Vom Swing hin zum Bebop und Revival Jazz - Die Jazzgeschichte von 1941 - 1949 und die Auswirkungen bis heute

  • Vom Swing hin zum Bebop und Revival Jazz - Die Jazzgeschichte von 1941 - 1949 und die Auswirkungen bis heute

    Die Jahre 1941-1949 waren musikhistorisch gesehen für den Jazz von derart großer Bedeutung, dass man hier mal einige Schlagworte in den Raum werfen muss, die vielleicht so nicht wirklich direkt zusammenhängen, aber s geschehen sind:

    Der Bigband-Jazz war auf dem Höhepunkt der Zeit gewesen - Sei es Duke Ellngton, Count Basie oder Jimmie Lunceford, Benny Goodman, Glenn Miller, Tommy Dorsey, Woody Herman oder Stan Kenton: Sie gaben musikalisch den Ton an. Später kamen für die Entstehung des modernen Jazz noch Earl Hines (um 1942/43 herum) , Billy Eckstine, Dizzy Gillespie, Claude Thornhill und Boyd Raeburn dazu. Letzterer mit vielen Gemeinsamkeiten zu Stan Kenton etwa.

    Die kleinen Bands begannen langsam an Bedeutung zu gewinnen

    Ab 01.08.1942 begann ein fast zwei Jahre dauernder Aufnahme-Stopp bei den Plattenfirmen, weil die Musiker-Gewerkschaft mehr Geld gefordert hatte.. Es durften nur Aufnahmen für den Staat, und damit zur Truppenbetreuung gemacht werden, sog. V-Discs.. Ebenfalls durften die bekanntesten Titel der Bands oftmals nicht mehr gespielt werden.

    Dies hatte zur Folge, dass Sänger, Countrymusik, Spirituals, Gospels, Blues und andere zuvor nur am Rande gemachte Aufnahmen zur Bedeutung gelangen konnten. Nur so waren die Karrieren von Sängern wie Frank Sinatra, Mel Tormé oder Peggy Lee möglich.

    Durch die wenig kreative Arbeit in den Bigbands, kamen die ersten Musiker zusammen um sich nicht nur auszutauschen, sondern auch um zusammen zu spielen. Zunächst in kleineren "Kaschemmen", vor allem aber an dem freien Abend, was in der Regel der Montag war. Bereits 1938 machte Harry Lim erste Aufnahmen von diesen "Jam Sessions", deren Höhepunkt dann die "Jazz at the Philharmonic-Konzerte" von Norman Granz wurden, der damit 1944 startete. Gene Norman zog bald nach und machte das an der Westküste nach.

    Um 1945 herum begannen die Anfänge des frühen Rhythm & Blues. Ausgelöst in den Bigbands von Lionel Hampton, Erskine Hawkins und Buddy Johnson, dann in kleinen Gruppen wie "Louis Jordan's Tympany Five" (mit etwa Wild Bill Davis am Klavier damals noch) oder den berühmten "Savoy Sultan's", die es von 1937-1946 gab, und deren Boss Al Cooper war.

    1940 begann man im "Minton's Playhouse", was vom ehemaligen Bigband-Leiter Teddy Hill geführt wurde, eine kleine Band zu engagieren, aus der dann der Kern des Bebop entstand. Kurze Zeit später geschah im "Monroe's" das Gleiche. Es wurden junge Leute engagiert, die für Taschengelder und Trinkgelder spielten. Der Krieg war noch nicht in den USA ausgebrochen, die Welt war noch in Odnung.

    Ab 1942 begann das berühmte "Bigband-Sterben" durch den "Recording Ban" und durch den Einzug der wehrfähigen Musiker in die Armee. Die Bigbands mussten ihre Musiker aus noch unfertigen Musikern aussuchen, und es wurde kräftig von der Konkurrenz abgeworben. Da Reisen wurde durch Benzin-Rationierung schwerer, das Niveau der Bigbands sank teilweise auch hörbar. Die Folge war, dass Bandleader wie Artie Shaw oder Glenn Miller es vorzogen, freiwillig zu dienen, um beim Militär aber weiter Musik machen zu können. Shaw nur kurze Zeit, ihn löste Sam Donahue ab.

    Durch den Krieg, die Maßnahmen, die eingeleitet wurden, aber auch durch die neue Popularität der Sänger(innen) gewannen kleine Bands immer mehr Fans. Sie konnten schnell zusammengestellt werden, waren in der Lage Sänger zu begleiten und hatten oftmals einen großen Star als Attraktion, etwa Coleman Hawkins.

    Um 1938 herum begann man wieder, den alten Jazz auszugraben. Dies wurde um 1942/43 herum massiv verstärkt getan, und lange inaktive Musiker wie Kid Ory, Bunk Johnson, Oscar Celestin oder George Lewis begannen wieder zu spielen und aufzunehmen. Daran waren bekannte Schauspieler/Ansager wie Orson Wells nicht unwichtig, aber auch weiße Musiker wie Eddie Condon, der bereits in den spätern 1920-er Jahren noch mit Bix Beiderbecke spielte, machte Konzerte in der Town Hall von New York. Am Ende löste sogar Louis Amrstrong 1947 seine Bigband auf und formierte seine bald berühmten All Stars.

    Durch den Amateur-Technker Jerry Newman wurden Live-Aufzeichnungen vorgenommen von diversen Sessions im "Minton's Playhouse", die später als die ersten Bop-Aufnahmen in die Geschichte eingingen. Alle wurden um Mai 1941 herum gemacht, immer mit Charlie Christian an der damals völlig neuen elektrischen Gitarre (diese tauchte erstmals 1935 auf, damals von George Barnes gespielt). Christian war so modern gewesen, dass er auf der Gitarre solistisch derart brillant spielen konnte, dazu bereits völlig im neuen Achtelstil, mit völlig neuen harmonischen Errungenschaften, dass er mit Dizzy Gillespie, Joe Guy (den man leider zu gerne vergisst zu erwähnen), Clyde Hart, Thelonious Monk, Bud Powell, Charlie Parker, dem Bassisten Oscar Pettfiford, Bennie Green und dem Drummer Kenny Clarke als eine Art "Ur-Vater" des Bop bezeichnet werden muss.

    1944 begannen die ersten kleinen Bands Bebop zu spielen. Zunächst noch nicht als "Bebop" bekannt, aber mit neuen Attributen versehen, etwa Umharmonisierung bekannter Stücke, Komponieren neuer Stücke, Einführung des Unisono-Spiels am Anfang und Ende der Themenvorstellung, Abkehr des triolischen Spieles hin zum Achtelspiel, stärkere Akzentuierung der Drums und damit Aufhebung des durchgehenden 4/4-Beats.

    1946, also nach dem Kriege, mussten viele Bigbands aufgeben. Etwa Woody Herman (der aber bis zu seinem Tode 1987 fast durchgehend Bigbands leitete), Stan Kenton (auch ER wie Herman, immer wieder mit Bigbands unterwegs), Benny Carter, Tommy Dorsey, Les Brown (wie Herman, Kenton), Harry James (wie Herman, Kenton), Benny Goodman (er nur noch zu besonderen Anlässen mit Bigbands unterwegs. Etwa 1949, 1953, 1955, 1956, 1957, 1958, 1962).......

    Glenn Miller wurde bereits seit Ende 1944 vermisst. Doch seine Band wurde 1946 wieder von seinem ehemaligen Tenorsaxophonisten Tex Beneke neu zusammen gestellt und ging einige Jahre erfolgreich auf Tournee (mit vielen ehemaligen Musikern der Miller-Band), Jerry Gray, Millers Arrangeur, tat das Gleiche, später kam noch Ralph Flanagan dazu. Der Miller-Mythos lebt noch heute weiter. Die Band gibt es in den USA und für Europa wurde eine eigene "Miller-Band" ins Leben gerufen, die seit Beginn von Wil Salden geleitet wird.

    1944 gründete der Sänger Bily Eckstine aus Resten der Earl Hines-Band eine eigene Bigband. In ihr saßen bis zu ihrer Auflösung 1947 nahezu alle wichtigen Bop-Musiker. Darunter neben Parker, Gillespie auch Fats Navarro, Miles Davis, Benny Harris, Sonny Sitt, Dexter Gordon, Gene Ammons, Leo Parker, Linton Garner (Erroll Garners Bruder), Art Blakey. 1946 gründete Dizzy Gillespie seine erste eigene Bigband, die mit einer Unterbrechung bis Ende 1949 existierte. Auch in ihr spielten wichtige moderne Musiker: Benny Bailey, Dave Burns, Cecil Payne, Sahib Shihab, James Moody, Kenny Clarke, John Lewis, Milt Jackson.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Man sollte öfters mal seine diversen yT-playlists durchstöbern!
    (Die meinen sind freilich inzwischen auch nicht zuletzt aufgrund v. Corona üppig gefüllt!)

    Diese (g'rademal) 620 sec. (a. d. Jahre '44) dürfen der hiesigen Gemeinde nicht vorenthalten werden :!: <3
    Da es dieses Kleinod seinerzeit gar bis zur Oscar-Nominierung geschafft hat, gehörte dieser Beitrag
    eigentl. in die Schublade ''Jazz in Literatur, Film u. Kunst'' - un-eigentl. packe ich ihn jetzt hier hinein!

    Jammin' The Blues (1944) | Lester Young Oscar Nominated Short - YouTube <3 :!:

    wünsche noch ober-coole Pfingsten :thumbup:

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Diese (g'rademal) 620 sec. (a. d. Jahre '44) dürfen der hiesigen Gemeinde nicht vorenthalten werden
    Da es dieses Kleinod seinerzeit gar bis zur Oscar-Nominierung geschafft hat, gehörte dieser Beitrag
    eigentl. in die Schublade ''Jazz in Literatur, Film u. Kunst'' - un-eigentl. packe ich ihn jetzt hier hinein!

    Jammin' The Blues (1944) | Lester Young Oscar Nominated Short - YouTube

    Stimmt. Mir ist der Film bekannt, danke fürs Posten. Hier die Titelfolge:

    1 - Midnight Symphony 2 - On The Sunny Side of the Street 3 - Jammin' the Blues

    Buck Clayton (Trp,1 und 2) - Harry Edison (Trp, 3) - Lester Young (Tenorsax, 1-3) - Illinois Jacquet (Tenorsax, 3) Marlowe Morris (Klavier) - Barney Kessel (Gitarre) - Red Calender (Bass),1,2) - John Simmons (Bass,3) - Big Sid Catlett (Drums, 1,2) - Jo Jones (Drums,3) . Mary Bryant (Gesang)

    Man beachte die Haltung von Lester Young !! So kann auch nur ER spielen.

    Ich hatte das große Vergnügen, noch Jacquet, Carlender und Edison live erleben zu dürfen. Red Calender war übrigens der Bass-Lehrer von Charles Mingus und der Ur-Wegbereiter des modernen Tuba-Spielens, was viele nicht wissen. Mary Bryant singt mit einem starken Billie Holiday-Touch. Kessel galt als DER Nachfolger Charlie Christians.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Wenn man bei dem Thema bleiben möchte, dem kann ich dieses schöne Video ans Herz legen. Hier mit u.a. Roy Eldridge, Coleman Hawkins, Johnny Guarnieri, Milt Hinton, Barry Galbraight und Cozy Cole. Alle haben übrigens auch oftmals zusammen mit Lester Young auf der Bühne gestanden, oder im Studio Aufnahmen gemacht. "Lover Man" wird wunderbar gespielt. Ein herrliches Stück.

    https://www.youtube.com/watch?v=eNcLl3_chQA

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!