Versuch über die wahre Art, Opernregie zu führen
Das Musiktheater steckt in der Krise, daran ist nicht zu zweifeln. Egal in welcher: Es steckt! Um diese Krise zu überwinden, sind nun alle Kreativen (also DU!) gefordert, ihren Beitrag dazu zu leisen. (Zur Überwindung, nicht zur Krise selbstverständlich!) Diese Anleitung wurde erstellt, um Dir diese Überwindung zu erleichtern. Sie beantwortet die Frage, wie eine Oper heutzutage in sinnvoller Weise in Szene gesetzt werden sollte. Gerade der Anfänger auf dem Gebiete der Opernregie läuft Gefahr, nicht alle Konventionen zu beachten, die dabei zu befolgen sind.
Im Folgenden findest Du eine Zusammenstellung von Punkten, die Du bei Deiner Arbeit unbedingt beherzigen solltest. Kritiker und Publikum erwarten das von Dir, schließlich soll das Werk einen gewissen Wiedererkennungswert besitzen. Daran hat sich bei aller Modernität seit den Zeiten von Hanswurst und Pickelhering nichts geändert! Und Du weißt: Den lautesten Applaus gibt es dort, wo dem Publikum Bekanntes präsentiert wird.
- Die Künstlerpersönlichkeit des Regisseurs (also Deine!) steht stets über der des Komponisten oder gar des Librettisten. Von den Sängern, dem Dirigenten und dem Orchester ganz zu schweigen. Letztere sind nur Ausführende DEINER Arbeit. Deren untergeordnete Stellung wird von allen Neuplatonikern unterstrichen. Daraus folgt zwingend, daß die Regie als eigenes Kunstwerk zu gelten hat, das im Rang über der aufzuführenden Oper steht. Die Aufführung einer Oper (oder auch eines Theaterstückes) kann daher stets nur Anlaß, nicht aber Ziel der Inszenierung sein.
- Das reine Kunstwerk an sich wäre natürlich eine Inszenierung, die ganz ohne Oper auskäme, also nur Inszenierung, ohne Stoff. Es liegt nun leider in der Natur der Sache, daß der Künstler einen Rohstoff für seine Kunst benötigt, in unserem Fall also die jeweils vorliegende Oper. Doch wie gesagt: Das ist nur der Rohstoff, der erst unter der Hand des Künstlers (des Regisseurs! Also Deiner!) zur Kunst wird. So wie sich der Baumstamm erst durch seine Zerstörung durch den Bildhauer zum Kunstwerk wandelt, wird eine Oper erst zum Kunstwerk wenn der Regisseur Hand daran legt.
- Nur der Künstler definiert, was Kunst ist. Du allein! Einen guten Regisseur zeichnet aus, dass er das Publikum ignoriert, das erwartet man von Dir. Das Publikum sind schließlich alles nur Spießer und Prosecco-schlürfende PelztierträgerInnen, die froh und dankbar sein müssen, dass sie für Deinen Lebensunterhalt aufkommen dürfen. Du hingegen bist als künstlerisch tätiger Mensch die Krone der Schöpfung! Wenn es jemand trotzdem wagen sollte, an Deinem Werk herumzumäkeln, dann nenne ihn einen Reaktionär, der im Grunde nur Zensur und Gedankenkontrolle einführen möchte. Verweise auf die Freiheit der Kunst. Zitiere Plato, die Gesetze:
[…] im Verlaufe der Zeit wurden [solche] die ersten Urheber der Gesetz- und Geschmacklosigkeit, […] die [..] ohne Kenntnis des Rechten und Gesetzmäßigen in den Musenkünsten waren, indem sie infolgedessen sich ganz vom Taumel der Begeisterung hinreißen ließen und über Gebühr daranhingen, ihren Zuhörern Genuß zu bereiten. [Pfui!] Demgemäß […] legten [sie] so aus Unverstand […] die falsche Ansicht an den Tag, daß […] der Genuß dessen, welcher sich an ihr erfreue, und zwar des Untüchtigeren so gut wie des Tüchtigeren, am besten das Urteil über sie regle. [noch mal: Pfui!] Da sie nun solche Werke schufen und dazu entsprechende Ansichten äußerten, so raubten sie dadurch der Menge allen Sinn für die Gesetze der Musik und flößten ihr Keckheit im Urteil über dieselbe ein, gerade als ob sie ein solches abzugeben fähig wäre; und infolgedessen ward denn das Publikum aus einem stillen ein lärmendes, gerade als verstände es sich darauf, was in den musischen Künsten schön ist und was nicht, in denselben aus einer Herrschaft der Besten eine schlimme Massenherrschaft des Publikums. […] So […] hat bei uns die allgemeine Einbildung, ein jeder verstünde sich auf alles, und die allgemeine Verachtung der Gesetze von der musischen Kunst her ihren Ursprung genommen, und an sie schloß sich erst die allgemeine und zügellose Freiheit. Denn im Vertrauen auf jene seine vermeintliche Einsicht verlor das Volk alle Furcht, und diese Furchtlosigkeit erzeugte Unverschämtheit; denn aus dreister Zuversicht vor dem Urteil der Besseren [das bist DU!] keine Scheu und Ehrfurcht zu haben, das ist bereits die schmähliche Unverschämtheit, welche die gewöhnliche Folge einer sich allzuviel herausnehmenden Freiheit ist.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Sollte dies aber auch nicht helfen, werde rüpelhaft. Das steigert immerhin Deine Bekanntheit. - Wahre Kunst ist nicht vordergründig ästhetisch, das erwartet allenfalls der inferiore Geschmack Neureicher. Während die Kunst bis zur Renaissance die Religion zum Zentrum ihrer Aussage machte, stand bis in das 19. Jh. das Individuum im Mittelpunkt der Darstellung. Moderne Kunst hat dagegen verpflichtend das Scheitern eben jenes Individuums darzustellen, und zwar vor allem auch dort, wo das die Vorlage (Libretto und Komposition) explizit nicht vorsieht, da diese in der vormodernen Epoche entstanden ist. (Siehe hierzu Punkt 1 und 2.) Scheitern ist jedoch niemals schön. Kunst muß daher zwingend häßlich sein. Es ist Deine Aufgabe, diese Hässlichkeit in der Operninszenierung zu realisieren.
- Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Du jemals im Zweifel sein solltest, wie man denn erkennt, dass Deine Kunst wahre Kunst ist, gibt es ein einfach zu merkendes Kriterium: Wahre Kunst zeichnet sich dadurch aus, dass sie der breiten Masse des Publikums NICHT gefällt. (siehe Punkt 4.) Die hat schließlich auch röhrendes Rotwild vor Gebirgskulisse oder billige Picasso-Reproduktionen über dem Kanapee hängen, und damit willst Du schließlich nicht in einen Topf geworfen werden!
- Inszeniere daher nicht für das Publikum, inszeniere für die Kritik. Schließlich sind es die Kritiker, die Deinen Ruf verbreiten. Das erfordert auch schon die Höflichkeit, denn schließlich MÜSSEN diese im Gegensatz zum Publikum Deine Inszenierungen besuchen. Allerdings sind die Kritiker leicht zufriedenzustellen, denn sie halten sich allesamt für intellektuell, was ein großer Vorteil für Dich ist. Zumindest wissen sie, dass man diese Eigenschaft von ihnen erwartet. Das bedeutet, dass sie – anders als das Publikum – auch dort noch einen Sinn in einer Inszenierung finden (müssen!), wo gar keiner ist. Sie würden sich nämlich eher beide Hände abhacken lassen, als zuzugeben, dass sie Deine Intentionen nicht verstanden hätten. Am besten also, Du inszenierst völlig sinnfrei (das klingt besser als „sinnlos“) und überläßt den Rest den Kritikern. Du kannst sicher sein: Sie finden einen Sinn! Und weil sie diese Sinnsuche intellektuell fordert und der „Fundgegenstand“ dann „ihr Kind“ ist, werden sie es auch positiv beurteilen: Was willst Du mehr! Wenn Du mehr darüber wissen möchtest, sei Dir folgende Pflichtlektüre empfohlen: H. Ch. Andersen, des Kaisers neue Kleider.
- Es steht außer Zweifel, dass die Oper neues Publikum benötigt. Das sagen auch McKinsey und Roland Berger, und die müssen es schließlich wissen, sie sind ja teuer genug. Also nimm Dir das zu Herzen und sorge dafür, dass das alte Publikum wegbleibt. Wir wollen weder handtaschenklappaufklappzu-hustenbonbonraschelnde alte Damen mit Abo, noch wollen wir plappernde Kinder, und auch keine nabelgepiercten kapuzenpullitragende Jugendliche, die allesamt nicht fähig sind, deine Genialität zu erkennen!
- Es muß unbedingt vermieden werden, dass bei der Inszenierung die ursprüngliche Intention der Handlung herausgearbeitet wird. Das wäre nicht originell. Die Mindestforderung besteht darin, eine im Libretto bereits angelegte Nebenbedeutung zum Kern der Inszenierung zu machen. Zum Beispiel böte es sich bei Mozarts „Zauberflöte“ an, die im Buch inhärent existente Diskriminierung von Minderheiten afrikanischer Herkunft oder die ebenfalls bereits faktisch präformulierte Belohnung von am Erfolg nicht aktiv Beteiligter aus privilegierten Kreisen herauszuarbeiten. Besser wäre jedoch in jedem Fall eine Interpretation auf Basis von Umdeutungen, die im ursprünglichen Stück noch nicht vorgesehen sind. Sei originell! Zeichne Don Giovanni als Tunte, Carmen als Heilige, Scarpia als Opfer, Sarastro als Kinderschänder! Das wird Dich in den Ruf der Unkonventionalität setzen, von dem man mehr sehen möchte! Falls Dir wider Erwarten tatsächlich einmal nichts anderes als die ursprüngliche Handlung einfallen sollte, nimm einfach ein beliebiges Wort aus dem Libretto, suche nach Bedeutungen dieses Wortes, die nicht im ursprünglichen Sinn liegen und mache das zum Kern Deiner Interpretation. Man wird Dich ob Deiner Kreativität bewundern!
- Sorge dafür, daß Kostüme, Bühnenbild, Choreographie und die Aktionen der Sänger, Tänzer und Statisten keinerlei Bezug zum Stoff des Librettos aufweisen. Laß deine Intentionen offen! Sei widersprüchlich! Bereits Goethe wußte: „Denn ein vollkommner Widerspruch bleibt gleich geheimnisvoll für Kluge wie für Toren“. Die Kritiker und die im Publikum stets vorhandenen intellektuellen Schönschwätzer werden es Dir danken. Du gibst ihnen damit die Möglichkeit, Metapher zu konstruieren, die sie in Deine Arbeit hineininterpretieren. (s. hierzu Punkt 6.) Über was könnten sie sich denn sonst in der Pause und nach der Vorstellung unterhalten? Rege die Diskussion über Dein Werk an! Wie könnest Du das besser, als wenn Deine Inszenierung in alle Interpretationsrichtungen so offen ist, wie das Orakel der Pythia? Um nochmals Goethe zu bemühen: „Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen. Beherzige das!
- Egal, in welcher gesellschaftlicher Schicht die Vorlage spielt – um eine Oper heute erfolgreich zu inszenieren, musst Du sie zwingend in modernen Randgruppen ansiedeln. Es geht schließlich um das Menschheitsdrama, und wo ließe sich das besser darstellen, als bei den Ausgestoßenen unserer Zeit? Lass also die Figuren im Penner-, Rocker-, Zuhälter- oder Fixermilieu agieren, auch organisierte Kriminalität ist gut geeignet. Hier findest Du vor allem auch die hierarchischen Strukturen, welche die Vorraussetzung für viele Opernstoffe ist. Halte Dir immer vor Augen, dass die Glaubwürdigkeit einer Inszenierung enorm gewinnt, wenn sich z.B. moderne Penner in der Sprache der Oberschicht des 18. Jahrhunderts über die Probleme eben jener Oberschicht auseinandersetzen. In der einschlägigen Literatur nennt man so etwas Entfremdungseffekt. Das Publikum soll schließlich nicht mit den Protagonisten mitfühlen, sondern über die Protagonisten nachdenken, und das erfordert Distanz! Mitfühlen können sie bei GZSZ! DU inszenierst OPER und keine Seifenoper!
- Sex sells. Es muß sich also in jeder Inszenierung mindestens(!) ein Sänger/eine Sängerin entkleiden. Entkleidung bis auf die Unterwäsche ist hier die Mindestforderung, es darf gerne auch mehr sein. Der Phantasie des Regisseurs sind hier keine Grenzen gesetzt, weder bezüglich der Umsetzung noch bezüglich der Konsequenzen aus dieser Nacktheit, gerne auch mit Koitus, Oralsex und Masturbation. Um dem Vorwurf der banalen Pornographie zu entgehen, ist jedoch unbedingt zu beachten, dass sich NUR die ältesten, hässlichsten und/oder dicksten Sänger bzw. Sängerinnen entkleiden und daß die Unterwäsche aus grau verwaschener Baumwolle in Lumpensammlungsqualität besteht (s. auch Punkt 10). Gerne benutze Rahmenbedingungen sind in diesem Zusammenhang Sexuelle Nötigung am Arbeitsplatz, Mißbrauch von Kindern oder gar Inzest. Darauf lassen sich ganze Interpretationen aufbauen (Stichwort „Umdeutung“, Punkt 8). Nimm z.B. Hänsel und Gretel, lasse sie sexuell mißbraucht werden weglaufen, kriminell werden und eine alte Frau überfallen, ausrauben, und ermorden. Oder laß wenigstens die Hexe einen Mann sein, der sich an Hänsel zu schaffen macht. Wenn in der Vorstellung Kinder sein sollten: um so besser, da lernen sie wenigstens etwas vom und für das wahre Leben!
- Ziel der Oper als Genre ist die Erzeugung von Emotionen. Die stärkste Emotion, die erzeugt werden kann, ist der Ekel. Du mußt daher dafür Sorge zu tragen, dass in jeder Deiner Inszenierungen Elemente mit ausreichendem Ekelfaktor verwirklicht werden. Erprobte Mittel hierfür ist das Herumschmieren mit Blut oder (viel) besser Exkrementen oder Erbrochenem sowie die Verteilung von Schlachtabfällen auf der Bühne und deren Liebkosung durch die Protagonisten. Auch Leichenteile sind für diesen Zweck hervorragend geeignet. Gestank ist zur Ekelsteigerung durchaus erwünscht und lässt sich gegebenenfalls leicht über die Lüftung im Zuschauerraum verteilen.
- Es ist vorteilhaft, die Bösewichte in moderne Uniformen zu stecken. Wehrmachtsuniformen und lange Ledermäntel sind bei den Kollegen sehr beliebt, da versteht auch das dümmste Publikum, was gemeint ist. US-Uniformen sind allerdings mittlerweile ebenso geeignet. Sollte der Bösewicht aber beim besten Willen nicht zur Uniform passen, sind seit Dr. Mabuse auch weiße Kittel und seit der Finanzkrise Business Dress tauglich.
- Spätestens seit der vorvorletzten Klimaschutzkonferenz ist klar, dass Energie gespart werden muß. Demonstriere daher Dein gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein, indem Du die Bühne dunkel hältst. Das spart Strom und damit Geld und freut die Träger, die dann auch gerne Deinen Vertrag verlängern. Solltest Du aber doch einmal etwas Licht in der Szene benötigen, dann verwende hohes blaues Licht. Es hat sich in den vergangenen Jahren quasi als Naturgesetz herausgestellt, daß die künstlerische Qualität einer Inszenierung direkt proportional der Verwendung von blauem Licht ist.
- Im Übrigen bevorzuge als Bühnenbild trostlose Orte (nicht oder allenfalls blau ausgeleuchtet,s. Punkt 14!), um das Scheitern des Individuums zu unterstreichen (s. Punkt 4.) Besonders geeignet sind z.B. Bahnhofstoiletten, Abbruchshäuser, sonstige (moderne!) Ruinen oder Schrottplätze. Das passt dann auch zur bevorzugten Personengruppe nach Punkt 10. Man nennt so etwas eine „stimmige Inszenierung“
- Das wahre Leben ist schizophren. Es ist Deine Aufgabe, das wahre Leben auf die Bühne zu bringen. Also, lasse mehrere Sänger, Schauspieler, Tänzer und/oder Statisten dieselbe Figur verkörpern, gerne auch gleichzeitig. Oder noch besser: Lege die Figuren erst gar nicht fest! Lasse alle Sänger bzw. Schauspieler, Tänzer und/oder Statisten alle Rollen verkörpern. Nacheinander oder gleichzeitig, wie Du es für richtig hältst. Das erweitert die Möglichkeiten Deiner Regie ungemein. Stell Dir z.B. vor, Scarpia und Tosca wechseln mitten im zweiten Akt die Rollen, und Scarpia wird hinfort von der Sopranistin gesungen, die anschließend vom Bariton (der nun den Part der Tosca singt) erdolcht wird, dieser wiederum mitten im 3. Akt die Rolle mit dem Tenor (Ex-Cavaradossi) wechselt und zuletzt erschossen wird. Sollte Dir dieses Beispiel etwas sinnfrei erscheinen, dann lese nochmals Punkt 6!
- Denke immer daran, daß Dein Publikum nur ausnahmsweise in der Oper sitzt. Normalerweise sitzen sie vor dem Fernseher. Sie sind also daran gewöhnt, daß ständig irgend etwas zappelt - selbstverständlich mit Hintergrundmusik - und die Szene im Mittel nach spätestens 3 Sekunden wechselt. Um die Hintergrundmusik mußt Du Dir in der Oper keine Gedanken machen, dafür tragen andere Sorge. Du kannst das also völlig ausblenden und Dich ausschließlich auf das Geschehen auf der Bühne konzentrieren. Sorge dort für ausreichend Bewegung, die Leute sind das wie gesagt vom Fernsehen her gewohnt! Keine statischen Arien! Laß die Sänger wie Zirkusclowns über die Bühne toben, und wenn es sich schon nicht vermeiden läßt, daß sie still stehen müssen: Sorge wenigstens dafür, daß dann in unterschiedlichen und möglichst weit auseinander liegenden Teilen der Bühne gleichzeitig unterschiedliche Handlungen stattfinden, die aber alle gleich wichtig für Deine Inszenierung sind. Achte jedoch darauf, daß sich die Zuschauer nur auf EINE dieser Handlungen konzentrieren können. Du unterstreichst damit die Vielschichtigkeit Deiner Inszenierung und bildest damit die Komplexität des wahren Lebens ab!
- Es ist dem Umstand Rechnung zu tragen, dass die technische Leistungsfähigkeit der Sänger in den letzten Jahrzehnten durch die Verbreitung von Tonträgern und durch zunehmende internationale Konkurrenz stark gestiegen ist. Es muß daher den Sängern die Möglichkeit geboten werden, ihre Fähigkeiten auch gebührend zur Schau stellen zu können. Aufrecht stehend singen kann jeder. Der wirkliche Könner beherrscht das auch auf dem Bauche liegend, im Kopfstand, mit angelegten Daumenschrauben, an Seilen baumelnd oder nach anstrengenden Leibesübungen. Derartige Elemente in die Inszenierung einzubauen ist daher im Sinne der Sänger. Sollte es den Sängern in Ausnahmefällen tatsächlich einmal nicht (mehr) möglich zu sein zu singen, dann kann man Tonträger zur Überbrückung einsetzen. Aus Gründen der künstlerischen Wahrhaftigkeit darf dies jedoch nur in einer Form geschehen, in der dem Publikum deutlich bewusst gemacht wird, dass die Musik vom Tonträger kommt (etwa, weil der Sänger gerade stranguliert wird oder den Kopf unter Wasser hat). Der Einsatz von Tonträgern kann somit zu einer wichtigen Erweiterung der Regiemöglichkeiten werden. Echtes Playback ist allerdings als unkünstlerisch und dem Bereich der Unterhaltungsmusik zugehörig abzulehnen. Schließlich soll Deine Regiearbeit nicht unterhalten!
Wenn Du alle diese Punkte befolgst, wird Dir einer strahlenden Karriere als Opernregisseur nichts im Wege stehen. Die Opernhäuser werden sich um Dich schlagen!
Alle Regievorschläge, die in dieser Anleitung unterbreitet wurden, unterliegen allerdings selbstverständlich dem Urheberrecht. Solltest Du sie also für ein Opernhaus realisieren wollen, dann setze Dich bitte mit mir wegen der Kontonummer zur Überweisung der Tantiemen in Verbindung. Sollten sie (die Vorschläge) allerdings schon einmal irgendwo ohne meine Kenntnis vor Erscheinen dieser Anleitung zur Anwendung gelangt sein, dann bitte ich die Intendanz des entsprechenden Hauses um eine kurze Mitteilung unter Nennung des Werkes, des Regisseurs und des Datums der Erstaufführung. Haus und Regisseur werden dann hier eine ehrenvolle Erwähnung finden, damit sie so zum Ansporn zu ähnlichen Inszenierungen dienen können. Es ist geplant, künftig hierzu eine Hall of Fame einzurichten.