Walter Braunfels (1882-1954) - ein deutscher Spätromantiker
Das Forum hat zwar über 250 Einträge zu Walter Braunfels, es gibt aber keinen eigenen Thread. Nicht einmal bei der Gedenktafel wird er erwähnt. Das wollen wir ändern.
Walter Braunfels wurde am 19.12.1882 als jüngster Sohn des Juristen und Literaturwissenschaftlers Ludwig Braunfels geboren, der vom Judentum zum evangelischen Glauben übergetreten war. Braunfels' Mutter - Helene Spohr - war eine Großnichte von Louis Spohr und befreundet mit Clara Schumann und Franz Liszt. Sie erteilte ihrem Sohn auch den ersten Musikunterricht. Dieser wurde dann in Frankfurt am Hoch'schen Konservatorium fortgesetzt. Als 20-Jähriger wechselte er nach Wien, um sich bei Pianistenlegende Theodor Leschetizky zum Pianisten ausbilden zu lassen. In München studierte er danach Komposition bei Ludwig Thuille. 1909 heiratete er Bertel von Hildebrand, mit der er vier Kinder hatte, ein Sohn Michael Braunfels machte sich ebenfalls als Musiker einen Namen.
Eine frühe Oper "Prinzessin Brimbilla" wurde 1909 unter der Leitung von Max von Schillings in Stuttgart erfolgreich uraufgeführt und Braunfels avancierte zum zukunftsweisenden Vertreter der Neuen Musik. Den ersten Weltkrieg erlebt Braunfels als Soldat, er wurde bei einem Fronteinsatz verwundet. Nach seiner Heimkehr aus dem Krieg konvertierte der Protestant zum Katholizismus, was sich in zahlreichen späteren Werken (Te Deum, Große Messe) niederschlug. Neben Aktivitäten als erfolgreicher Pianist, schrieb er weiter Musik. Die Oper "Die Vögel", deren UA am 30. November 1920 unter Bruno Walter stattfand, war ein großer Erfolg, dem
zahlreiche Aufführungen folgten. 1925 wurde Braunfels gemeinsam mit Hermann Abendroth zum Direktor der neu gegründeten Musikhochschule in Köln berufen.
Wenige Monate nach der Machtergreifung wurde der nach Nazi-Lesart Halbjude Braunfels aller Ämter enthoben, seine Musik durfte nicht mehr gespielt, seine Opern nicht mehr aufgeführt werden. Er wurde im Laufe der folgenden Jahre aus allen Gremien entfernt. Braunfels verliess Deutschland allerdings nicht, sondern ging in die innere Emigration und überlebte in Überlingen am Bodensee die Nazidiktatur.
Nach der Befreiung bat ihn Konrad Adenauer den Wiederaufbau der Kölner Musikhochschule zu organisieren und berief ihn 1947 wieder zum Direktor. Dieses Amt übte er bis 1950 aus, ging in den Ruhestand und zurück an den Bodensee. Am 19. März 1954 verstarb er in Köln, wo auch seine Grabstätte liegt. Obwohl Braunfels bis ans Lebensende komponierte, konnte er trotz einiger Achtungserfolge nicht mehr an den Ruhm der Vorkriegsjahre anschliessen. Seine spätromantisch gefärbte Musik galt als überholt und nicht mehr dem Zeitgeist entsprechend. Erst seit den 1990er Jahren erlebt er - wie viele Komponisten der Epoche - eine Renaissance.
Es gibt eine sehr informative website zu Walter Braunfels. Auf dieser findet man zum Down-Load eine über 200 Seiten umfassende Biographie des Komponisten.