Peymann als 68iger hat in Bernhards Texten wohl die vergebliche Aufarbeitung der Nazi*innenzeit bzw. deren Verdrängung gefunden und deshalb Bernhard jede Menge Kränze gewunden.
Ich glaube, da verkürzt man Peymann und letztlich auch Bernhard, Natürlich war die Aufarbeitung der Nazizeit in den damaligen Jahrzehnten ein noch viel drängenderes Thema, aber ich würde Bernhard überhaupt nicht unterstellen, dass er das durchgehend in differenzierter Weise behandeln würde. Seine Haltung hinsichtlich der Suaden und Tiraden ist eher die des Rumpelstilzchen, dass sich in unbeherrschte Rage redet. Übrigens ein Wesenszug von vielen Menschen, der auch heute noch aktuell ist.
Für mich schrieb sich Bernhard sein Leiden an der Welt ob seiner Krankheit und seiner Biografie, insbesondere seiner langen Nichtbeachtung von der Seele.
'Der Schriftsteller erfindet nicht, er findet.' - dieses Wort von Thomas Mann trifft auf Bernhard sicherlich in besonderem Maße zu, wobei er v.a. bei sich selber gefunden hat. Wie so viele andere Schriftsteller auch. Wäre es nun aber ein rein biographisches Werk, fände ich es auch ziemlich uninteressant. Aber ich lese ihn anders. Für mich zeichnet er immer wieder auch erschütternde Porträts von Menschen in ihrer Einsamkeit, mit den von ihnen herausgebildeten 'Macken', mit ihrer Verzweiflung am Leben und auch ihren Zwiespältigkeiten. Natürlich sind das alles Selbstporträts, aber eben nicht nur.
Kafka war sehr gesellig, aber sein Nachlassverwalter Max Brod wollte wohl den Leidensmann in Kafka sehen und hat die Rezeption verstellt.
Wenn Kafka in kleiner Runde aus seinen Werken vorlas, haben sie alle immer wieder schallend gelacht.
Btw, mit Kracht rennst du bei mir nur offene Türen ein, wobei ich 'Eurotrash' auch noch nicht kenne.
Wolfram