Rachmaninow Rhapsodie über ein Thema von Paganini Op. 43

  • yep :)

    Das ist die mit Abstand langweiligste Version der Paganini-Rhapsodie, die ich kenne. Über weite Strecken uninspiriert runterbuchstabiert, Einheitsklang. Da kann nicht einmal der deutlich bessere Orchesterpart irgendwas retten. Ich gönne Euch ja von Herzen die Freude, mir zu widersprechen, aber wenn man dagegen Ashkenazy, Cherkassky oder gar Rubinstein mit dem Stück hört, kann man doch nicht ernsthaft diese Schrebergartenversion bevorzugen.

  • Das hat mich jetzt ja mal zu einem Probehören angeregt:

       

    Ich muss vorausschicken: das Stück habe ich vor längerer Zeit mal in die Rubrik "langweilig, vernachlässigbar" einsortiert (und ich glaube, das war die Rubinstein/Reiner-Aufnahme).

    Rösel/Sanderling ändern da nichts dran, im Gegenteil. Bis zur 18. Variation (das ist die, wo Paganini vollständig hinter Rachmaninoff verschwindet) reizt es zum Abschalten, allzu viel besser wird es nicht, das ist wirklich doppelt eintönig!

    Dann Cherkassky/Macal - das ist vom ersten Klavierton an eine ganz andere Nummer. Kommt mir vor, als hätten sie dem Rösel kein anständiges Klavier hingestellt (oder keinen brauchbaren Tonmeister gegönnt).

    Rubinstein/Reiner fallen dahinter wieder ab; das ist pianistisch fraglos brilliant, aber wenn das Stück in meinen Ohren in die Liga der Rach-Klavierkonzerte 1, 3 und 4 aufsteigen will, braucht es einen Interpreten wie Cherkassky.

    Das wird aber schwierig, ich finde das Stück einfach schwach und wenig inspiriert! Die ersten Variationen bringen kaum mal was Abwechslungsreiches (bei Cherkassky noch am ehesten), die 18. (s.o.) ist hübsch, hat aber mit Paganini nix mehr zu tun. Und was sollen diese unmotivierten Dies-Irae-Zitate. Ich fürchte, das gelangt nicht mehr unter meine Lieblingsstücke.

    Ich hör jetzt mal Rachmaninow selber mit seinem 4., und dann kehr' ich zu den Beethoven-Quartetten zurück (mit Ébène).

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • ich finde das Stück einfach schwach und wenig inspiriert! Die ersten Variationen bringen kaum mal was Abwechslungsreiches (bei Cherkassky noch am ehesten), die 18. (s.o.) ist hübsch, hat aber mit Paganini nix mehr zu tun. Und was sollen diese unmotivierten Dies-Irae-Zitate.

    Da bin ich total anderer Ansicht: Für mich ist die Paganini-Rhapsodie das mit Abstand beste von Rachmaninows Werken für Klavier und Orchester. Ich finde schon den Aufbau höchst originell: Erst kommt eine kurze Einleitung, dann die erste Variation (!), und erst danach das Thema! Wo gibt es so etwas noch? Oder der Solisteneinsatz: Das Klavier lässt passend zum Thema den Geigen den Vortritt und ergänzt nur ein paar harmonisch markante Einzeltöne, bevor es dann mehr und mehr durch pianistische Mittel die Führung übernimmt. Das Thema wird sozusagen zunächst aus seiner natürlichen Umgebung herausgeführt, auch das finde ich sehr ungewöhnlich, aber total überzeugend. Die 18. Variation hat sogar sehr viel mit Paganini zu tun: Sie besteht im Wesentlichen aus Motivumkehrungen aus dem Thema. Besonders toll finde ich, dass die Musik genau im richtigen Moment, nämlich bevor es schwülstig zu werden droht, die Kurve kriegt und mit dem folgenden Vivace den Schluss vorbereitet. Der ist wieder ganz außerordentlich, wenn nach all den lyrischen und virtuosen Ausschweifungen und der extrem aufgeladenen Schlusssteigerung alles ganz überraschend in dem kurzen, trockenen Paganini-Motiv endet. Auch dazu fällt mir keine Parallele ein. Die Dies-Irae-Zitate sind im Zusammenhang mit dem "Teufelsgeiger" zu verstehen, wie Rachmaninow selbst beschrieben hat.
    Übrigens war ich als Student sehr überrascht, als Giselher Klebe in seinen Vorlesungen extrem negativ über Rachmaninow sprach, dessen Musik er buchstäblich nicht aushalten konnte. Als ich ihn etliche Jahre später mal auf die Paganini-Rhapsodie ansprach, sagte er sofort "Die ist hervorragend!". Das ist ganz meine Meinung.

  • Ich gönne Euch ja von Herzen die Freude, mir zu widersprechen,

    Also : ich spreche nicht für "euch", sondern für mich . Rosamunde ist ganz gewiß auch in der Lage , für sich zu sprechen . Was nun die unterstellte Freude angeht , dir zu widersprechen : da hast du dich vielleicht zu früh gefreut , denn erst einmal hast du eine andere Meinung geäußert als ich . Damit rechne ich im Leben immer . aber wo soll ich dir da widersprechen ? Deine Meinung ist deine Meinung , die hast du nun geäußert , und gut ist . Ich habe ja auch explizit ein "stimmt's" angefügt . - Was das nun mit cordialer Freude zu tun haben soll , verstehe ich nicht - und es interessiert mich auch nicht . Ubi sunt gaudi ? Grins

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Die 18. Variation hat sogar sehr viel mit Paganini zu tun: Sie besteht im Wesentlichen aus Motivumkehrungen aus dem Thema.

    Hier kann man sehen, dass die Variation 18 eigentlich "nur" aus einer rhythmischen Variante des invertierten Originalthemas besteht.


    :wink:

  • Ich dachte, man könnte die Datei auch direkt anzeigen lassen. Was mache ich falsch?


    1. Ich habe gerade mal ein wenig 'rumprobiert - direkt anzeigen scheint nur mit Grafikdateien zu funktionieren (ich habe jpeg versucht); pdf geht nur indirekt.
    2. Unabhängig davon ist die von Dir hochgeladene Datei kaputt (jedenfalls das, was auf unserem Server gelandet ist). Nee, so stimmt das auch nicht, ich kann sie mir direkt vom Server anzeigen lassen; ich teste weiter.

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Danke für den Hinweis. Ich habe jetzt ein jpg daraus gemacht.

    Man kann auch eine Größenangabe mitgeben, umd die Grafik besser ins Bild einzupassen:

    Etwa so:

    Code
    [attach=133,none,500][/attach]

    (Wofür das "none" gut ist, hab' ich noch nicht 'rausgekriegt, aber man kann es nicht weglassen!)


    Und inhaltlich hab' ich's auch kapiert und versuche demnächst nochmal, das auch zu hören... :pfeif:

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Und weil ich Rachmaninows Op. 43 schon immer sehr mochte, noch zwei andere Aufnahmen hinterher.


    D. Matsuev, Mariinsky Orchester, V. Gergiev, 2010


    J. Katchen, London Philharmonic, A. Boult, 1959

  • Noch eine Version...

    Sergei Rachmaninow: Rhapsodie über ein Thema von Paganini Op. 43
    Yuja Wang, Mahler Chamber Orchestra, Claudio Abbado


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Meiner Meinung nach die beste

    Sehr schön, ich habe eine Andere neben Katchen und Fleisher.
    Diese hier.

    William Kapell, Fritz Reiner und das (nicht lachen) Robin Hood Dell Orchestra. Erstaunliche Tonqualität für ne 1951-er Aufnahme. Absolut genießbar.
    "Willi" Kapell war das große Vorbild der jungen Pianisten um Fleisher/Graffman/Latimer und anderen. (Fleisher "My nine lives")
    Und dann kam dieses Flugzeugunglück am 29.10.1953 dazwischen.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Sehr schön, ich habe eine Andere neben Katchen und Fleisher.
    Diese hier.

    William Kapell, Fritz Reiner und das (nicht lachen) Robin Hood Dell Orchestra. Erstaunliche Tonqualität für ne 1951-er Aufnahme. Absolut genießbar.

    Diese Einspielung war mir bisher nicht bekannt. Sehr schön - und tatsächlich kaum zu fassen, dass die 51 aufgenommen wurde. Auch das Klavierkonzert Nr. 2 ist ganz wunderbar in diesem Gespann! Danke für den Hinweis. :top:

  • Rachmaninow Rhapsodie über ein Thema von Paganini Op. 43

    Da es in eben gehört einige Beiträge zu Rachmaninows Paganini-Rhapsodie gab, wurden diese in diesen neuen thread verschoben.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • William Kapell, Fritz Reiner und das (nicht lachen) Robin Hood Dell Orchestra.

    So lachhaft ist das Orchester gar nicht. Robin Hood Dell Orchestra war ein Aliasname des Philadelphia Orchestra.

    Das Robin Hood Dell ist eine Senke im Fairmount Park, Philadelphia, in der 1930 eine Freiluftbühne errichtet wurde. Dort gab das Philadelphia Orchestra bis 1976 im Sommer Konzerte. Den Namen erhielt der Ort wohl von einer im 18. Jahrhundert dort gelegenen "Robin Hood Tavern".

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