Elisabeth Schwarzkopf – Der Fanclub

  • Elisabeth Schwarzkopf – Der Fanclub

    Der folgende Beitragsausschnitt in einem anderen Thread führte zu Begeisterungsausbrüchen anderer Mitglieder über Elisabeth Schwarzkopf, die ich in diesem neuen Thread zusammenführe - Le Merle Bleu

    [...]
    Seit 1991 besuche/rezensiere ich Gesangswettbewerbe (in Deutschland, Finnland und Rußland); seit 1992 bin ich Juror beim Robert-Stolz-Wettbewerb "Wiener Operette" in Hamburg. Als Zuhörer kann ich diejenigen gut verstehen, die mit Entscheidungen der Jury nicht immer einverstanden sind. Mir ging es ebenso 1991 beim Wettbewerb "Neue Stimmen" in Güterloh. Im Semifinale begeisterte mich eine Mezzosopranistin mit ihrem exzellenten Vortrag der Eboli-Arie. Ich nahm an, sie würde mit dieser Leistung selbstverständlich ins Finale kommen, wenn nicht sogar die spätere Siegerin sein. Meine Enttäuschung bzw. mein Unverständnis waren natürlich groß, daß man sie nicht zum Finale zugelassen hatte. Wie ich später hörte, war die Begründung eines Jurymitglieds (Elisabeth Schwarzkopf), wenn die Mezzosopranistin Mozart gesungen hätte, hätte sie (E.S.) sie besser beurteilen können. So ganz falsch lag ich nicht mit meiner Begeisterung, denn die junge Dame machte bald eine Weltkarriere, nicht mehr als Violeta Urmanaviciute, sondern als Violeta Urmana!
    [...]


    Sune

  • Lieber Sune,

    schön, Dich hier zu lesen und vielen Dank für einen faszinierenden Einblick in wettbewerbliche Gefilde. Noch ein Grund mehr, warum mir - trotz meiner geringen Kenntnisse im Bereich der Oper - die Schwarzkopf alles andere als sympathisch ist (die Begründung der ES hört sich nach Unkenntnis oder nach Unlust an....).

    :wink:
    Wulf

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)

  • Da kann ich Wulf nur zustimmen und grosse Augen machen! Eine solche Begründung geht in einer Jury durch?

    Wenn man Schwarzkopf heisst....... :shake:

    Lieber Sune, serh interessant zu lesen- kannst du evtl etwas zu den Kriterien sagen, nach denen da gewertet wird?

    Ich fand es bei meinen daneben natürlich lächerlichen Amateur- Wettbewerbs-Erfahrungen total wichtig, mit der Jury nachher sprechen zu kônnen ,auch wenn das in einem Fall völlig unqualifiziert war, denn das Jurymitglied hat mich in ein total falsches Stimmfach drängen wollen.

    Man fühlt sich wesentlich besser, wenn man gesagt bekommt, warum es nicht geklappt hat und wo die Schwachpunkte in den Augen der Jury liegen.

    So profitiert man viel mehr von einem Wettbewerb, denn man kann daraus etwas lernen.


    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Zitat

    Noch ein Grund mehr, warum mir - trotz meiner geringen Kenntnisse im Bereich der Oper - die Schwarzkopf alles andere als sympathisch ist

    :juhu:

    Es gibt nicht so viele Tonkünstler, die mich regelrecht abstoßen, aber die Schwarzkopf zählt zu diesen wenigen. Ich habe sie mal in der Glotze als Lehrerin bei einem Meisterkurs gesehen und fand ihr Gehabe hochgradig ätzend. Als "Schüler" hätte ich da stante pede die Flucht ergriffen. Und mit ihrem affektierten Gekrähe (neulich habe ich sie mal wieder ein paar Minuten in Straussens Vier Letzten Liedern erlebt - gruselig, dieses Timbre in Kombination mit diesem Gesangsstil!) wäre sie bei mir nie über die erste Runde in einem Gesangswettbewerb hinausgekommen....

    Zitat

    Es liegt einerseits in der Natur der Sache, dass künstlerische Bewertungen zu einem hohen Grad subjektiv sind

    Eben. Und deshalb schließe ich persönlich aus solchen Wettbewerben bestenfalls, daß sich diejenigen, wie weit nach vorne gekommen sind, auf einem handwerklich enorm hohen Niveau befinden. Ob sie mich als Interpreten bewegen (und darauf kommt es mir hundertmal mehr an als auf absolute technische Perfektion), steht dagegen auf einem ganz anderen Blatt.

    Viele Grüße

    Bernd

  • Lieber Bernd, mir geht es mit Madame Legge genauso...........; :o:

    Tut echt gut, mal einen Gleichgesinnten zum Ablästern zu treffen, denn obschon die Frau zweifellos Mozart und Strauss singen konnte, wird sie in meinen Augen total überschätzt. Besonders im Ausland, wo sie als Inbegrif deutschen Liedgesangs(neben FIDI) gilt. Wenn die Ausländer dann glauben, das "affektierte Gekrähe" sei deutsches Kunstlied at his best, stellen sich mir sämtliche Haare hoch.

    Mich hat bei einen Hugo- Wolf Recital mit ihr(aus den 50igern) mal so das nackte Grauen gepackt, dass ich für alle Zeiten kuriert war- in Sachen Lied.

    Es gibt gottseidank eine serh schöne Operetten Cd mit ihr. :rolleyes:

    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Ja, eine Hugo-Wolf-CD habe ich auch mit ihr. Keine Ahnung, wie ich daran gekommen bin, aber hören kann ich sie keine 3 Minuten - danach packen mich regelrecht körperliche Schmerzen.... ;(

    Zitat

    Es gibt gottseidank eine serh schöne Operetten Cd mit ihr.

    Das wiederum kann ich mir gut vorstellen! :D

    Gerade die Rezeption von Gesang halte ich für eine extrem subjektive Angelegenheit. Dem Austragen irgendwelcher Vergleichswettkämpfe unter Sängern stehe ich deshalb noch einmal skeptischer gegenüber.

    Viele Grüße

    Bernd

  • Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte. :pfeif: Als Liedersängerin finde ich Frau Legge auch nur schwer erträglich, als Marschallin und überhaupt bei Strauss ist mir Lisa della Casa tausendmal lieber - aber Operette, das konnte Schwarzkopf wirklich singen, ihre Operetten-CD ist sehr schön, und auch in den Gesamtaufnahmen unter Otto Ackermann (ich kenne "Eine Nacht in Venedig" und "Wiener Blut" ) fällt sie nicht negativ auf. :hide:

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Ja, ihr habt ja Recht mit Frau Schwarzkopf. Ihre Auftritte bei Meisterklassen haben sie auch für mich nicht wirklich sympathisch erscheinen lassen :D und ihr Liedgesang ist auch nicht das, was mich begeistert. Womit sich Frau Schwarzkopf bei mir aber wieder ein bisschen rehabilitiert hat (zumindestens menschlich) : Nach ihrem Tod im August 2006 wurde bekannt, dass sie ihr gesamtes Vermögen zu gleichen Teilen der St. Anna -Kinderkrebsforschung und dem SOS- Kinderdorf vermacht hat! Und das finde ich wiederum nobel!

    Liebe Grüße,
    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Lieber Bernd, mir geht es mit Madame Legge genauso...........; :o:

    Tut echt gut, mal einen Gleichgesinnten zum Ablästern zu treffen, denn obschon die Frau zweifellos Mozart und Strauss singen konnte, wird sie in meinen Augen total überschätzt.

    Das Ablästern gehört allerdings eher in einen Schwarzkopf-Thread, und meinen Segen dazu habt ihr! (Achtung Polemik, Schwarzkopf-Fans bitte nicht weiterlesen!)

    Elisabeth Schwarzkopf gehört auch meiner unmaßgeblichen Meinung nach zu den überschätztesten Sängerinnen überhaupt. Ich bin von ihrer Stimme regelrecht angewidert (aber de gustibus non est disputandum) und ihre Interpretationen (besonders Lied, aber auch Oper) sind doch unter jeder Kritik! Ihr fehlt meines Erachtens die Demut der großen Schauspielerin, sich in die Rollen und in die Musik einzufühlen, sie inszeniert immer nur sich selbst, und das nicht sehr vorteilhaft ("affektiertes Gekrähe", lieber Bernd, trifft es genau!). Schade nur, dass sie sich über die Ehe mit Walter Legge einen Platz in so vielen guten Aufnahmen, in denen sie der einzige, dafür gravierende Ausreißer nach unten ist, gesichert hat, und wirklich gute Sängerinnen bei der EMI nicht oder nur in geringerem Maße (oder als Notnagel, wenn die Schwarzkopf geruhte, eine Partie doch nicht einzuspielen) zum Zug gekommen sind. Das nimmt mich noch weitaus mehr gegen sie ein als ihre menschlichen Unzulänglichkeiten, die bei der Beurteilung einer künstlerischen Leistung eigentlich nicht im Vordergrund stehen sollten.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Das Ablästern gehört allerdings eher in einen Schwarzkopf-Thread, und meinen Segen dazu habt ihr!

    Dein Wunsch ist mir Befehl. Ich hoffe, der Thread-Titel gefällt Dir 8+)

    Michel

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Mir gefällt der Threadtitel auf jeden Fall, aber ich wundere mich über die bisherige Einmütigkeit in unserem Fanclub. Gibt es denn keinen, den das Geschrille und Gezicke der Schwarzkopf redlich begeistert? Sie war doch schon international berühmt, bevor sie sich mit dem armen Herrn Legge verehelicht hat, oder? Wie kam das?

    Viele Grüße

    Bernd

  • Mir gefällt der Threadtitel auf jeden Fall, aber ich wundere mich über die bisherige Einmütigkeit in unserem Fanclub. Gibt es denn keinen, den das Geschrille und Gezicke der Schwarzkopf redlich begeistert?

    Vielleicht ändert sich das, wenn Ihr außer praktisch inhaltsfreien Pöbeleien mal ein Argument bringt. Ihr könntet Euch z.B. die Mühe machen, Eure Abneigung inhaltlich zu begründen. Nur so als kleine Anregung... "Geschrille und Gezicke", "unter jeder Kritik", "affektiertes Gekrähe", "das nackte Grauen" usw.. Ich verstehe ja, dass es Euch Spaß macht, hier mal richtig die Sau rauszulassen, aber für einen Außenstehenden wirkt das Ganze bisher reichlich peinlich.

    Verzeihung, aber das musste mal raus.

    Viele Grüße,

    Christian

  • Meine Lieben!

    Ihr mögt in vielen Recht haben, aber, möglicherweise, war Elisabeth Schwarzkopf als Gesangslehrein nicht gut, das kann ja sein,

    trotzdem gefällt mir immer wieder ihre Donna Elvira oder Figaro Gräfin, die beiden Partien hat sie unzählige Male in Wien gesungen, wenn mir auch Lisa della Casa vom Typ her besser gefiel, so hat doch Elisabeth Schwarzkopf ihr Repertoire, in meiner Erinnerung gut gesungen.

    Nur in der Operette gefiel sie mir weniger, da war Hilde Güden immer mein Favorit, vielleicht lag es auch an der persönlichen Freundschaft, mit dieser.

    Liebe Grüße sendet Euch Euer Peter aus Wien :wink: :wink:

  • Hallo zusammen,

    vieles an Elisabeth Schwarzkopf gefiel mir nicht, so z.B. ihr Nichtäußern zu ihren Anfängen in der Nazizeit, was ich so als Gesangslehrerin von ihr vernommen habe und eine gewisse Maniriertheit beim Liedgesang. Aber als Marschallin, Donna Elvira oder auch Gräfin im Figaro, um nur einige zu nennen, und vor allem mit ihren einmaligen Operetten-Aufnahmen, wie

    finde ich sie hinreißend. nicht mehr, nicht weniger. Die abgebildete CD liebe ich über alles und habe sie schon etliche Male verschenkt, sie wurde von den Operetten-Liebhabern begeistert aufgenommen.

    Viele Grüße aus München

    Kristin

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Nun, dann reihe ich mich mal ein in die Schar derjenigen, die Elisabeth Schwarzkopf zumindest nicht ganz fürchterlich finden. Ich kenne sie nur von einer einzigen Aufnahme, die für mich allerdings bedeutsam und prägend war: Als LP habe ich noch ihre Einspielung von Liedern aus "Des Knaben Wunderhorn" (Mahler), die sie gemeinsam mit Dietrich Fischer-Dieskau (Dirigent: George Szell), die es mittlerweile auf CD gibt:

    Lange habe ich Mahlers Lieder nur in dieser Einspielung gekannt; sie hat mich damals für Mahler gewonnen, weil ich die vestellte Naivität und Gebrochenheit hier erfahren konnte. Später störte mich etwas an der, wie mir im Vergleich zu anderen schien, etwas übertriebenen, affektierten Darstellung, die allzusehr die satirischen Aspekte betont - es gibt ja mittlerweile reichlich Alternativen (im Gegensatz zu den 70ern).

    Über Frau Schwarzkopfs Verhältnis zur NS-Zeit und ihre Kompetenz als Gesangspädagogin weiß ich übrigens nichts.

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • möglicherweise, war Elisabeth Schwarzkopf als Gesangslehrein nicht gut, das kann ja sein,

    Ich bin kein Sänger, aber ich habe vor etlichen Jahren mal zwei Tage lang bei einem ihrer Kurse am Mozarteum Salzburg zugehört. Ihre Arbeit war höchst konzentriert, ungeheuer präzise, anspruchsvoll im wahrsten Sinne des Wortes. Sie reagierte sehr ungeduldig und manchmal auch unwirsch, wenn jemand nicht mit ganzer Aufmerksamkeit bei der Sache war und wenn sie sich deshalb wiederholen musste. Das Ganze war ohne jeden Anflug von Kuschelpädagogik und für manche TeilnehmerInnen sicher zu viel, aber inhaltlich absolut professionell und stimmig. Ich bin der Überzeugung - und die beeindruckende Liste von erfolgreichen Schülerinnen und Schülern bestätigt das - , dass diejenigen, die unter den enormen Anforderungen nicht zusammengebrochen sind, von ihren Fähigkeiten und Erfahrungen sehr profitieren konnten. Ihr Können als Sängerin kann man meines Erachtens nicht ernsthaft bezweifeln, bei der geschmacklichen Bewertung ihres Gesangsstils sollte man den Geschmack der Zeit nicht außer Acht lassen. So klingen z.B. manche Umfärbungen der Vokale für unsere Ohren vielleicht befremdlich, passen aber zu ihrem "kunstvollen" Stil, der sich vom späteren Ideal des "Natürlichen" grundsätzlich unterscheidet. Jedenfalls finde ich die paar Aufnahmen, die ich von ihr kenne - Brahms' Volkslieder, Schubert- und Mozart-Lieder, die Rosalinde aus der Fledermaus, die Marschallin aus dem Rosenkavalier - in ihrer Art allesamt sensationell gut, klug, ausdrucksvoll, kultiviert, fein differenziert und technisch perfekt.

    Viele Grüße,

    Christian

  • Ihr Können als Sängerin kann man meines Erachtens nicht ernsthaft bezweifeln, bei der geschmacklichen Bewertung ihres Gesangsstils sollte man den Geschmack der Zeit nicht außer Acht lassen. So klingen z.B. manche Umfärbungen der Vokale für unsere Ohren vielleicht befremdlich, passen aber zu ihrem "kunstvollen" Stil, der sich vom späteren Ideal des "Natürlichen" grundsätzlich unterscheidet.

    Lieber Christian,

    das "Künstliche" allein kann unmöglich Geschmack der Zeit gewesen sein, denn es gibt sehr viele Zeitgenossen von Elisabeth Schwarzkopf (die berühmtesten vielleicht Maria Callas und Kathleen Ferrier), die gerade das Ideal des "Natürlichen" verfolgten und damit auch große Erfolge erzielten. Auch weiß ich nicht, ob ich es für kunstvoll erachten soll, wenn eine Deutsche schlechteres Deutsch artikuliert als Sänger mit nichtdeutscher Muttersprache die ihre Partien phonetisch lernen. Und dann kommt noch dazu, dass es meiner Meinung nach die viel größere Kunst und Raffinesse ist (und auch ganz objektiv betrachtet wesentlich schwieriger!), natürlich zu singen, und nicht dergestalt, dass man jeder Silbe anhört, wie viel Mühe und Intellekt nötig waren, um sie so abartig zu verfärben!

    Ich sehe aber, wie unterschiedlich gerade Gesang bei verschiedenen Leuten ankommt: während du die Aufnahmen, die du von ihr kennst, als "allesamt sensationell gut, klug, ausdrucksvoll, kultiviert, fein differenziert und technisch perfekt" ansiehst, empfinde ich die Aufnahmen, die ich von ihr kenne (Hänsel und Gretel, Matthäuspassion, Rosenkavalier, Capriccio, Strauss-Lieder, Contes d'Hoffmann), als affektiert, manieriert, übertrieben, stereotyp, undifferenziert und zum Teil grob am guten Geschmack (oder was ich dafür halte) vorbei. Das gilt besonders für die Gretel, die Matthäuspassion und die Lieder! Aber wir werden da wahrscheinlich nicht zusammenkommen. Ihre Gesangstechnik mag makellos gewesen sein (als Laie traue ich mich nie, das zu beurteilen), aber das Ergebnis, das sie damit erzielt hat, ist für mich persönlich ungenügend.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Lieber Christain , abgesehen von einer unwiderstehlichen Antipathie gegen die Person an sich, bemühe ich mich , ihrem Gesang Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

    Dass sie Mozart und Strauss singen konnte habe ich sofort betont und wie gut mir ihre Operetten CD gefällt ebenfalls.

    Wenn es peinlich ist, Stars zu kritisieren- seis drum, ich kann damit leben.

    Ihren Liedgesangs finde ich leider vollkommen überschätzt und total geschmacklos.

    Was sie aus einem Kunstlied macht, ist der Gattung nicht angemessen. Sie übertreibt masslos in der Betonung der Worte, zerhackt die Phrasen , macht die Texte mit ihrer Manierirtheit unfreiwillig lächerlcih, weil sie sie aufbläht.

    Hast du mal den "Nachtzauber" von Hugo Wolf mit ihr in einem Live Mitschnitt von den Salzburger Festspielen gehört? Da muss ich Bernd leider Recht geben, das tut köirperlich weh; .

    Wir sprechen hier wohlbemerkt von dem Niveau, das man von der angeblich grössten deutschen Liedsängerin erwarten könnte nichtt von Gretchen Müller in einer Kleinstadtbühne!

    Ein Kollege von Dir hat mir das auf einer alten LP vorgespielt, als ich mit ihm den Nachtzauber lernte und zwar explizit zur Abschreckung!!!!!

    Das ist neben der Verhackstückung des Textes und der für mich verzerrten Interpretation auch noch unsauber gesungen- eine echte Katastrophe. Danach wollte ich nicht mehr weiterhören und kenne ihre Brahmslieder nicht, da kann ich kein Urteil abgeben.


    Dass sie im Mozart und Strauss eine tolle Legatokultur hat und ihr Timbre auf viele Leute schön wirkt, bestreite ich nicht.

    Ich will sie nur nicht als Liedsängerin, der Rest ist mir egal, bis neutral wobei ich da Andere auch lieber höre.


    Im Übrigen sind mir Leute suspekt, die es nicht fertigbringen, Schüler mit dem notwendigen Respekt vor ihrer Persönlichkeit zu unterrichten- egal wie gut ihre Hinweise auch sein mögen.

    Die Ansicht, junge Sänger müssten mit Psychoterror auf die Welt vorbereitet werden, ist nur ein Vowand für die menschliche Unzulänglichkeit der Lehrer.


    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Wir sprechen hier wohlbemerkt von dem Niveau, das man von der angeblich grössten deutschen Liedsängerin erwarten könnte nicht von Gretchen Müller an einer Kleinstadtbühne!

    Liebe Fairy Queen!

    Das ist für mich ein ganz wesentlicher Punkt an der Diskussion: Niemand bestreitet, dass Elisabeth Schwarzkopf besser singt als die Chortenöse Olga W. aus Hintertupfing. (Entschuldigung an alle Chortenösen!) Aber darum geht es ja auch gar nicht, sondern um die eklatante Diskrepanz zwischen dem Anspruch der Schwarzkopf als eine der besten Sängerinnen des 20. Jh. besonders am Gebiet des deutschen Kunstliedes und ihrer tatsächlichen Leistung. Darum behaupte ich nach wie vor, und wie ich glaube mit Recht, sie sei gewaltig überschätzt.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Zitat

    Das Ganze war ohne jeden Anflug von Kuschelpädagogik und für manche TeilnehmerInnen sicher zu viel, aber inhaltlich absolut professionell und stimmig.

    Tut mir leid, aber offensichtlich bin ich ein Freund der "Kuschelpädagogik". Alle Formen von Machtspielchen sind mir zuwider, und wenn ein Lehrer nicht in der Lage ist, auf die Probleme und Fehler eines Schülers einzugehen, ohne dessen Persönlichkeit in den Staub zu zerren, hat er für mich versungen und vertan.
    Im Studium habe ich leider immer wieder Künstler erlebt, die das Unterrichten dazu mißbraucht haben, ihr eigenes Selbstbewußtsein auf Kosten ihrer Schüler, die von ihnen so klein wie möglich gemacht wurden, zu nähren und bei jeder sich bietenden Möglichkeit zu vergrößern. Zu meinem Glück bin ich aber auch auf andere gestoßen, die so etwas nicht nötig hatten (nicht immer, aber häufig waren das am Ende auch die hochkarätigeren Musiker).

    Überhaupt staune ich immer wieder über die Freudlosigkeit, mit der manche Lehrer das Erzeugen von Tönen grundsätzlich zu verbinden scheinen. Sicherlich, auch in der Musik ist nicht alles das reine Vergnügen, vieles ist harte Arbeit - aber die Lust am Tun soll am Ende doch immer präsent bleiben.

    Bei den Ausschnitten, die ich von Elisabeth Schwarzkopfs Unterrichtstätigkeit gesehen habe, war von Freude nichts zu spüren. Das Ganze wirkte vielmehr wie Zwangsmaloche im sibirischen Bergwerk. Mag sein, daß der eine oder andere Hartgesottene von der Knute entsprechend profitiert hat, aber mal abgesehen von der Dunkelziffer derjenigen, die angesichts einer solchen Behandlung auf der Strecke geblieben sind, liegt der Sinn des Interpretierens von Musik auch auf *professioneller Ebene* für mich nicht darin, ohne Rücksicht auf Verluste Karriere zu machen bzw. absolute technische Perfektion zu erlangen.

    Sobald ich die Schwarzkopf höre - eben habe ich mir auf youtube noch mal die Mühe gemacht: "Im Abendrot" fand ich nicht ganz so gruselig wie erwartet, aber immer noch extrem maniriert - , höre ich sofort eine unglaubliche Verbissenheit, einen beinharten, auch auf die eigenen Möglichkeiten kaum Rücksicht nehmenden Ehrgeiz, der die Stimme spannt und die Artikulation in eine am Ende lächerliche, weil in jeglicher Hinsicht affektiert wirkende Schärfe treibt.

    Zitat

    Die Ansicht, junge Sänger müssten mit Psychoterror auf die Welt vorbereitet werden, ist nur ein Vowand für die menschliche Unzulänglichkeit der Lehrer.


    Das sehe ich genauso, wobei junge Instrumentalisten genausowenig auf diese Art traktiert werden sollten wie junge Sänger. :D

    Viele Grüße

    Bernd

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