'Film noir' oder 'Die Welt ist schlecht'

  • (USA 1950)

    Das barocke, kriegszerstörte Wien als Metapher und zudem meisterhaft in die Szene eingebaut durch Carol Reed im 'Dritten Mann' - so wird die Stadt gleichberechtigte Zutat eines Film Noir. Los Angeles, vielleicht die FN-Stadt überhaupt, mit ihrem Mythos von Traumstadt und ihrer schäbigen und billigen Gegenwart war immer eine ideale Stadt für diese Filmrichtung. Aber London? Das London der Nachkriegsjahre? Ich finde es geht nicht auf, weil London für mich immer einerseits arm und verwahrlost, andererseits aber durchaus etwas Dörfliches, Betuliches hat. Und damals sicherlich noch mehr.

    Aber gerade da spielt nun dieser Film von Jules Dassin, ausschließlich an Originalschauplätzen gedreht, weil Darryl F. Zanuck von der Fox seinen Regisseur aus der McCarthy-Schussrichtung heraushalten wollte. Von daher atmet der Film durch und durch London, was ihm, nach Meinung nach, nicht so gut bekommt. Vielleicht auch konnte oder wollte Dassin die Stadt nicht so fotografieren, dass sie wie ein surrealistisches Trauma auf seinen Protagonisten lastet. Die besten Einstellungen gibt es übrigens von der Stadt, wenn man sie nicht sogleich erkennt, Hafenszenerie, lange Treppen, enge Durchgänge.

    Das ist aber eigentlich schon das Wesentliche, was mir an dem Film nicht so gefallen hat. Richard Widmark spielt großartig einen kleinen, schäbigen Ganoven, der endlich einmal auch Erfolg im Leben haben möchte und sich natürlich, geradezu zwangsläufig sein eigenes Grab dabei schaufelt. Er bewegt sich im Halbweltmilieu Londons und wittert eines Tages seine große Chance, das Wrestling-Geschäft übernehmen zu können. Dabei kollidieren seine Interessen mit denen des Monopolisten auf diesem Gebiet (Herbert Lom in einer seiner typischen fiesen Rollen), sein Arbeitgeber, ein ehemäßig frustrierter Barbesitzer mischt sich ein, seine Freundin (Gene Tierney in einer überraschend kleinen Rollen, immerhin darf sie ein Lied trällern) kann ihn nicht mehr retten und so kommt es, wie es kommen muss - Widmark landet in der Themse.

    Das alles wird aber unglaublich gut von Jules Dassin umgesetzt, auch wenn er wohl immer wieder Konzessionen an sein Studio hat machen müssen. Die Personenzeichnung ist sehr differenziert, die Kamera und Beleuchtung sowie die Platzierung der Personen im Raum sehr gelungen. Widmark muss zwar ständig durch London rennen, aber nicht nur deswegen hat der Film ein wirklich gutes Tempo, d.h. die Inszenierung ist straff und konsequent. Ein Höhepunkt sicherlich der Kampf zwischen zwei Wrestling-Stars, alt und jung, der mich an sich überhaupt nicht interessieren würde, der aber so gut, so spannend dargeboten wird, dass er einen wirklich mitreißt.

    Fazit: Ein Film, der einen mitreißt, der Lust auf mehr frühen Jules Dassin macht. Manchmal vielleicht ein zu romantischer FN, v.a. zum Ende hin, aber absolut sehenswert.

    Übrigens gibt es gleich zwei Versionen des Film, die sich nicht nur in der Länge unterscheiden. Den Briten passte wohl nicht der negativen Blick auf ihr altehrwürdiges London und damit der Film dort nicht floppte, wurde extra eine britische Fassung erstellt. Die ist länger, hat eine andere Dialog- und Musikfassung, aber teilweise auch völlig anders gedrehte Szenen. So entpuppt sich Widmark in der ersten Szene mit Tierney nicht als kleiner Gauner, der in der Londoner Unterwelt mithalten möchte, sondern als jemand, der eine Erfindung gemacht hat, mit der er nun endlich einmal Erfolg haben möchte. Also kein Griff in die Handtasche wie in der US-Fassung, sondern das Vorführen der Erfindung am gemeinsamen Esstisch. Interessant, welch einen Aufwand die Fox betrieben hat, nur um die Inselbewohner nicht zu verärgern. :D

    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Ich finde es geht nicht auf, weil London für mich immer einerseits arm und verwahrlost, andererseits aber durchaus etwas Dörfliches, Betuliches hat.

    :huh: ??? Sprichst Du von London, der britischen Hauptstadt? Es gibt doch zumindestens in Europa kaum eine kosmopolitischere Stadt, die mir nun so garnicht "dörflich" vorkommt. Eine Weltstadt durch und durch. Mehr als Paris, und natürlich auch Berlin. Warst Du schonmal in London? ?(

    maticus

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  • ??? Sprichst Du von London, der britischen Hauptstadt? Es gibt doch zumindestens in Europa kaum eine kosmopolitischere Stadt, die mir nun so garnicht "dörflich" vorkommt. Eine Weltstadt durch und durch. Mehr als Paris, und natürlich auch Berlin. Warst Du schonmal in London? ?(

    Ich war verdammt oft in London und immer noch zu selten. ;) Ich glaube, ich kenne London ganz gut, ebenso wie das englische Landleben. Und natürlich ist die Hauptstadt eine Weltstadt, natürlich ist sie kosmopolitisch, sie ist auch immer noch imperial, alles richtig. Aber sie hat auch das, wenn man genau hineinschnuppert, was man 'in the country' findet, was sie sich jedenfalls bis vor gut 10 Jahren noch bewahrt hatte, eine Atmosphäre von Bewahren, von 'Niedlichsein', von dörflicher Intimität. Paris ist da ganz anders, viel monumentaler und pathetischer (nicht nur, was die Architektur angeht), Rom auch ganz anders, Berlin sowieso. Vielleicht hat Amsterdam noch etwas davon, aber London und Amsterdam sind nun wirklich zwei verschiedene Paar Schuhe.

    :wink:Wolfram

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  • (USA 1950)

    Otto Premingers Klassiker des FN.

    Der Held ohne Heimat (er wohnt im Hotel), ohne Geschichte (die erst spät kurz angerissen wird, aber dann eine entscheidende Rolle spielt), der einsam Unangepasste, der sich schuldhaft schuldlos immer stärker verstrickt.

    Die Stadt, hier einmal mehr New York, gewalttätig, düster, gefährlich, eine Brutstätte der Kriminalität, von Gangsterbanden beherrscht, mindestens bedroht.

    Vorherrschende Tageszeit ist die Nacht mit ihren Gefährdungen, ihrer Schwärze, undurchdringlich, schattenhaft, aber auch verführerisch, Schutz bietend.

    Klassische FN-Themen und doch...

    Mark Dixon (Dana Andrews) ist Polizist, besessen davon, den Gangster Tommy Scalise (Gary Merrill) endlich verhaften zu können. Als in dessen Umfeld ein Mord geschieht, wittert er erneut seine große Chance. Mit dem scheinbaren Täter gerät er aneinander und tötet ihn dabei versehentlich. Aus Panik versucht er diesen Totschlag zu vertuschen, was zu immer mehr Verwicklungen führt, v.a. weil der Vater von Morgan Taylor (Gene Tierney), in die er sich verliebt, zum Hauptverdächtigen wird. Dixon sieht keinen anderen Ausweg mehr, als seine Tat in einem Brief zu gestehen und durch eine letzte Auseinandersetzung mit Scalise den Tod zu finden. Der Plan scheitert, er überlebt, stellt sich nun seinen Kollegen, findet aber endgültig die Liebe Morgan Taylors.

    Immer diese Happy Ends! Der Film hätte ein wirklicher FN werden können, wenn Dixon durch Scalise den Tod gefunden hätte und damit das Scheitern des Helden vollständig gewesen wäre. So erlebt man ein typisches Hollywood-Ende mit einem typischen Hollywood-Kuss als letzte Einstellung und die Verwässerung eines an sich atmosphärisch dichten, psychologisch recht gut gebauten, harten, schwarzen Vertreter des Film Noir.

    Dana Andrews und Gene Tierney sind die beiden Protagonisten. Gerade aber bei Gene Tierney schwang immer ein Hauch von Romantik mit, auch von Anständigkeit und Bürgerlichkeit, egal wie ihre Rollen in ihren jeweiligen Filmen angelegt waren. Aber Andrews und Tierney waren eben auch Kassenschlager, so dass sie ein weiteres Mal kombiniert wurden, was dem Film nicht unbedingt zugute kommt. Und auch Gary Merrill ist nicht unbedingt der Idealvertreter eines hardboiled Gangsters. Andererseits besticht der Film durch einen beeindruckenden Dana Andrews, durch die hervorragende Low-Key-Fotografie von Joseph LaShelle und die gekonnte Regie Otto Premingers.

    Insgesamt ein wirklich guter Vertreter des FN, wenn da nicht u.a. dieses Happy End wäre.

    :wink:Wolfram


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  • Vielleicht kein Film noir', eher ein 'Film gray' als den ihn der Regisseur selber bezeichnete, aber immerhin ein Vertreter von 'die Welt ist schlecht'.

    1948 konnte Abraham Polonsky seinen ersten und einzigen Spielfilm drehen, bevor er auf die 'Schwarze Liste' geriet und erst gut zwanzig Jahre später erneut Regie führen konnte. Produziert von einer kleinen, unabhängigen Produktionsfirma, bei der John Garfield entscheidend mitreden konnte, aber immerhin von MGM in den Verleih gebracht, schildert der Film ziemlich unverblümt die Machenschaften des Wall-Street-Kapitalismus in den USA.

    Joe Morse (John Garfield) ist Anwalt mit Büro in der besagten Kapitalismus-Zentrale und lässt sich aus Gier auf ein verbrecherisches Spiel mit einer landesweiten Lotterie ein, das diverse Banken zahlungsunfähig machen soll, so dass ein Verbrechersyndikat sie dann übernehmen kann. Wenn der Coup gelingt, würde das allerdings den Ruin seines herzkranken Bruder bedeuten, der auch Besitzer einer kleinen, durchaus zwielichtigen Bank ist. Im Verlauf des Films wird Morse nun zwischen der Verantwortung für den Bruder und dem großen Geschäft aufgerieben. Letztlich steigt er aus und will nun den Behörden helfen. Dieser Schluss ist allerdings auf Verlangen der Zensurbehörde entstanden.

    Es gibt Morde, rivalisierende Gangsterbanden, gekaufte Politiker, eine Polizei, die alles andere als zimperlich ist und absolut niemanden, der moralisch nicht korrupt wäre. Und es gibt v.a. eine großangelegte Kapitalismuskritik, die für 1948 so im US-Film eher selten anzutreffen war.

    George Barnes ('Rebekka') war der Kameramann und er findet wunderbare Bilder für den ständigen Gegensatz von unten und oben, taucht das Geschehen in wirklich undurchdringliche Dunkelheit, wenn es angemessen ist, bedient sich an den entsprechenden Stellen einer FN-Ästhetik oder benutzt ausgiebig Tiefenschärfe, Weitwinkel. Die Dialoge sind mit ihrer Rhythmik, ihren Wiederholungen und Doppelungen durchaus poetisch, fast Blankverse, ähneln jedenfalls nicht dem damals üblichen Gangsterjargon. Und zudem sind verschiedene Themen kunstvoll in Wort und Bild miteinander verschachtelt, was man vielleicht beim einmaligen Sehen gar nicht einmal bemerkt.

    Martin Scorsese ist ein großer Anhänger dieses Films (Regieassistent war damals übrigens Robert Aldrich.) und bekennt unverblümt welchen Einfluss er auf einige seiner eigenen Arbeiten besitzt.

    Korrupte Menschen in einem korrupten System, alles verpackt in eine Gangster- und Kriminalgeschichte, garniert mit FN-Zutaten, mit relativ großer künstlerischer Freiheit verwirklicht - wirklich ein kleines Meisterwerk, das man sich unbedingt anschauen sollte.

    :wink:Wolfram

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  • The Asphalt Jungle - John Huston, USA 1950

    Für mich wieder so ein Mischwesen aus Krimi und Film Noir, obwohl er so oft eher der letzteren Kategorie zugeordnet wird und als herausragendes Beispiel dafür gilt. Und eben so beginnt er auch: Polizeiwagen auf der Suche nach Verdächtigem in trostlosen Straßen, wunderbar 'noirish' von Harold Rossen fotografiert. Und auch sonst gibt es entsprechende Zutaten: die korrupte Polizei, der Verbrecher aus einer höheren Schicht, die Unter- und Mittelschichtsgauner, das pessimistische Ende. Und trotzdem ist es für mich kein 'Noir', weil Huston den letzten Schritt in Richtung dieses Genres (oder Stils) nicht vollziehen will.

    'Asphalt Jungle' ist für ein 'Noir' nicht radikal, nicht böse, nicht zynisch genug. Vielleicht mit Ausnahme von Dix Handley (Sterling Hayden) spielen bei niemandem die seelischen Verletzungen eine Rolle, die sonst bewirken, dass die 'Noir - Männer' einer für sie aus den Fugen geratenen Welt gegenüberstehen oder dass ihr Verhältnis zu Frauen hochgradig gestört ist und dass entsprechend die Kameraführung und die Lichtgestaltung dies hochgradig reflektiert. Und nicht einmal die Stadt, eigentlich ein Ort geordneten, geregelten Lebens, die aber für den 'Noir - Helden' nurmehr Symbol seiner eigenen Verwüstungen ist, taucht hier als bedeutsamer Handlungsträger auf.

    Was natürlich alles nicht die große Klasse dieses Films schmälert. 'Asphalt Jungle' ist ein Meisterwerk des Kriminalfilms, hervorragend gespielt (auch von der jungen Marilyn Monroe, im Vorspann - noch - nicht erwähnt), psychologisch fein durchdacht, dramaturgisch klug aufgebaut, spannungsvoll inszeniert und und beeindruckend und durchdacht fotografiert. Da waren lauter Meister am Werke!

    Aber in diesem Thread geht es ja eigentlich um den 'Film Noir' und da gehört er halt für mein Empfinden nicht dazu. Gepostet habe ich ihn hier nur, weil er - einmal mehr - Probleme mit der Zuordnung zu diesem Genre darlegt. Schon der Begriff 'Genre' ist ja umstritten. Ist es eines oder doch 'nur' ein Stil? Darf ein 'Noir' farbig sein? Was reflektierte der 'Film Noir'? Die Verwerfungen durch die große Depression oder eher die Traumatisierungen durch den Zweiten Weltkrieg? Wo ist die Grenze zum Kriminalfilm oder zum Thriller? Welche stilistischen Vorläufer gab es? Deutscher Stummfilmexpressionismus ist nahezu überall anerkannt, aber vielleicht auch die Universal - Horrorfilme der dreißiger Jahre? Was 'muss' ein richtiger 'Noir' enthalten?

    Nun sind Genreabgrenzungen ohnehin recht schwierig, selbst da, wo sie recht einfach erscheinen. Ein Western spielt zunächst einmal vor dem zwanzigsten Jahrhundert in einer unzivilisierten 'Frontier - Region'. Ab natürlich gibt es dann die Ausnahmen, die Vermischungen mit anderen Genres, die zeitlich und örtlich völlig andere Platzierung usw. Nur: Wenn ein Cowboy in einer Westernstadt den Revolver zieht, wissen wir, in welchem Genre wir uns befinden. Zieht jemand eine Waffe in einer amerikanischen Großstadt der vierziger Jahre ist es noch lange nicht klar, ob es ein Krimi, ein Thriller, ein 'Noir' oder ein Suspense - Film à la Hitchcock ist. Der Begriff 'Film Noir' bleibt, trotz einer recht umfangreichen und eigentlich auch anerkannten Zutatenliste, doch recht schwammig.

    Vor langer, langer Zeit hat Wolf Biermann einmal gesagt: Man solle doch bitte nicht alles .... nennen, weil, wenn dann der wirkliche ... kommt, würde man ihn womöglich nicht mehr erkennen. (Die Punkte natürlich nur, um hier keine Politik ins Spiel zu bringen.) Gemeint hat er natürlich nicht den 'Film Noir' und er möge mir verzeihen, dass ich seinen Ausspruch auf dieses künstlerische Randgebiet herunterbreche. Aber er passt nun halt einmal. Nicht jeder Film in schwarzweiß der in den dreißiger/vierziger Jahren in den USA gedreht wurde, in einer Großstadt spielt und bei dem drei bis fünf Menschen auf der Strecke bleiben, ist ein 'Film Noir'. Muss ja auch nicht sein, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass mit dem Schlagwort 'Film Noir' auch ein wenig Schindluder getrieben wird, weil damit vielleicht noch einmal eine ganz andere Aufmerksamkeit erregt werden kann.

    Auch wenn alles sehr fließend und schwammig ist, gibt es für mich doch 'Essentials', die einfach zu einem 'Noir' gehören, mal mehr, mal weniger intensiv oder präzise. Das kann man natürlich unterschiedlich sehen, aber ich schreibe hier auch nur von meiner Sichtweise. Und der zufolge gehört, viele widersprechen hier, 'Asphalt Jungle' nicht zu den 'Noirs', aber halt, wie gesagt, zu den ganz großen Kriminalfilmen.

    In der Bestellschleife befinden sich nun noch zwei Filme von Hathaway und Lang, beide als 'Noirs' angesehen. Ich bin sehr gespannt, wie sie nun auf mich wirken werden.

    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • In der Bestellschleife befinden sich nun noch zwei Filme von Hathaway und Lang, beide als 'Noirs' angesehen. Ich bin sehr gespannt, wie sie nun auf mich wirken werden.

    Welche Filme?

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • 'The Big Heat' von Fritz Lang und 'Kiss of Death' von Henry Hathaway.

    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

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  • Schaue ich in mein schlaues Büchlein (Heinzlmeier, Menningen, Schulz: 'Kino der Nacht' - übrigens ein wunderbarer Titel) ist das natürlich auch ein 'Noir':

    Kiss of Death - Henry Hathaway, USA 1947

    Und auch andere listen ihn regelmäßig als einen solchen auf. Und trotzdem habe ich mit dieser Zuordnung einmal mehr große Probleme.

    Schon der Beginn, eine weibliche Stimme aus dem Off erzählt über eine ihr sehr nahestehende Person voller Liebe und Besorgnis, was so gar nicht nach einem klassischen 'Noir' - Einstieg klingt. Und auch ansonsten läuft eine klassische Kriminalhandlung ab: Gestrauchelter, Verurteilter wird zum Polizeiinformant, um möglichst schnell, über den Weg der Begnadigung, wieder zu seinen beiden Kindern zu kommen. Was ihm auch gelingt und die passende neue Ehefrau stellt sich auch ein, also alles bestens, aber dann holt ihn die Vergangenheit doch noch ein.

    Das ist alles kein 'Noir', das ist Krimi mit einem gehörigen Schuss Romantik. Wäre da nicht...

    Wäre da nicht Richard Widmark in seiner allerersten Filmrolle als 'Tommy Udo'. Mit ihm kommt dann der 'Noir, kommt der Zynismus, die Brutalität, der (ungeklärte) Wahnsinn, kommt all die Verachtung, die Hemmungslosigkeit, der Dreck, kommen all die Bestandteile eines richtigen 'Noir'. Und da lebt der Film wirklich auf, das sind die Szenen, die ihn herausheben, so brutal und widerlich sie auch sind. Tommy Udo, der die im Rollstuhl gefesselte Mutter eines seiner gesuchten Opfer die Treppe hinunterstößt - ein fürchterlicher, aber trotzdem einer der Höhepunkte des Films. Und Widmark ist grandios in dieser Rolle, schon in den Szenen zuvor, dann dort im Treppenhaus und erst recht in der Finalszene. Die ist ein langer Showdown zwischen ihm und Victor Mature, dem 'good guy'. Unglaublich spannend inszeniert und gefilmt!!! Tommy Udo ist dabei kein Verbrecher, der durch persönlichen Charme den Zuschauer einnehmen würde, er ist pure Gefahr, hemmungslos und unberechenbar, was den Schluss besonders nervenaufreibend macht. Das ist wirklich überragend gefilmt, das ist aber auch ein Richard Widmark in Bestform. Alleine seinetwegen, vielleicht nur seinetwegen, lohnt sich dieser Film. Eigentlich spielt er alle an die Wand und das mit einer solchen wahnsinnig - durchgeknallten Souveränität, dass man nur staunen kann - und es sich anschauen sollte.

    Leider ist der absolute Schluss dann wieder reines Hollywood, aber den kann man getrost mitnehmen, denn vorher gab es WIDMARK!

    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

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  • The Big Heat - Fritz Lang, USA 1953

    Heute gesehen. Aber da es mir kein wirklicher 'Noir' zu seien scheint, habe ich die Besprechung im Thread über Fritz Lang gepostet.

    :wink:Wolfram

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