Eher ein Kuriosum:
Wings – A Concert Piece for Solo Violin, String Orchestra and Rhythm Section hat Friedrich Gulda (1930-2000) 1973 komponiert und Sylvia Marcovici gewidmet. Uraufgeführt wurde das knapp unter 20 Minuten lange „Gulda-Violinkonzert“ am 29.3.1974 in der Aula der Universität Salzburg vom Wiener Philharmonischen Konzertmeister Josef Sivo. Erst am 14.5.2005 erlebte es anlässlich Guldas 75. Geburtstag im Großen Sendesaal im Radiokulturhaus in Wien eine Wiederbelebung. Benjamin Schmid war nun der Solist, es spielte das Ensemble „die reihe". Der Mitschnitt wurde vom ORF auf CD veröffentlicht (CD ORF 420).
Es ist ein rhapsodisches, einsätziges Werk, in dem der Komponist dem Solisten sowie Schlagzeug und Pauken viel improvisatorischen Freiraum lässt. Stilistisch dominieren melodisch osteuropäische Züge und sanft swingende Rockanklänge sowie gelegentliche atonale Einsprengsel. Gleich zu Beginn hat der Solist aus dem Einstimmen heraus eine ausführliche Kadenz für sich, die nur mit ein paar Orchesterschlägen ergänzt wird. Gegen Ende gibt es ein längeres Ostinato, in dem der Solist und die Schlaginstrumente (die Geige auch elektronisch verstärkt) volle freie Entfaltungsmöglichkeit erhalten.
Das Werk konnte sich etwa im Vergleich zum Anfang der 80er Jahre entstandenen Cellokonzert Guldas nicht durchsetzen. Eine genaue Detailanalyse findet sich in Friedhelm Flammes Friedrich Gulda-Buch.