DITTERSDORF, Carl DITTERS v.: Symphonien und Orchesterwerke
Carl Ditters von Dittersdorf (Wien 1739-1799 Cervena Lhota/Rothlhotta) ist sicher einer der unterschätzten Meister der Klassik. Von seinen über 500 Kompositionen sind längst nicht alle erhalten, doch darf man durchaus hoffen, daß die im Fluß befindliche Forschung noch einiges zutage fördert.
Dittersdorfs Erinnerungen, die er bis zwei Tage vor seinem Ableben (der Ärmste litt an der Gicht) seinem Sohn diktierte, sind in ihrer Glaubwürdigkeit umstritten. Wenn man sie aus den Umständen heraus begreift und sie entsprechend kritisch liest - die Lektüre ist übrigens keine trockene - , dann kann man sie doch als recht typisches und informatives Zeitdokument betrachten. Dittersdorf war nicht nur Musiker mit Kontakten zur nationalen und internationalen Musikszene, sondern auch Forstbeamter und dann Amthauptmann von Freiwaldau (heute Jeseník). Voraussetzung für diesen Posten war der Adelsstand, der ihm 1773 verliehen wurde. Er diente mehreren Mäzenen als Violinist und Hofkapellmeister, war päpstlicher Ritter vom goldenen Sporn und schrieb Opern (darunter z:B. eine "Hochzeit des Figaro" und "Lustige Weiber aus Windsor"), Oratorien, Orchesterwerke, Tänze usw. Der Allgemeinheit in Erinnerung geblieben ist er lange mit "Doktor und Apotheker". Das Werk ist aber mit der Abkehr von der deutschen Spieloper ziemlich ins Abseits geraten.
Glücklicherweise gibt es aber etliche Einspielungen seiner orchestralen Schöpfungen.
Am bekanntesten sind seine Sinfonien nach Ovids Metamorphosen, die leider nur zur Hälfte auf uns gekommen sind, aber vor allem dank der Naxos-Edition Verbreitung gefunden haben.
Zum Einstieg kann ich weiters empfehlen die "Sinfonias" unter Uwe Grodd, ebenfalls bei Naxos erschienen: [
und insbesondere die sich durch hervorragende Tonqualität auszeichnende Supraphon-CD mit dem Kontrabaß-Konzert Nr.1, der Sinfonia concertante für Viola, Kontrabaß und Orchester und dem Bratschenkonzert in F-Dur:
Bläserfreunde lieben erfahrungsgemäß sein Oboenkonzert, daß auf dieser CD zu hören ist:
Dittersdorf Kompositionen sind, soweit meine sehr rudimentären Kenntnisse ein Urteil zulassen, technisch anspruchsvoll, erfordern aber keine extreme Virtuosität, gehen gut ins Ohr und zeichnen sich durch großen Einfallsreichtum aus. Immerhin war er auch der Lehrer von Wenzel Müller und Johann Baptist Vanhal.