Birtwistle, Harrison - ein vielseitiger Neutöner aus England

  • Birtwistle, Harrison - ein vielseitiger Neutöner aus England

    Sir Harrison Birtwistle, mittlerweile 86 Jahre alt, wurde 1934 in der englischen Grafschaft Lancashire geboren. Das Adelsprädikat darf er seit 1988 führen.

    Das stilistisch wie besetzungstechnisch sehr breit aufgestellte Repertoire ist seit Langem erfolgreich, in seinem Heimatland noch mehr als außerhalb. Er ist auch als Universitätslehrer und musikalischer Leiter stets aktiv gewesen.

    Ein gewisser Schwerpunkt seines Schaffens lässt sich im Vokalen erkennen. Viele seiner Kompositionen zeigen sich von Stoffen und Metaphern aller Art inspiriert, das heimatliche Umfeld spielt keine unwesentliche Rolle.

    Die deutschsprachige Wikipedia vermittelt brauchbare Informationen. Breiter ist die englischsprachige aufgestellt, zu der es auch ein systematisches Werkverzeichnis gibt.

    deutschsprachige Wikipedia
    englischsprachige Wikipedia
    englischsprachige Wikipedia: Liste der Kompositionen

    Mein nächster Beitrag stammt von gestern und wurde leicht verändert dem Faden zu den Streichquartetten im 21. Jahrhundert entnommen.

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Diese CD kenne ich seit Kurzem und von einmaligem Hören.

    Harrison Birtwistle - Der Name ist mir schon oft genug im Rundfunk aufgefallen und vor allem auch im Forum. So mancher, muss ich hier beim Herumsuchen zum anderen feststellen, kennt schon längst diese Streichquartett-CD und auch Weiteres von diesem in Ehren ergrauten englischen Großmeister.

    Birtwistle, so dachte ich bislang, sei ein radikaler Avantgardist. Das scheint nicht ganz zu stimmen, wobei diese Streichquartette einem Spätstil des Komponisten entspringen, der möglicherweise radikaler ist als Früheres. Das kann man sogar diversen Hörproben in andere Werke hinein entnehmen.

    Irgendwo habe ich gelesen, Birtwistle komme zunächst von Strawinsky und Messiaen. Gut, die beiden Streichquartette - ein geschlossenes aus diesem Jahrtausend und ein quasi amalgamiertes aus den Neunzigern -, lassen solches vielleicht nicht zwingend, aber allenthalben enträtselbar erscheinen. In der Tat ist das keineswegs die materialfordernde und dem Geräuschhaften angenäherte Streichquartettmusik von Lachenmann oder Ferneyhough und in der Tat klingen da Farben und Harmonien an, die man in einer natürlich konventionelleren Umgebung bei Strawinsky oder auch im letzten, dem dritten (oder eher vierten, wenn nicht fünften) Streichquartett eines Benjamin Britten findet.

    Die Musik lebt von der Abwechslung, kann sehr rhythmisch betont sein, lyrisch oder aggressiv, legt Wert auf Pausen, auf Vielgliedrigkeit und Melodieansätze. Letztere stellen aber hörbar kein Primat dar. Man kann auch nachvollziehen - man hört es vielleicht am Anfang noch in keiner Weise explizit -, dass der Komponist ein Erzähler war, ein Freund der Mythen seiner Heimat. Das Problem (bislang) sehe ich in einer Struktur, die ich nicht und wohl noch lange nicht erschließen kann. Das fürchte ich - noch.

    Ja - ich habe auch irgendwo gelesen - und natürlich hat das kein objektiver Kenner Neuer Musik geschrieben, aber vielleicht doch ein sehr subjektiver -, dass sich ein Einhören viel eher lohne als beim Langweiler später Cage, beim Instrumentenquäler Lachenmann oder beim Eintonkomponisten Scelsi. Nein, das ist nicht (oder kaum) meine Meinung - aber es könnte als Appell (an mich und von mir) verstanden werden, mich mit Birtwistle mehr zu befassen.

    Wer hat Erfahrungen gemacht, besitzt Wissen, wagt eine Meinung oder gar mehrere?

    Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Ja - ich habe auch irgendwo gelesen - und natürlich hat das kein objektiver Kenner Neuer Musik geschrieben, aber vielleicht doch ein sehr subjektiver -, dass sich ein Einhören viel eher lohne als beim Langweiler später Cage, beim Instrumentenquäler Lachenmann oder beim
    Eintonkomponisten Scelsi. Nein, das ist nicht (oder kaum) meine Meinung - aber es könnte als Appell (an mich und von mir) verstanden werden, mich mit Birtwistle mehr zu befassen.

    :D :D :D ja, ja, okay, okay, okay.. mit Scelsi-Mucke sind meine Löffel bisher nicht so richtig warm geworden...

    Birtwistle, so dachte ich bislang, sei ein radikaler Avantgardist. Das scheint nicht ganz zu stimmen, wobei diese Streichquartette einem Spätstil des Komponisten entspringen, der möglicherweise radikaler ist als Früheres. Das kann man sogar diversen Hörproben in andere Werke hinein entnehmen.......
    .... und in der Tat klingen da Farben und Harmonien an, die man in einer natürlich konventionelleren Umgebung bei Strawinsky oder auch im letzten, dem dritten (oder eher vierten, wenn nicht fünften) Streichquartett eines Benjamin Britten findet.

    möglicherweise lässt du Gründe rüberkommen, warum meine Lauscherchen mit Birtwistle-Mucke bisher fremdeln... Danke für deine Hinweise auf seine späte Kammermucke... motiviert diesen Teil seiner Notenquälereien sich doch noch mal intensiver sich reinzuziehn..

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Ja, Meister Amfortas, nachdem ich mittlerweile in manche yt-Proben länger hineingehört habe, ist mir in der Tat aufgefallen, dass er erstaunlich konservativ sein konnte, der anders buchstabierte Vogelzwitscherer.

    Und das meine ich fürs Erste wertfrei. :D

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • https://www.youtube.com/watch?v=AVnpktJtOms

    Harrison Birtwistle: Earth Dances für Orchester, 1986

    Ensemble Modern, Leitung: Pierre Boulez

    Bildkräftig, kinematoskopisch (1), neoexpressionistisch. Vielleicht altmodisch für die Entstehungszeit, wie jemand sagt in den Kommentaren. Vielleicht stilistisch zu neutral. Allenthalben aber bequem zu hören und meines Erachtens kein Kitsch.

    Doch gewiss ebenso keine Avantgarde. So kann sich also Birtwistle auch anhören.

    (1) Das Wort gibt's wohl nicht. Iss mir aber wurschd, weil auch Amfortas darf in Privatsprache schreiben. :P :)

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Das Wort gibt's wohl nicht.

    Doch, gibts: https://link.springer.com/article/10.1007/BF00339649 - auch wenns dort um Fische geht.

    Zu Birtwistle vielleicht demnächst mehr: Habe bei mir bislang zwei CDs gefunden. Dazu weitere zwei, die je ein Werk von B. enthalten.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Doch, gibts: https://link.springer.com/article/10.1007/BF00339649 - auch wenns dort um Fische geht.

    Danke Dir! Ich war mir absolut nicht sicher, aber der Meinung, dass es korrekt und vor allem gebüldet klingt. Ganz sinnlos verwendet habe ich das Wort auch nicht. Denn tanzende Fische gehören in diese Welt hoffentlich weiterhin hinein.

    :cincinbier:

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

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