelle Druet die am selben Tag Geburtstag hatte und vom Publikum ein Ständchen bekam (mit Maske...) Für mich war es einfach wunderbar, wieder in einem Konzertsaal zu sitzen und die Schwingungen live zu erleben. Man spürte den Leuten die Begeisterung wirklich an, nicht nur am Applaus. Im Oktober geht es weiter mit Bachs h-moll Messe. Ich fand es furchtbar, auf Konzerte verzichten zu müssen und das Live-Erlebnis ist durch nichts zu ersetzen. Dafür nehm ich dann auch die Maske hin......
    Gute Besserung, lieber Michael, ich hatt neulich noch Deine CD "Scènes"in der Hand. :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Das unterschreibe ich, lieber Maurice.
    Und alles andere auch, vielen Dank nochmal für Deine liebe Antwort.

    Wirklich sehr gerne geschehen, lieber Michael. Wir mögen vielleicht nicht immer einer Meinung gewesen sein, doch trotzdem freue ich mich sehr, dass Du wieder hier aktiv geworden bist. Du verstellst Dich nicht, das mag es nicht immer einfach machen, aber es ist authentisch - und das findet man heute nur noch sehr selten.

    Es schmerzt immer sehr, wenn man irgendwo jemanden mehr oder weniger "kennt", dem es nicht gut geht, man selbst aber nur sehr wenig Einfluss auf die Gesundung haben kann. Bekanntlich kann Musik gesundheitsfördernd sein, auch wenn man selbst sie gerade nur noch maximal hörend empfangen kann. Natürlich kann sie einem auch mal "tierisch auf den Sack gehen", wenn man selbst, warum auch immer, nicht selbst daran aktiv teilhaben kann.

    Nun, ich habe gelernt, dass man nicht mehr auf lange Sicht planen kann. Man weiß einfach nicht, was nächste Woche, das Wochenende oder gar die kommende Stunde bringen mag. Daher finde ich es trotzdem um so wichtiger, nicht immer alles betont negativ zu empfinden, aber trotzdem der Realität ins Auge zu sehen, denn durch Schönrederei wird es nicht besser, im Gegenteil. Es verschlimmert sich um so mehr.

    Versuche bitte, die Musik wieder ein Stück weit genießen zu können. Rückschläge treffen uns alle, und jeder muss zusehen, wie er damit einigermaßen zurecht kommt. Während alle Welt "nur" von den Corona-Toten spricht, schweigt sie sich aus über die Menschen, die sich durch den ganzen Mist das Leben genommen haben.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Nachdem es wieder losging, ging natürlich ein Teil dieser Ruhe verloren, doch die Tendenz ist geblieben. Natürlich ist der ganze Corona-Mist für die nächsten Jahrzehnte ein Problem, wie groß, dürften wir alle nicht mal erahnen können, da die wirtschaftlichen Schäden nicht mal ansatzweise zu erfassen sind, doch man muss sich über diverse Veranstaltungen Gedanken machen. So dürften Konzerte im kleineren Rahmen - für die Klassik etwa mehr Kammerkonzerte - zumindest einen kleinen Teil abdecken können, im Jazz sind ebenfalls Formationen über das Quintett hinaus kaum noch zu vermitteln, doch die Leute sehnen sich nach Musik, Theater und Kultur.


    In wie weit die großen Orchester das Ganze überleben werden, möchte ich nicht mal im Ansatz spekulieren, aber ich befürchte ein Orchestersterben weltweit. da auch Konzertveranstalter nur noch kleinere Bühnen und Räume zur Verfügung haben werden. Und wer am Ende überhaupt den Kampf überleben wird, dürfte noch mehr Kaffeesatz-Leserei sein.

    Ich kann mir nur wünschen, dass man bald ein Mittel dagegen entwickeln kann, denn die Politiker wissen nichts, die angeblichen Fachleute nicht viel und gesagt wird dafür viel zu viel. Niemand hat eine echte Lösung parat, das scheint Fakt zu sein.

    Momentan denke ich, dass wir in Deutschland mit den staatlich geförderten Orchestern recht gute Aussichten haben, dass vieles davon erhalten bleibt.

    In anderen Kulturnationen sieht es deutlich düsterer aus. Andernorts habe ich geschrieben, dass die Met die gesamte Spielzeit 2020/2021 abgesagt hat, weil sie schon durch den Lockdown 150 Millionen Dollar Verlust gemacht hat. In Großbritannien ist davon die Rede, dass ein Drittel der Profimusiker sich von ihrer Betätigung abwenden werden müssen:
    https://www.theguardian.com/music/2020/sep…c-dcms-treasury

    Und die freien Musiker hier in Deutschland haben idR noch keine Perspektive, wie es für sie zu einem Ausgleich ihrer Mindereinnahmen kommt: https://daviderler.de/corona-2020/

    Als Zuhörer und Abonnent beim BR-SO hatte ich schon Ende Juli wieder die Möglichkeit, live Musik zu hören: den zweiten Besuch von Simon Rattle seit dem Lockdown. Das war ein absolutes Fest: weil ich natürlich auch ein Fan des entstehenden Klangs im Raum bin, die Magie des Gelingens um so viel spannender finde als das Abrufen von Konserven.

    Als engagierter Laienmusiker freue ich mich darauf, morgen wieder ein erstes Chorkonzert mitsingen zu können. Ich hoffe natürlich, dass sich ausreichend viele Besucher dorthin begeben werden, aber ich höre natürlich aus dem Bekanntenkreis viele der oben genannten Argumente: zu weit, zu kurzes Konzert, etc. Die ich auch alle für gerechtfertigt halte. Aber: wenn sich für die Veranstalter diese Konzerte nicht bald wieder lohnen werden, wird es diese wunderbar vielfältige und abwechslungsreiche Live-Kultur bald nicht mehr geben. Ich fände das riesig schade. Für mich ist das ein absoluter Beweis der Lebensqualität und Attraktivität Deutschlands gewesen. Das sollte jeder auch in Betracht ziehen.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Aber: wenn sich für die Veranstalter diese Konzerte nicht bald wieder lohnen werden, wird es diese wunderbar vielfältige und abwechslungsreiche Live-Kultur bald nicht mehr geben.

    So ist es. Und das sollten m. E. auch all die bedenken, die sich momentan von "zu weit", "zu kurz" und "zu teuer" abschrecken lassen - so verständlich solche Einwendungen auch sind.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Und das sollten m. E. auch all die bedenken, die sich momentan von "zu weit", "zu kurz" und "zu teuer" abschrecken lassen - so verständlich solche Einwendungen auch sind.

    Diese Einwände sind berechtigt, ob wir nun eine Pandemie haben oder nicht. Nieman möchte unnötig Zeit in der Bahn verbringen, oder dann ein völlig zerstückeltes Konzert anhören. Sowas muss auch nicht sein, wenn man das Ganze halbwegs sinnvoll plant von Veranstalterseite aus. Es kann mir niemand plausibel sagen, dass man nur noch verkürzte Konzerte anbieten kann.

    ich spiele selbst Veranstaltungen, und die waren bis auf eine im Freien. Hier gibt es keinen Grund, dass man etwas verkürzen muss. Wer die Zulassung für eine Innenveranstaltung erhalten hat, muss sich an bestimmte Voraussetzungen halten. Diese beinhalten vor allem vier Dinge: Mindestabstand muss eingehalten werden, begrenzte Platz-Zahl, die man inzwischen durch Mails buchen muss, wegen der Anschrift und Auslastung, Desinfektionsmaßnahmen und eben Absicherung der Musiker auf der Bühne.

    Ich arbeite mit zwei Großveranstaltern zusammen, die konzerte für u.a. die Alte Oper Frankfurt oder diverse Bürgerhäuser machen, daher bin ich durchaus im Bilde, was das Ganze angeht. Es wird an diesen Orten dann in den Pausen auch zusätzlich gelüftet, sonst sind diese Orte im Regelfall mit entsprechenden Lüftungseinrichtungen ausgestattet. Wenn DAS nicht vorhanden ist, sollte man dort eben keine Veranstaltungen anbieten. Kalten Kaffee will niemand mehr trinken, daher wäre ich auf verkürzte Veranstaltungen als Gast nicht zu finden.

    Sollte das mit großen Chören oder Ensembles nicht möglich sein, muss man eben kreativ werden. Dann sind halt nur Kammerensembles machbar. So flexibel sind übrigens die Musiker aller Gattungen inzwischen seit Jahren. Das ist natürlich noch keine vollständige, runde Sache, aber das zur Zeit durchaus praktikable Tagesgeschäft geworden.

    Viele Dinge kennen die "reinen" Besucher nicht, doch wer sich vorher ein wenig informiert, wird nicht enttäuscht, man muss sich einfach mal mit beiden Seiten beschäftigen. Es sind eben andere Zeiten, und die werden nicht am 20.10., 22.12. oder 04.01.2021 vorbei sein, sondern mit Sicherheit noch in 2021 gelten.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Aber: wenn sich für die Veranstalter diese Konzerte nicht bald wieder lohnen werden, wird es diese wunderbar vielfältige und abwechslungsreiche Live-Kultur bald nicht mehr geben. Ich fände das riesig schade. Für mich ist das ein absoluter Beweis der Lebensqualität und Attraktivität Deutschlands gewesen.

    Ich gehe noch weiter: Für mich würde das Leben nicht mehr lebenswert sein.

    Kultur, Reisen, Treffen mit Freunden und Familie in Gastwirtschaften aller Art .....alles sehr eingeschränkt und umständlich, sodass man es fast aufgibt. Eine Art Lähmung hat eingesetzt. Man resigniert.

    Ich fühle mich wie eine Milchkuh, die nur zum Melken gehalten wird. Will sagen: Ich soll anscheinend nur Geld verdienen, um es dann für Konsumgüter ausgeben zu müssen.
    Ich geniesse aber Erfahrungen mehr als materielle Güter. Und nun ist das auf dem Weg unmöglich zu werden.

    Versuche bitte, die Musik wieder ein Stück weit genießen zu können. Rückschläge treffen uns alle, und jeder muss zusehen, wie er damit einigermaßen zurecht kommt. Während alle Welt "nur" von den Corona-Toten spricht, schweigt sie sich aus über die Menschen, die sich durch den ganzen Mist das Leben genommen haben.

    Ich habe leider düstere Vorahnungen. Weiter sage ich lieber nichts dazu.

    Ich höre im Moment viel mehr Musik als je. Ich nehme an es ist sowohl eine Art Flucht wie auch eine Art Medizin.

    Das einzig Positive ist für mich das Besinnen auf den Wert der Menschlichkeit im Zusammenleben, in den Momenten, in denen es mir gelingt.

    Ich bin von Natur aus nicht leicht unterzukriegen, bleibe deshalb fest entschlossen die Entwicklungen positiv zu beeinflussen, wo es auch immer geht.

    Heute bringen wir meinen Sohn nach Bristol - er fängt dort sein „Physics with Computing“ Studium an. Wenigstens nicht nur online. Aber die Kneipen schliessen um 22 Uhr, die Nightclubs und music clubs sind geschlossen, keine Gäste im Studentenzimmer erlaubt ..... was für ein Studentenleben wird das werden ? :neenee1:

  • Ich bin von Natur aus nicht leicht unterzukriegen, bleibe deshalb fest entschlossen die Entwicklungen positiv zu beeinflussen, wo es auch immer geht.

    Es besteht auch kein Grund, sich deshalb gleich total gehen zu lassen. Es fallen nicht täglich Bomben auf unsere Häuser, wir haben noch immer ein durchaus angenehmes Leben - was sicher gerade nicht für viele direkt Betroffene gilt, das möchte ich weder vergessen noch klein schreiben - was man, wenn man denn kann, eben für sich selbst neu entdecken muss.


    Das einzig Positive ist für mich das Besinnen auf den Wert der Menschlichkeit im Zusammenleben, in den Momenten, in denen es mir gelingt.

    Ich sehe das etwas differenzierter. Vermutlich deshalb, weil ich es leider auch anders erleben musste. Doch Menschen, die man vorher schon sehr geschätzt hat, werden (oder wurden) noch wichtiger, die Beziehungen zu diesen Menschen wurde intensiver und auch offener. Das würde ich zumindest so für mich schreiben. Das Negative hat mir gezeigt, dass meine bereits vor Corona gemachten Überlegungen zu recht gemacht wurden, entsprechend sind Entscheidungen und Trennungen erfolgt, wo es dann einfach nötig wurde. Ich hätte mir da allerdings einen größeren Zusammenhalt gewünscht, aber man sieht dann sehr deutlich, wer Charakter hat und wer eben nicht.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Es fallen nicht täglich Bomben auf unsere Häuser, wir haben noch immer ein durchaus angenehmes Leben - was sicher gerade nicht für viele direkt Betroffene gilt, das möchte ich weder vergessen noch klein schreiben - was man, wenn man denn kann, eben für sich selbst neu entdecken muss.

    Da stimme ich Dir zu. Ich war mir allerdings auch nicht zu gut, beruflich sofort in der ersten Woche des Lockdowns umzusatteln.
    Das ist aber wiederum in England auch viel leichter als in Deutschland. Ein grosses Glück für mich, weil ich damit etwas wertvolles beitragen kann UND nicht den ganzen Tag mit mir selber beschäftigt bin. Ich meine es hilft ungemein den Fokus vom eigenen Leben hinwegzuwenden und anstelle dessen etwas für andere zu tun.

    Und ich weiss auch, dass nicht jeder Gelegenheit oder Headspace dafür hat oder haben kann.Aber ich habe die Möglichkeit sofort genutzt und bin so geistig ausgelastet und fühle mich nützlich, wenn auch in bescheidenem Masse. Dadurch habe ich mir den Sinn meines Lebens weingstens in einer Beziehung erhalten, nämlich in der uneigennützigen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!