Wagner: Ring - Deutsche Oper Berlin 2020/2021

  • Der gesamte Herheim/Runnicles-Ring steht jetzt tatsächlich bis 13.7.22 in der ARD Mediathek als Video-Stream zur Verfügung.


    Vielleicht gibt es ja dann auch hier eine Fortsetzung, sobald sich einige (z.B. hoffentlich Rosamunde :) ) das angeschaut haben. Ich werd es sicher nochmal tun...

    Hi Peter, ich bin jetzt am Ende von Siegfried angelangt. Soweit erscheint mir die Inszenierung sehr interessante Aspekte zu enthalten, ich kann mir auch das meiste zusammenreimen. Aber (noch?) nicht alles.

    Ganz abgesehen davon, ob sie stimmig ist oder nicht: sie sieht gut aus ! Besonders Siegfried. Und Rheingild fand ich vom Schauspielerischen her sehr gelungen. Ein herrlicher Loge, wie du schon sagtest.

    Obwohl - und das hast du glaube ich auch irgendwo geschrieben - hier und da ist es etwas gewollt und ich scheue mich es stümperhaft zu nennen, denn ich frage mich noch, ob genau das Absicht ist. zB im Siegfried in den Vogelszenen....die Engel als Eltern, wie kindisch und fast albern sie da erscheinen und etwas plump agieren, behindert von den riesigen Flügeln. Ausserdem erst farblich weiss, dann schwarz...naja. Gut, Siegfried ist ein wenig naiv, passt also, aber ist es zu plakativ?

    Andereseits finde ich die Idee, das Vögelchen als kleinen Jungen auftreten zu lassen, sehr gut. Siegfrieds unverdorbene, kindliche Intuition. Sehr gut gelungen und stimmig bis zum Ende des Vogels durchgeführt. Die Intuition ist dann auch in der Verhandlung zwichen Mime und Siegfried am Wirken, dh der Junge mit seinem drachenblutbeflcktem Hemd ist weiterhin auf der Bühne und mischt sich ein.

    Ich weiss nicht, ob du das schon erwähnt hast - aber Wotan scheint mir ab Anfang Walküre das Geschehen zu steuern. Also seit er bei Erda war. Da hat er wohl einiges erfahren Grins1 . Er erscheint mir ab dann nicht, wie sonst, den Geschehnissen immer einen Schritt hinterherzuhinken und zu versuchen, sie zu berichtigen, sondern er ist mit allem zufrieden, was geschieht, als ob es so geplant war und er nur dafür sorgen muss, dass es auch genauso abläuft. Immer wieder sitzt er am Klavier und steuert von dort aus.

    Interessant auch, dass er Erda im Siegfried das Genick bricht. Bestätigt damit mein Gefühl, dass er dafür sorgen möchte, dass ihm auch in Zukunft niemand mehr dazwischenfunkt.

    Sowieso sitzen immer alle, die gerade irgendeinen Einfluss auf das Geschehen haben oder haben wollen (selbst wenn das von Wotan geplant ist), am Klavier und spielen die Musik.

    Und immer wieder schauen die Figuren in die Partitur, um nachzusehen, was sie tun sollen. Manchmal reissen sie Blätter daraus aus.....zB tut das Brünnhilde am Ende von Akt 3 Siegfried , als Brünnhilde und Siegfried alles egal ist.

    Die reisenden, suchenden Menschen mit ihren Koffern......mal sehen, was sie in der Göterdämmerung zu tun haben. An einer Stelle, wendet sich Wotan an sie und bedeutet ihnen ihm zu folgen. Er nimmt sie also auf seine Wanderungen mit.

    Wotan begräbt die reisenden, suchenden Menschen ausserdem unter ihren Koffern ab Ende Walküre bis Anfang 3. Akt Siegfried, wo er sie wieder befreit. Jetzt muss ich nochmal nachschauen, ob sie in dieser gesamten Zeit nie auf der Bühen aufkreuzen, sondern begraben bleiben solange Siegfried Kind ist und bis er auf dem Weg zum Felsen ist. Im Grunde schlafen die Menschen also solange Brünnhilde schläft, sie wachen aber kurz vor ihr auf und können so zusehen, wie Wotan Erda und damit die Idee des vorherbestimmten Schicksals beseitigt. UND wie Siegfried den Speer Wotans zerschlägt. Sehr gut gemacht Grins2 , denn damit ist im Grunde ihre Fremdbestimmung schon abgeschafft. Wenn es nicht noch den Ring gäbe......der ja noch den Rheintöchtern zurückgegeben werden muss. In der Götterdämmerung müsste es also nur um diesen Teil der Geschichte gehen, denn die Menschen sind ja schon befreit. Man merkt vielleicht, ich bleibe weiterhin bei der Idee, dass es sich um Sklaven handelt, aber damit meine ich einfach unfreie, fremdbestimmte Menschen, die einem Joch unterliegen. Mal sehen, ob das alles weiterhin auch so aufgeht.

    Die Koffer selber könnten ein Symbol für ihr Joch sein. Sie sind etwas, was die unfreien Menschen mit sich herumtragen müssen, unter dem sie manchmal begraben werden oder aus dem Mauern von Häusern gebaut werden oder in der man den Nibelungen-Gold-Hort aufbewahrt, alles Dinge, die Menschen im übertragenen Sinne versklaven oder einengen können (zB Hundings Wohnung, oder Mimes Hütte).

    Dass die Menschen befreit werden sollen, sieht man direkt am Anfang von Rheingold. Sie kommen langsam, beschwert und abgestumpft mit ihren Koffern auf die Bühne. Wotan beginnt Klavier zu spielen (während das Vorspiel aus dem Graben ertönt). Dabei beginnen die Menschen sich langsam zu bewegen und werden dabei immer unbeschwerter und fast wie erlöst in ihrem Gebaren. Die Musik, gesteuert von Wotan (=Wagner?) befreit sie. Im Grund ist damit alles schon gesagt, was die Inszenierung sagen will...vermute ich. Mal sehen, wie es in den nächsten Tagen in der Götterdämmerung ausgeht.

    Jetzt habe ich schon wieder viel zu viel geschrieben.

  • Ein ganz wunderbares Detail finde ich nun die Anspielung auf Kubricks 2001 A Space Odyssey.

    Am Ende des Films sieht man einen Embryo in einer Fruchtblase sich der Erde nähern, dazu hört man die ersten Takte von Richard Strauss Also sprach Zarathustra. Am Anfang des Film ertönt dieselbe Musik in dem Moment, in dem ein Affe eine höhere Bewusstseinsebene erlangt. Am Ende des Films bedeutet dann für mich die Kopplung Musik/Embryo, dass unter dem Einfluss des Monoliths dieser Embryo einer weitere, höhere Bewusstseinsebene erreicht hat und diese ebenso, wie der Affe zuvor, unter dem Rest der Menscheit auf der Erde verbreiten wird. Gut...interessant dann natürlich auch die Kopplung der höheren Bewusstseinsebene mit der erhöhten Gewaltfähigkeit der Affen.

    Am Ende von Rheingold schaut man auf eine riesige Fruchtblase, in dem sich 2 Embryone anschauen. Gemeint muss sein das Wälsungenpaar. Die Wälsungen als Sippe mit erhöhtem Bewusstsein, durch Wotan gesäht...passt natürlich. Witzigerweise erinnere ich mich auch an einer Stelle an Kubricks Monolith gedacht zu haben...es ist zu Beginn 3. Akt Walküre, wo am Walkürenfelsen einige grosse Monolithe rumstehen, die aber aus Koffern gebaut sind, wie man dann sehr bald erkennt. Soll hier gesagt werden, dass die Walküren (bildlich hier für die Götter allgemein) nur existieren, weil Menschen ihnen mit ihrem Sklavenbewusstsein ihre Existenz ermöglichen? Ob diese Assoziation mit Kubricks Monolith hier beabsichtigt ist, bin ich mir nicht sicher. Vielleicht sollen die Koffersäulen auch einfach eine Art Stonehenge bilden....auch nicht schlecht, wenn ich mir das überlege. Oder es ist Zufall.

    Interessant nun dazu ausserdem, dass die Fruchtblase am Ende von Rheingold sich aus einer Projektion der Weltesche verwandelt UND dass aus dem Graben zeitgleich nun auch im Charakter ähnlich emotional aufgeladene Akkorde ertönen wie am Anfang von Zarathustra. Diese Akkorde manipulieren den Hörer irgendwie, man erwartet Grandioses, in beiden Fällen......Wotan steckt dabei Nothung in den Stamm der Esche, aber als sich die Esche in die Fruchtblase verwandelt, zieht er seine Oberkluft aus und steigt (fast) mit sichtbarer Unterwäsche eifrig hinunter zu Erda - in die Souflleusebox, aus der sie erschienen und in die sie wieder verschwunden war.

    Für mich ist dieses Detail eine klare Anspielung auf Nietzsche, man soll hier an ihn denken.....wie ich schon vermutete, geistert er in dieser Inszenierung also auch irgendwie herum. Die Wälsungen als Übermenschen, Verkörperungen von Wotans Wille und seines Machtanspruchs.

  • Dass die Menschen befreit werden sollen, sieht man direkt am Anfang von Rheingold. Sie kommen langsam, beschwert und abgestumpft mit ihren Koffern auf die Bühne. Wotan beginnt Klavier zu spielen (während das Vorspiel aus dem Graben ertönt). Dabei beginnen die Menschen sich langsam zu bewegen und werden dabei immer unbeschwerter und fast wie erlöst in ihrem Gebaren. Die Musik, gesteuert von Wotan (=Wagner?) befreit sie. Im Grund ist damit alles schon gesagt, was die Inszenierung sagen will...vermute ich.

    Hier muss ich mich erklären.....Ich nehme an, dass Wagners Idee seiner "Kunstreligion" kritisiert werden soll, oder zumindest nicht ungebrochen dargestellt.

    Ich bin deshalb auch gespannt auf Hagen. Oben wurde ja schon darüber geschrieben, dass er in dieser Inszenierung eine unerwartete Rolle spielt.

  • .Ich nehme an, dass Wagners Idee seiner "Kunstreligion" kritisiert werden soll, oder zumindest nicht ungebrochen dargestellt.

    Dazu Folgendes als Unterstützung:

    Eine weitere, einfach fantastische Idee finde ich die Blechblasinstrumente, die mit ihrer goldenen Farbe immer wieder das Rheingold, also das Gold aus dem Rhein, repräsentieren. Zuerst wird dies offensichtlich im Rheingold, aber witzig dann im Siegfried, als der Wurm aus dem Flügel heraus seine dröhnende Stimme durch einen riesigen goldenen Tubentrichter erschallen lässt. Später dann, als Siegfried mit ihm kämpft, bestehen die Zähne des Wurms aus sich windenden, vermummten Menschen, die eben solche goldenen Tubentrichter gegen Siegfried richten.

    Ich meine hier wird deutlich, dass Herheim das gebrochene Gesicht der Musik Wagners verdeutlichen möchte. Sie ist auf ersten Blick golden und betörend, aber die Kopplung der Musik mit dem Nibelungenhort gibt der Musik und damit der Idee der Kunstreligion einen gewissen unangenehmen Unterton. Also ob Herheim sagen will, dass Wagners Musik die Gefahr beinhaltet manipulieren zu können, betören zu können, und eben für unlautere Zwecke genutzt werden zu können. Passt natürlich. Aber ich meine es ist auf eine Weise getan, die wirklich beide Kehrseiten der Musik ebenbürtig darstellt - durch die Assoziation von Musik mit Gold ermöglicht. Gold birgt ja auch diese zwei Seiten in sich. Wagners Ideen bzw seine Musik wird also nicht verdammt, sondern gebrochen dargestellt. Beides nebeneinander, sozusagen.

    In diese Richtung geht auch die Austattung von Mimes Hütte. Hier hängt der Himmel nicht voller Geigen, sondern voller goldener Blechblasinstumente Grins2 . Es passt natürlich zum Bild einer Schmiede, dass dort an der niedrigen Decke Schmiedewerkzeuge hängen. Mime schmiedet aber letztendlich nur, weil er an den Nibelungenhort ran will. Auch hier wird also mMn suggeriert, dass Wagners Musik etwas Manipulatives hat und eventuell eine Gefahr in sich birgt.

  • Habe nun auch die Götterdämmerung gesehen.

    Ich halte auch diesen Teil für sehr gelungen. Nicht, dass mir jedes Detail verständlich ist, aber insgesamt sehr wirkungsvoll. So wie ich diesen Ring verstehe, wird man aus ihm ohne Zukunftsvision entlassen. Man weiss nur dass es weitergeht. Und zwar mit Musik, denn der Flügel bleibt übrig - und bezeichnenderweise eine Putzfrau - und wir, das reale Publikum.

    Es ist wahnsinnig viel passiert und ich finde sehr viele interessante Ideen darin, und manche Szenen sind hervorragend gelungen, finde ich.

    Möglicherweise gibt es also in Herheims Konzept eine sich über den ganzen Ring angelegte Entwicklung der Beziehung dieser Flüchtlinge zu den Bühnenfiguren und ihre Bedeutung nimmt über die 4 Teile immer weiter zu.

    Ich glaube, dass diese Menschen eine kollektive Entwicklung durchmachen, parallel zu den Helden und Antihelden auf der Bühne. Mein Eindruck ist, dass sie beim Beobachten und emotionalen Teilnehmen etwas lernen. Ihr kollektives Selbstbewusstsein erwacht. Sie machen dabei verschiedene Stadien durch. Ich finde diese Stadien nicht verwirrt, sondern erkenne für mich eine Linie darin. darunter auch ein selbstverherrlichendes Stadium, in dem sie sich mit ihrer neu gefundenen Bewusstseinskraft für Götter und Helden halten (in dem Moment, wo Siegfried zu Heldentaten ausreitet Grins1 ) und ein Stadium, in dem sie sich mitschuldig machen, weil sie bei Verrat nicht einschreiten, sondern nur zusehen. Man erkennt das daran, dass sie alle wie Publikum gekleidet in Reihen auf Stühlen sitzen und zusehen, während ihre Gesichter mit derselben Maske verdeckt sind, wie Alberichs und Hagens Bemalung.

    Am Ende wird die Hälfte wieder zu Göttern, die dann zu Feuer werden und also den Brand ermöglichen, aber selber daran verbrennen. Passt also auch.

    Die andere Hälfte wird zu uns, also dem Publikum.

    Ich habe das Gefühl, dass diese Menschen diese kollektive Entwicklung selber aus sich heraus hervorbingen, denn die Hauptfiguren lösen sich zu Beginn das Rheingolds aus der allgemeinen stumpf daherziehenden Menge heraus. Am Wichtigsten dabei Wotan, der sich ans Klavier setzt und dann ab Walküre so erscheint, als ob er alles geplant hat. Ich glaube also, dass die Idee ist, dass hier Menschen eine Bewusstseinsentwicklung durchmachen, die aber aus ihnen selber heraus entsteht. Ein Bewusstseinsstadium bedingt das nächste. Eine Art Evolution. Wie ja auch in der Geschichte des Rings immer ein Stadium das nächste bedingt. Deshalb wird auch immer wieder mit der Idee gespielt, dass jemand mit einem Tuch bedeckt wird oder ihm die Augen zugehalten werden, bis irgendwo in der Kollektive etwas neues geschieht und sich das Bewusstsein damit selbst geklärt hat - so mein Eindruck. Ein sich selbst katalysierender Prozess, in dem einige Personen aus dem Kollektiv hervortreten und wichtige Anstösse geben, aber die Auswirkungen sich auf das gesamte Kollektiv ausbreitet.

    Die Koffer....hm ich schlafe mal drüber. Aber ich glaube sie sind im übertragenen Sinne menschliches Gepäck, also alle Arten von Problemen, die aber nur Menschen haben, weil sie Menschen sind. Es ist aber genau dieses Gepäck, dessen man sich als Mensch dauernd entledigen will und ständig nach Lösungen sucht, wie man dies schaffen könnte, welches unsere Bewusstseinsevolution und natürlich damit auch unsere soziale Evolution katalysiert. Ganz plump gesagt: wenn wir keine Probleme hätten, würden wir nicht auf Suche nach Lösungen gehen. Nur: sobald wir ein Problem gelöst haben, haben wir mit dieser Lösung auch eine Kehrseite in die Welt gerufen. Für die wir eine neue Lösung suchen müssen. Die Oper endet ohne Koffer auf der Bühne, aber es gab auch immer mal zwischendurch keine Koffer, das muss also nichts heissen. Allerdings sieht man eine Putzfrau.......und damit öffnen sich einige interessante Perspektiven. Mir liegt einiges auf der Zunge, noch neblig, aber ich merke, wie es in den nächsten Tagen und Wochen ausgebrütet werden wird :) .

    Die Inszenierung hat auch noch andere Elemente und Ideen....und das Ende, oder die Moral von der Geschicht ist offen, so wie das Ende der Götterdämmerung. Aber wie ich eben schon sagte, ich finde gerade das Ende sehr inspirierend, habe schon mehrere verschiedene Gedankengänge dazu - ich meine Herheim hat eine Menge an Fäden durch die gesamte Inszenierung entwickelt und weitergeführt und diese kann man nach Schluss weiterdenken. zB die Idee der Musik, warum alles ausser den suchenden Menschen aus dem Flügel kommt, die Partituren, das Klavierspiel, der übrigbleibende Flügel. Dann die Idee der Bewusstseinsentwicklung - wieso bleibt dann eine Putzfrau übrig, die von uns ratlos betrachtet wird? Die Idee, dass Siegfried als Parodie eines Helden dargestellt wird.

    Und so weiter und so fort.

    Ich würde mir auf jeden Fall das Ganze gerne auf der Bühne ansehen.

  • Toll, wie du dich nochmal reingehängt hast, Rosamunde :thumbup:!

    Ich bin auch dabei, die Streams durchzuschauen. Die - für mich besonders problematische - Götterdämmerung steht noch aus. Bemerkenswert ist für mich, wie viele Details der Inszenierung mir beim Live-Erleben entgangen waren. Teilweise scheint es aber gegenüber den frühen Aufführungen (z.T. Premieren), die ich gesehen habe, bei den aufgezeichneten späteren Aufführungen noch Änderungen gegeben zu haben. Z.B. fehlt der - mich besonders beeindruckende - Moment, wenn Sieglinde in Walküre I auf dem Flügel steht und von einer Feuersäule emporgehoben wird (in der Aufzeichnung ist das, an anderer Stelle, bei Siegmund der Fall). Auch fällt mir auf, dass das Orchester spürbar brillanter klingt, als mir das bei den Liveaufführungen schien (hier können natürlich weitere Probendurchgänge ihre Wirkung gezeigt haben). Fast noch begeisterter als bei der Liveaufführung war ich von Clay Hilley als Siegfried, v.a. im 1. Akt Siegfried.

    Bin nun gespannt auf das Wiedersehen und -hören der Götterdämmerung und darauf, ob sich mein - ja eher negativer - Eindruck des Live-Erlebnisses, auch aufgrund deiner Anmerkungen, noch wesentlich verändert. Dann würde ich hier vielleicht nochmal was schreiben...

    Worin ich dir auf jeden Fall zustimme, ist, dass die Aufführungen - unabhängig von grundsätzlichen Vorbehalten gegen die Konzeption - sehr unterhaltsam und fast immer schön anzusehen sind.

  • Dann bin ich gespannt darauf, ob sich für dich was verändert hat!

    Hast du übrigens in Erinnerung, dass am Ende auf dem Flügel eine rote Decke liegt? Schau mal hin...fand ich besonders gut. Denn bis dahin gab es immer nur eine weisses Tuch/Bettlaken. Nun, nach dem alles vorbei ist, wird der Flügel mit einer roten Brockat oder Samt (?) - Decke respektvoll abgedeckt. Wie man sie eventuell in einem Wohnzimmer einer betuchten Familie finden würde, um den Flügel zu schützen vor Kratzern. Man kann dann Bücher darauf stapeln und Sektgläser darauf abstellen. Grins1

    An den Stellen, an denen die Götter im Hintegrund erscheinen, dachte ich, dass eventuell ein bestimmtes Gemälde nachgestellt wurde...aber ich kenne ich mich nicht genügend aus, um zu wissen, ob es ein bestimmtes sein soll, oder nur eine generelle Anspielung auf solche Gemälde.

    Und wer ist die Göttin, die dort allein erscheint, als Hagen Siegfrieds Kopf hochhält? Eine Art Anti-göttin? Satanic Lilith? Es würde zu dem fiery angel passen, der vor der Hagen/Mannen Szene über die Bühne geht. Es sollen ja dann Tiere geschlachtet und zur Hochzeit geopfert werden. Hier also Anspielungen auf Okkult oder auch "the dark side". Ein weiterer Aspekt des menschlichen Bewusstseins, der uns wohl immer begleiten wird, solange wir Menschen sind: die Aufteilung in gut und böse. Aber es heisst: Richtet, und ihr werdet gerichtet werden. Doch Hagen überlebt in dieser Inszenierung - sehe ich das richtig?

    Bin nun gespannt auf das Wiedersehen und -hören der Götterdämmerung und darauf, ob sich mein - ja eher negativer - Eindruck des Live-Erlebnisses, auch aufgrund deiner Anmerkungen, noch wesentlich verändert.

    In der Oper gibt es ja Längen, die durch die Rekapitulation der Handlung entstehen, also zB in der Nornenszene. Hier finde ich nun bei der Herheim Inzenierung so stark, dass diese Passagen genutzt werden, um die Ideen der Izenierung zu befördern. Anstelle also fast nur Wiederholung zu bringen, wird hier sozusagen Wert hinzugefügt.

    Viel Vergnügen beim erneuten Ansehen und über eine weiterre Rückmeldung würde ich mich freuen.

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