The Harlem Blues & Jazz Band - gegründet 1972

  • The Harlem Blues & Jazz Band - gegründet 1972

    Was im alten Jazz von New Orleans die "Preservation Hall Jazz Band" seit 1961 ist, das kann man über den Jazz der 1920-er bis 1950-er Jahre von der "Harlem Blues & Jazz Band" sagen. Man nahm sich dabei mehr die Bands eben aus Harlem und Kansas City zum Vorbild. Es waren fast immer noch ziemlich rüstige alte Herrschaften, die noch den Geist der "alten Zeit" in sich trugen, und sie spielten entsprechend im Stil dieser Zeit. Natürlich kamen immer wieder Musiker der nächsten Generation dazu, so dass alleine dadurch das Programm auch etwas moderner wurde.

    Auch wenn man überall als Gründungsjahr 1973 lesen kann, ist das nur bedingt richtig. Der Name wurde bereits 1972 das erste Mal bei zwei Platteneinspielungen des Gründers Clyde Bernhardt verwendet. Auch war das die Ausgangsbesetzung gewesen. Die Band lebt auch 2021 noch, inzwischen natürlich gingen unzählige Musiker durch sie hindurch. Oftmals waren es die Musiker der zweiten oder dritten Reihe, aber die waren immer noch verdammt gut, denn was fast 30 Jahre lang aus den ganzen Bands der USA wanderte, waren nicht nur die ganz großen Stars der Szene, sondern eben auch unzählige tolle Musiker, die mit ebenfalls erstklassigen Bands arbeiteten.

    Der Gründer war der doch weitgehend unbekannt gebliebene Clyde Bernhardt gewesen, ein durchaus achtbarer Posaunist und auch Sänger, der sein Handwerk in den Bands von King Oliver, Edgar Hayes (mit einem jungen Kenny Clarke am Schlagzeug), Jay McShann, Cecil Scott, Claude Hopkins, Dud Bascomb und Luis Russell von Grund auf lernte und beherrschte. Auch leitete er immer mal wieder eigene Bands. So kam er über die Jahre 1931 bis 1951 gut hinweg. Von 1952 bis 1970 spielte er dann regelmäßig in der Bigband Joe Garlands (das ist jener Komponist, Arrangeur und Tenorsaxophonist, der den Titel "In the Mood" schrieb).

    1972 spielte er bis zum Tode von Bassist und Leiter der "Pionieers of Jazz" in dieser Band mit. Erst der Tod von Alvis (der u.a. mit Duke Ellington, Louis Armstrong und Wilbur de Paris spielte) machte die Gründung der "Harlem Blues & Jazz Band" möglich, denn durch diese Band lernet Bernhardt den Arzt, Jazzmusiker, Mäzen und Jazzfan Dr. Al(bert) Vollmer kennen. Vollmer sorgte für den finanziellen Background und die Engagements, Bernhardt wurde der Leader der Band.

    Am 17.Juli 1972 ging mal in New York dann mit einer Band ins Studio um die ersten Einspielungen zu machen. Noch war die Band eine reine Studio-Band, doch der Name wurde dazu eben erstmals erwähnt. 12 Titel hatte man dabei eingespielt, nahezu alle in den 1920-er Jahren entstanden. Darunter waren "I got Rhythm", "After You've Gone", "Royal Garden Blues" und "Georgia on my Mind". Alle Titel hatten Gesang vom Leader selbst, der ein sehr gutes Gespür für die Stücke durch seine Karriere gesammelt hatte.

    Die Besetzung lautete damals:

    Jack Butler (Trompete) - Clyde Bernhardt (Posaune, Gesang) - Charlie Holmes (Altsax) - Happy Cauldwell (Tenorsax, Klarinette) - Earl Knight (Klavier) - Napoleon "Snags" Allen (Gitarre) - Jimmy Shirley (Fender-Bass) - James Harewood (Drums)

    Charlie Holmes (1910-1985) spielte mit den Bands von Cootie Williams, Chick Webb, der "Mills Blue Rhythm Band" und zwei Mal mit Luis Russell (1928-1930, 1932-1940 ; ab 1935 mit Louis Armstrong als großen Star vor der Band), John Kirby, Billy Kyle, Al Sears. Auch er wirkte viele Jahre in der Joe Garland-Bigband mit. 1972-1975 dann war er mit der Harlem Blues& Jazz Band unterwegs.

    Happy Cauldwell (1903-1978) war einer der allerersten Jazzmusiker, die auc Tenorsaxophon spielten. Das war bereits vor Coleman Hawkins und Bud Freeman gewesen. Allerdings konnte er noch nicht einen eigenen Sound darauf entwickeln, es klang noch zu sehr nach Klarinettenstil. Er spielte mit Mamie Smith, Jelly Roll Morton, Vernon Andrade (wo auch Bernhardt einige Jahre spielte), Louis Armstrong, Tiny Bradshaw und Eddie Condon. 1970 ging er mit Jimmy Rushing auf eine Tournee.

    Napoleon "Snags" Allen (1915*) war einer der ersten Gitarristen, die sich eine elektrisch verstärkte Gitarre zulegten Anfang der 1940-er Jahre. Er spielte mit Roy Eldridge, King Curtis und später viele Jahre lang mit den "the Blenders", Jackie Wilson und den "Supremes" und anderen Gruppen dieser Richtung.

    Earl Knight (um 1920-2008) trat mit Lester Young, Eddie Lockjaw Davis, Lonnie Johnson, Lucky Thompson, Oscar Pettiford und mehrfach mit Clyde Bernhardt auf, bevor er 1972 erneut mit Bernhardt bei der Harlem Blues & Jazz band zusammenarbeitete.

    Jimmy Shirley (1913-1989) war ursprünglich Gitarrist. Auch er war einer der frühen Vertreter der elektrischen Jazzgitarre. etwa mit Clarence Profit (1938-1941), Artie Shaw (1941), Edmond Hall und Coleman Hawkins (1943), Ella Fitzgerald (1942-1943), Sidney de Paris (1944) und oftmals mit Herman Chittison (1944-1954). 1945 machte er seine erste eigene Platte für die blutjunge Firma "Blue Note". Er wandte sich dann viele Jahre dem Rhythm& Blues zu.

    Nach seiner Zeit mit der Harlem Blues & Jazz Band gab es noch Einspielungen mit Johnny Guarnieri (1975) und Stephane Grappelli (1978).

    Über Trompeter Jack Butler ist nur wenig bekannt. Er spielte Anfang der 1930-er Jahre mit Bernhardt zusammen in einigen mehr regionalen Bands zusammen. Dort fungierte er als Lead-Trompeter und hin und wieder als Sänger. Auch über Drummer James "Rip" Harewood findet man extrem wenig. Sei es in Büchern, als auch im Netz.

    Man kann es nicht anders sagen, aber diese Band war eigentlich eine "Band der Namenlosen" gewesen. 1972 war der Jazz in den USA auch ziemlich out gewesen, selbst in Europa ging das Bandsterben durch die Länder hindurch, aber noch gab es genug Jazzfans, und die Band sollte auch in Europa damals einen wahren Triumphzug hinlegen, was so nicht zu erwarten war.

    Als die Band dann 1973 offiziell gegründet wurde, wurden einige Umbesetzungen notwendig. Die erste Platte kam dann unter dem Namen "Clyde Bernhardt/Jay Cole and The Harlem Blues & Jazz Band" heraus. Nun mit der Besetzung

    Clyde Bernhardt (Posaune, Voc.) - Dr. Albert Vollmer (Sopransax) - Happy Cauldwell (Tenorsax) - Gene Mikell (Altsax) - Jay Cole (Klavier) - Barbara Dreiwitz (Tuba) - Cozy Cole (Drums) Diese Musiker machten zwei Titel im Studio nur als Anfang. Der bekannteste Musiker war ohne Zweifel der großartige Cozy Cole am Schlageug gewesen, der in den Bands von Cab Calloway und den Louis Armstong All Stars (1949-1954) bekannt wurde. Sein Bruder Reuben Jay Cole spielte Klavier, von der Band Woody Allens kam die junge Tubistin Barabara Dreiwitz dazu. Damit war es keine reine schwarze Band gewesen. Eine Besonderheit, die man bis heute bewahrt hat. Man hat damit auch die Linie fortgeführt, die auch Armstrongs All Stars hatten, die immer beide Haurfarben in der Band hatten. Man muss das durchaus erwähnen, denn in den USA war das noch immer nicht so selbstverständlich gewesen.

    Am 10. November 1973 kann man dann von der ersten "festen Besetzung" Sprechen, als man erneut ins Studio ging. Nun lautete die Besetzung wie folgt:

    Doc Cheatham (Trompete) - Clyde Bernhardt (Posaune, Voc,) - Charlie Holmes (Altsax) - Jay Cole (Klavier) - Barbara Dreiwitz (Tuba) - Tommy Benford (Drums)

    Normal noch mit einem Tenorsaxophonisten und Gitarristen besetzt, aber immerhin stand mal eine echte Band auf der Bühne. Mit dem großartigen Doc Cheatham (1905-1997), der bald von Francis Williams (1910-1983) an Trompete/Flügelhorn ersetzt oder ergänzt wurde, kam nun auch ein Musiker in die Band, der viele Jahre bereits selbst Geschichte als Lead-Trompeter für etwa Cab Calloway schrieb, aber auch mit Eddie Heywood, Wilbur de Paris u.v.a. spielte. Cheatham sollte eine Alterskarriere erleben, die er selbst wohl nie für möglich gehalten hat. Francis Williams spielte mit Fats Waller, Claude Hopkins, Edgar Hayes, Ella Fitzgerald und vor allem 1945-1951 mit der Duke Ellington Band. Nach seiner Zeit mit der Harlem Blues & Jazz Band spielte er noch mit Panama Francis' "Savoy Sultans" von 1979 bis 1983.

    Tommy Benford (1905-1994) spielte wie auch Cozy Cole mit Jelly Roll Morton und Louis Armstrong, Edgar Hayes, Fats Waller, Duke Ellington (vier Wochen als Ersatz für Sonny Greer). Ab 1932 war er bis 1941 in Europa aktiv, etwa mit dem Geiger Eddie South 1932-1936 und dem Orchester von Willie Lewis von 1938-1941. Anschließend spielte er mit Noble Sissle, Rex Stewart, Muggsy Spanier, Bob Wilbur, Jimmy Archey, Eddie Barefield, Danny Barker und Ed Hall mehr im Dixieland-Umfeld.

    Benford spielte von 1973-1979 mit der Harlem Blues & Jazz Band, als er bereits im Rentenalter war.

    Das war der erste Teil der Bandvorstellung.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Am 20.11.1973 ging man mit der gleichen Besetzung erneut ins Studio. Dieses Mal war das Programm stark New Orleans-Musik abhängig. Noch ist nicht viel von jenem Stil zu hören, der aber nach der Zeit Bernhardts das eigentliche Markenzeichen der Band wurde. Titel wie "Mahagony Hall Stomp", "Washington and Lee Swing" oder "Please dont talk about Me" konnte man auch von Bands hören, die dort eher Zuhause waren. Und immer wieder Blues-Nummern, die aber bis heute Bestand der Band sind.

    Vor allem kam die Sängerin "Miss Rhapsody" (1902-1984) als Sängerin zur Band dazu. Ihr bürgerlicher Name lautete vollständig Viola Gertrude Wells Evans. Ihre Künstlernamen waren Viola Wells und eben Miss Rhapsody. Sie sang in Kansas City, New York und dort auch oft in Harlem, wurde kurze Zeit 1942 Nachfolgerin von Helen Humes bei Count Basie, musste aber ab 1946 viele Jahre durch ihre Diabetes auf eine weitere Karriere verzichten, bis sie Ende der 1960-er Jahre aus der Versenkung auftauchte.

    Am 21.Juni 1975 kam es wieder zu Einspielungen. Dieses Mal aus Merdian/Conn. Erneut gab es Änderungen in der Besetzung. John Bucher (Kornett) sprang für Francis Williams ein und George James für Charlie Holmes. Dazu kam die Blues-Sängerin Prinzess White, die bereits über 90 Jahre alt war und die durch Zufall von Bernhardt wieder entdeckt wurde. Sie war zumindest bei einigen Konzerten und Einspielungen dabei, bis sie 1976 dann unmittelbar nach ihrem Auftritt noch während eines Konzertes der Band verstarb. Auch über sie ist nur wenig im Netz zu finden.

    Am 11.09.1975 kam es erneut zu Einspielungen, dieses Mal wieder mit Francis Williams an der Trompete für Bucher. Am 16.08.1975 dann mal wieder übernahm Doc Cheatham den Platz von Francis Williams bei den meisten Stücken. Da am 09.Oktober erneut eine Platten-Session auf dem Programm stand, hier das ganze Personal dieser Session:

    Francis Williams & Doc Cheatham (Trompeten) - Clyde Bernhardt (Posaune) - Charlie Holmes (Altsax) - George James (Alt&Sopransax) - Barbara Dreiweitz (Tuba) - Jimmy Evans und Dill Jones (Klavier) - Tommy Benford (Drums)

    Dill Jones (1923-1984) war Brite gewesen. Von Humphrey Lyttelton bis hin zu Vic Lewis, Ronnie Scott, Annie Ross und Don Randall bis hin zum Schiffsmusiker auf der Queen Mary war alles dabei. 1961 ging er in die USA, spielte mit Yank Lawson, Bob Wilber, Max Kaminsky, Roy Eldridge, Budd Johnson, dem Gene Krupa-Quartett, u.v.a.

    Am 16.September 1976 ging man auf die erste Europa-Tournee. Hier die Besetzung dieser außerordentlich erfolgreichen Tournee: Francis Williams (Trompete) - Clyde Bernhardt (Posaune) - George James (Altsax) - Dill Jones (Klavier) - Barbara Dreiwitz (Tuba) - Tommy Benford (Drums) - Miss Rhapsody (Gesang). Von Hamburg ging es nach Kopenhagen, Stockholm, London.Die Kritiken überschlugen sich, die Fans standen Schlange, die Häuser waren voll, egal ob im Jazzclub oder einer großen Konzerthalle.

    Bereits im Mai 1977 ging es erneut nach Europa. Durch Konzerte in Hamburg gibt es auch hier eine Besetzung für. Der einzige Wechsel erfolgte am Bass: Für die Tubistin Barbara Dreiwitz kam der Bassist Johnny Williams (1908-1998). Dieser Wechsel war auch ein Grund für die Abkehr vom bisherigen Stil. Williams, der einen wie einen Kontrabass zu spielenden E-Bass spielte, hatte eine sehr erfolgreiche Karriere bereits hinter sich: So war er bei Red Allen (1936/37), der Mills Blue Rhythm Band (37/38), Benny Carter, Teddy Wilson (1941-1944), Billie Holiday, Louis Armstrong (1941), Coleman Hawkins, Edmond Hall (1947 beim berühmten Town Hall Concert etwa), Tab Smith (1948-1952), Johnny Hodges (1952-1955), Buddy Tate (1958 Europa) und von 1977 bis Juni 1989 der Harlem Blues & Jazz Band. Ein Schlaganfall beendete dann doch völlig unerwartet seine Karriere.

    Was auch immer 1979 passierte, es gab auf jedem Fall einen Wechsel in der Leitung der Band und nun auch eine deutliche Hinwendung zum Stil der Swing-Jahre und auch darüber hinaus.Dieses Mal live vom Jazzfestival in Breda/Holland. Hier die Besetzung : Bobby Williams (Trompete) - Clyde Bernhardt (Posaune) - George James (Altsax) - Ram Ramirez (Klavier) - Johnny Williams (Bass) - Tommy Benford (Drums). Der Titel ist "Misty" von Erroll Garner.

    Am 25.Mai 1979 ging Bernhardt dann als Leader mit der Band zum letzten Mal ins Studio. Gitarrist Lawrence Lucie kam neu in die Band und Drummer Shelton Gary ersetzte Tommy Benford. Nochmal kamen alte Stücke an die Reihe, aber diese Tage waren gezählt. Bobby Williams wurde der neue Leader der Band.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ab diesem Zeitpunkt wird es schwierig der Band genauer zu folgen. Es gibt leider kein Buch über die Band und auch die Home Page gibt nur wenig her, was die komplette Geschichte angeht. Bobby Williams (1914*) spielte recht lange in der Band, man kann das auf Youtube halbwegs verfolgen. Er war zumindest 1986 noch in Dresden beim Dixieland Jazz Festival mit dabei. 1989 gibt es einen Live-Mitschnitt aus Ascona mit der Band, dort spielte Johnny Letman (1917-1992) dann Trompete, einem Musiker, der dem Stil Roy Eldridges nahe stand und fast die gleichen Lebensdaten wie Dizzy Gillespie hatte.

    Dann wird es noch schwieriger, was die Besetzung der Trompete angeht. Ich habe die Band mit Al Bryant gehört, einem wunderbaren Trompeter, der u.a. mit der Band von Lionel Hampton, Jaki Byards Bigband und den Temptations spielte. Um 1998 herum war Fred Smith Trompeter und "Music Director" der Band. Anschließend kam wohl Willie Singleton in die Band als Trompeter. Er spielte in der Duke Ellington-Band kurz nach dem Tode des Meisters selbst. Count Basie, der Clark Terry-Bigband, Al Hirt und des Lincoln Jazz Orchestra unter Wynton Marsalis.

    Der im Jazz wichtige Posaunist, Elektro-Gitarrist, Komponist und Arrangeur Eddie Durham spielte von 1981-1987 in der Band mit. Er führte mit die elektrisch verstärkte Gitarre in den Jazz mit ein. Seine Einspielungen mit Count Basies Kansas City Six and Seven von 1938 (mit Lester Young, Buck Clayton, Basie selbst, Walter Page, Jo Jones und dem wie immer nur Rhythmus-Gitarre spielenden Freddie Green) gelten als legendär. Hier war zum ersten Mal der Kontrast zwischen den beiden Gitarren zu hören, auch wenn Durham noch unbeholfen damit umgehen konnte. Doch diese Einspielungen machten es erst möglich, dass dann Musiker wie Charlie Christian, Al Casey (der bereits durch Fats Waller bekannt war), Barney Kessel, Tiny Grimes und Legionen weiterer Gitarristen den Durchbruch schafften. Auch als Posaunist machte er sich in der Harlem Blues & Jazz Band einen Namen, etwa auch mit dem Plunger Dämpfer. So kannte man ihn zuvor nicht.

    Lawrence Lucie (1907-2009) und dann eben auch Al Casey (1915-2005) sollten die Tradition der elektrischen Jazzgitarre in der Band fortsetzen. Einer Tradition, die bis heute anhält. Lucie spielte in der Begleit-Bigband von Louis Armstrong, Casey mit Art Tatum, Fats Waller. Casey spielte von 1981 an mit der Harlem Blues & Jazz Band bis zu seinem Tode 2005 mit. Lucie von 1979 bis 1981. Anschließend ging er zu Panama Francis' Savoy Sultans, jener Band, der auch ab 1979 Francis Williams angehörte mehrere Jahre. Lucie spielte dort in den 1980-er/90-er Jahre, mehr ist nicht bekannt. Lucie sprang aber auch immer mal wieder für Al Casey ein, wenn der nicht konnte, meist gesundheitlich bedingt natürlich.

    Nachfolger Eddie Durhams waren u.a. Jimmy Buxton (ab 1987)Bobby Pring an der Posaune (mit IHM habe ich die Band live in der Alten Oper Frankfurt gehört und gesehen), Roy Williams (ein exzellenter britischer Posaunist), seit einigen Jahren ist nun Art Baron mit dabei, einem exzellenten Veteranen des Bigband-Jazz, der 1973 der letzte Musiker werden sollte, der von Duke Ellington noch eingestellt wurde.

    Bei den Saxophonisten und Pianisten wird es noch wilder. Ich versuche auch hier zumindest die wichtigsten Musiker zu benennen. Da wären George Kelly (Tenorsax, 1915-1998). Er spielte von 1941-1944 noch mit den originalen "Savoy Sultans", einer Band, die ab 1974 sporadisch, und ab 1979 feste bis 1996 bestehen sollte. Sie wurde 1974 von dem Drummer David "Panama" Francis quasi wieder neu gegründet und hatte einige Musiker der Harlem Blues & Jazz Band als Mitglieder am Anfang. So auch erneut Kelly. Kelly war auch 1989 in Ascona mit dabei. George James spielte zumindest bis 1985 als Altist in der Band.

    David Kenneth "Bubba" Brooks (1915-1998) spielte 1948-1957 mit Sonny Thompson, später mit Phil Upchurch, Don Pullen, Jimmy McGriff und Bill Doggett. Er war wohl in den 1990-er Jahren in der Harlem Blues & Jazz Band. Eddie Chamblee (1920-1999) spielte von ca. 1986 bis zu seinem Tode mit der Harlem Blues & Jazz Band. Zuvor war er u.a. mit Lionel Hampton, Milt Buckner und Count Basie auf Tournee gewesen. Charles Frazier kann ich überhaupt nicht zeitlich zuordnen, auch findet man kaum Angaben über ihn im Netz. Auch Al Vollmer spielte ab Mitte der 1980-er Jahre mit der Band mehr oder weniger regelmäßig. Die eigentliche Sensation ist Fred Staton, der inzwischen über 100 Jahre alt ist und tatsächlich einige Jahre mit der Band spielte.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Hier einige Angaben, die ich aus Youtube heraus gefunden habe. Allerdings scheinen die nicht immer zu stimmen.

    Live vom Dixieland Jazzfestival Dresden vom Mai 1980 :

    Bobby Williams (Trompete) - Eddie Durham (Posaune, Gitarre) - George James, Al Vollmer (Klarinette, Altsax) - George Frazier (Tenorsax) - Ram Ramirez (Klavier) - Johnny Williams (Bass) - Tommy Benford (Drums)

    Besetzung möglich, bei manchen Jahreszahlen die man aus dem Netz findet, was die Zugehörigkeit einzelner Bandmitglieder angeht, gibt es immer leichte Abweichungen. Zumindest haben die mir bekannten Musiker da alle noch gelebt.

    15. Mai 1981, Hamburg, Talkshow :

    Bobby Williams (Trompete) - Eddie Durham (Posaune) - George James (Altsax) - Gene Rodgers (Klavier) - Lawrence Lucie (Gitarre) - Johnny Williams (Bass) - Tommy Benford (Drums) - Nora Lee King (Gesang)

    Auch diese Besetzung wäre denkbar.

    Juli 1985, Duisburg :

    Bobby Williams (Trompete) - Jim Shepard (Posaune) - Haywood Henry (Tenorsax) - Stan Greig (Klavier) - Al Casey (Gitarre) - Johnny Williams (Bass) - Belton Evans (Drums)

    Möglich, Eddie Durham könnte krankheitsgedingt ersetzt worden sein.

    07.Juni 1985, Hamburg : Besetzung wie in Duisburg, nur Roy Williams (Posaune) für Shepard. Auch das wäre denkbar. Es könnte wirklich mit dem kurzfristigen Ausfall Durhams zu tun haben, dass man an seiner Stelle entsprechend Ersatz holen musste.

    20.Juni 1985 :

    Hier nun die bisherige Besetzung, nur komplett ohne Posaune.

    16.Mai 1986 , Hamburg :

    Bobby Williams (Trompete) - Michael Grey ist falsch, es ist Freddie Lonzo (Posaune, er stammt aus New Orleans. IHN erkenne ich auch gut) -es müsste Al Vollmer sein, der hier Klarinette spielt - Stan Greig (Klavier) - Al Casey (Gitarre) - Johnny Williams (Bass) - Johnny Blowers (Drums)

    Besetzung denkbar. Ich habe übrigens auch noch Johnny Blowers mit damals 82 Jahren am Schlagzeug mit der Band erlebt. Das war aber mit Sicherheit später gewesen.

    1990 , Leverkusen :

    Fred Smith (Trompete, Flügelhorn) - Candy Ross (Posaune) - C.I.Williams (Altsax) - Sammy Benskin (Klavier) - Al Casey (Gitarre) - Johnny Williams (Bass) - Johnny Blowers (Drums) - Laurel Watson (Vocals)

    Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob dieses Jahr stimmt. Denkbar wäre es, aber das wären doch einige Wechsel zu viel für zwei Termine auf einer Europatournee. Hier würde ich eher ein späteres Jahr vermuten, etwa 1991 oder erst 1992. Das würde eher zur Frontline passen.

    1990 , Ascona Jazzfestival.

    Johnny Letman (Trompete) - Posaune kann ich nicht erkennen auf dem mir zur Verfügung stehenden Video. Es ist könnte Candy Ross sein - George Kelly (Tenorsax) - Klavier ebenfalls unbekannt, Al Casey (Gitarre) - Johnny Williams (Bass) - Johnny Blowers (Drums) Es ist auch kein weiterer Saxophonist mit dabei, wie auf einem anderen Video geschrieben wurde. Man kann das gut erkennen.

    15.-17.Juli 1991 , NYC.

    Johnny Letman (Trompete) - Candy Ross (Posaune) - George Kelly (Alt&Tenorsax) - Richard Wyands (Klavier) - Lawrence Lucie (Gitarre) - Johnny Williams (Bass) - Johnny Blowers (Drums)

    Das könnte wieder passen.

    Im Dezember 2007 gab die Band ein Konzert in einer Kirche. Das Konzert wurde auf Youtube veröffentlicht. Dabei wurden auch die Bandmitglieder erwähnt. Beim Jahr bin ich mir allerdings unsicher. Ich würde eher später vermuten. 2014 wurde das Video eingestellt. Leider kenne ich nicht das Geburtsjahr von Fred Staton, dann wäre es klar gewesen.

    Joy Morant (Trompete, Flügelhorn) - Art Baron (Posaune) - Fred Staton (Tenorsax - er war 93 Jahre alt gewesen zu diesem Zeitpunkt. Auch das wurde erwähnt) - Johnny Miller (Klavier) - Bill Wurtzel (Elektro-Gitarre) - Michael Max Fleming (Elektro-Bass) - Shalton Gary (Drums) - Ruth Brisbane (Gesang)


    Am 02. Juli 2013 war die Band in Schweden gewesen. Hier kam als Gastmusikerin die umwerfende Gunhild Carling dazu. Die Besetzung lautete sonst:

    Willie Singleton (Trompete, Flügelhorn) - Art Baron (Posaune) - Ray Blue (Tenorsax) - Zeke Mullins (Klavier) - Michael Max Fleming (Bass) - Jackie Williams (Drums)
    Eigentlich sollte auch Bill Wurtzel (Gitarre) dabei sein. Es gibt aber auch noch einen Mitschnitt aus Schweden, da spielt er dann mit. Die restliche Band passt auch wieder.

    Es gibt weitere Informationen in diversen Videos, aber nicht immer stimmen die Jahre der Veröffentlichung mit der Besetzung überein. Fred Staton spielte auch mit 101 Jahren (!!) noch in der Band, erstaunlich. Da waren auch jeweils Bill Wurtzel und Trompeter Joey Morant mit dabei. Da war aber kein Posaunist anwesend.

    2004 kam ein Film heraus über die Band. Der Film kann auch über die Homepage abgerufen werden. Der Film lief unter dem Namen "The Last of the First" und wurde von Al Vollmer und Anja Baron finanziert. Ob Anja Baron mit Posaunist Art Baron verwandt ist, kann ich nicht sagen, wäre aber denkbar.

    Fred Staton war der Bruder der Sängerin Dakota Staton, mit welcher er oft gemeinsam auf der Bühne stand. Früher spielte er in der Bigband von Billy Eckstine, dann mit Howard McGhee, Erroll Garner und Art Blakey. Er war Schulkollege von Billy Strayhorn gewesen noch. Man muss dann davon ausgehen, dass Staton um 1915/16 herum geboren wurde.

    Die Band wirkte früher eingespielter und besser eingespielt. Doch immerhin hat eine gewisse Stabilität gewonnen, weil Gitarre und Bass gut zusammen spielen und meist Jackie Williams Drums spielt. Ein Drummer, der noch mit Coleman Hawkins und Roy Eldridge spielte.

    Auch Trompeter Joey Morant spielt nun schon einige Jahre in der Band mit.

    Es ist wirklich schwierig, nur an Hand der Videos und den wenigen Angaben außerhalb davon ein rundes Bild zu erhalten. Auch, weil die Angaben zu den Videos auf Youtube falsch, unvollständig oder überhaupt nicht vorhanden sind. Man bekommt das auch nicht immer über die Moderation mitgeteilt.

    Meine Quellen sind deshalb auch nur unzureichend zu nennen. Wikipedia hilft in Ansätzen weiter, weitere Angaben durch die Homepage der Band selbst, die aber veraltet sind. Man muss sich also durch die einzelnen Namen wühlen, dazu kommt die Biographie Clyde Bernhardts selbst, die englischsprachig als Buch vorliegt.

    https://www.youtube.com/watch?v=nZMUZXGIjrQ

    Das Album "Blues and Jazz from Harlem" liegt komplett auf Youtube vor. Es ist das Album von 17.Juli 1972

    Einspielungen auf CD sind MIR nicht bekannt. Die Platten sind hier kaum oder überhaupt nicht mehr erhältlich, daher ist die Band auch inzwischen kaum noch den Jazzfreunden bekannt. Auf Grund der ständigen Personalwechsel wurden leider die alten Arrangements nicht mehr mit übergeben. Hin und wieder gibt es welche von einzelnen Bandmitgliedern, aber die letzten Jahre ist die Band nur noch durch die langweilige Reihenfolge "Thema- Soli - mit etwas Glück ein Riff - Thema" zu erleben. Dazu kommen jeweils einzelne Bandmitglieder zu Solo-Stücken.

    Stilistisch werden inzwischen auch viele Stücke aus dem Rhythm & Blues, Soul und modernen Jazz mit eingebaut. Sicher eine logische Konsequenz, man könnte das aber durch Arrangements zu einem gewissen Basis-Fundament bringen. Das war bis Ende der 1980-er Jahre/Anfang der 1990-er Jahre besser gewesen.

    Mir war es wichtig, diese Band trotzdem einmal vorzustellen. Immerhin ist die Band nun fast 40 Jahre auf Tourneen unterwegs. Es gingen einige richtig gute Musiker durch sie hindurch, doch es ist im Jazz inzwischen normal, dass es keine echte Fan-Gemeinschaft mehr gibt, die alles von ihren Bands und Lieblingen sammeln und zu den Auftritten mitschleppen. Das war früher wirklich noch total anders gewesen. Ich kann mich noch erinnern, dass bei den Highlight-Konzerten im Jazzclub die Edelfans alte Bilder und Zeitungsausschnitte mitgebracht haben, die man dann den Musikern gezeigt hatte. Dazu gab es dann Autogramme und die neuesten CDs/Platten zu kaufen, die hier nicht erhältlich waren.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

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