KOZELUCH Leopold: Die Klavierkonzerte
22 Klavierkonzerte und über 60 Klaviertrios sind eine ganz schöne Hinterlassenschaft (und das ist beileibe nicht alles von den Klavierwerken) - schon wert, daß ein eigenes Fädchen gesponnen wird. Zumal Kozeluch nicht nur selbst ein äußerst renommierter Pianist war, sondern seine Schöpfungen ganz unverdient lange im Hintergrund verschwunden waren und erst allmählich wieder die verdiente Aufmerksamkeit finden.
Mag sein, daß sein persönliches Auftreten - offenbar zu dünkelhaft - und die dementsprechend abfällige Meinung seiner Zeitgenossen (wie z.B. Mozart) darüber mit verantwortlich waren, daß sein bedeutender Ruhm bald verblasste. Aber wir brauchen uns hier nicht mit seinem Charakter auseinanderzusetzen. Inzwischen gibt es doch schon etliche Einspielungen, von denen ich besonders auf eine hinweisen möchte:
Der Schweizer Pianist Thomas Dratva (* 1968) hat auf Grund seiner Forschungen zusammen mit einem Musikwissenschaftler das Aufführungsmaterial für die drei Klavierkonzerte dieser CD (Nr.1, 4 und 5) rekonstruiert und 2004 die Werke eingespielt. Er hat damit großen Appetit auf mehr in mir geweckt. Mit hat es insbesondere das Adagio von Nr.1 angetan.
Immer wenn man sich beim ersten Hören - voreilig - denkt, daß diese Stücke doch ziemlich publikumswirksam und verhältnismäßig unkompliziert gestrickt sind, wird man gleich darauf eines besseren belehrt. Kozeluch versteht es blendend, das Eingängige mit dem Anspruchsvollen zu verbinden.
Dratva spielt auf einem Hammerklavier, was HIP-Freunde schätzen werden. Es hört sich in jeder Hinsicht gut an. Trotzdem kann ich mir vorstellen, daß die Wiedergabe auf einem Konzertflügel nicht minder oder sogar noch eindrucksvoller wäre. Das ist freilich eine Sache des persönlichen Geschmacks. Auf jeden Fall ist die CD eine dicke Empfehlung wert.