Ernst Toch - „the world's most forgotten composer of the 20th century“

  • Toch's Idiom entzieht sich der Einordnung. [...] Sein Touch ist originär.

    Es ist aber doch so, dass eher die meisten Komponisten der Zeit nicht richtig unter eines der heute gängigen "Labels" passen, sondern irgendwo dazwischen ihre persönliche Mischung entwickeln - oder auch nicht wirklich zu "Persönlichkeit" vordringen können. Toch hat jedenfalls schon einen recht unverkennbaren "Tonfall".

    Inwiefern jetzt z.B. die 3. Sinfonie in den 50er-Jahren besonders "modern" war, hängt natürlich davon ab, ob man sie mit Cage oder einem Postromantiker vergleicht. Auch da ist er irgendwo in der Mitte, weder radikal modern noch "unzeitgemäß".

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Ernst Toch : Sinfonie Nr.4

    Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin, Alun Francis

    Die Vierte von Ernst Toch wurde 1957 geschrieben und der Witwe des Komponisten Edward MacDowell gewidmet, die damals hochbetagt viele Jahre eine Künstler-Kolonie in ihrem Haus eingeladen hatte. Sie verstarb allerdings mit 96 Jahren noch vor der Fertigstellung des Werkes. Am 22.11.1957 erfolgte die Uraufführung durch Antal Dorati und dem Minneapolis Symphony Orchestra. Toch schrieb zu Ehren der Verstorbenen einige Zeilen, die zwischen den drei Sätzen vorgelesen werden sollten. Dorati tat das nicht, und ging damit gegen den Willen Tochs. Es wäre zufällig auch der 100. Geburtstag Frau MacDowells gewesen. Hier in der Einspielung wird der Text verlesen. Es ist nur kurz, daher kein Störfaktor. Alun Francis übernahm das Lesen selbst.

    Das Werk ist dreisätzig, und auch hier wieder besticht Toch durch die kammermusikalische Art, wie er die Instrumente sparsam, aber doch höchst abwechslungsreich eingesetzt hat.

    Das aus dem "Eben gehört"-Thread zur 4.Sinfonie Ernst Tochs.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ich möchte darauf hinweisen, dass Klemp einiges von Toch aufführte,
    so 1931 das Cellokonzert mit Emanuel Feuermann,
    einige Werke in Los Angeles und zuletzt 1951 die 1. Sinfonie mit dem Concertgebouw.
    Leider ist nix als "Konserve" erhältlich.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Eine der erfolgreichsten Kompositionen von Ernst Toch während der Weimarer Republik war das 1926 uraufgeführte 1. Klavierkonzert op. 38. Es wurde im Frühjahr des Jahres von Walter Gieseking unter Hermann Scherchen uraufgeführt und war ein Jahr später ein Höhepunkt des ISCM Festivals. Sowohl Gieseking als auch Elly Ney haben das Konzert in den folgenden Jahren häufig gegeben (Ney unter Furtwängler in Leipzig und Stock in Chicago), um es dann 1933 lautlos aus ihrem Repertoire verschwinden zu lassen. Monteux gab es in Amsterdam (mit Sanroma) und Koussevitzky in Paris und Boston (mit dem Komponisten). Es war eines der am häufigsten aufgeführten Stücke der Epoche des Schott Verlages. Um so unverständlicher das komplette Verschwinden nach 1945.

    Das dreisätzige halbstündige Werk ist partiell atonal und eigentlich mit keinem anderen Klavierkonzert vergleichbar. Bereits der Beginn mit den mehrfach wiederholten aufsteigenden Klavierakkorden ist unverkennbar. Es verlangt vom Hörer ähnlich viel wie die Bartok- oder Prokofieff-Konzerte. Der zweite Satz lässt vorausahnen, warum Toch später in Hollywood als Spezialist für Musik zu Gruselfilmen gefragt war.

    Die vorliegende Aufnahme entstand vor 20 Jahren unter Leon Botstein mit dem inzwischen unter NDR Elbphilharmonie firmierenden Orchester (damals SO des NDR) und dem mir bisher nicht begegneten Pianisten Todd Crow. Die Bekanntschaft mit diesem Werk lohnt IMO auf jeden Fall.

    Peter Pan, A Fairy Tale for Orchestra entstand 30 Jahre später, erinnert stilistisch aber noch an die Musik der 20er Jahre, ein Pendant vielleicht zur Lt. Kije Suite.

    Teile des Booklets stammen von Tochs Enkel Lawrence Weschler.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Die Bekanntschaft mit diesem Werk lohnt IMO auf jeden Fall.

    Wie das so ist im Leben - gerade heute ist im Blog für British Classical Music Ernst Toch Thema , was für mich Anlass war , sein Quintet eben zu hören (s.dort). Explizit hingeweisen wird aber gerade auf die CD , die du uns ans Herz/Ohr legst . http://landofllostcontent.blogspot.com/

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

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