Gute Gründe für Programmänderungen?

  • Ich möchte anregen, sich per Mail bei den Veranstaltern über konkrete und nicht nachvollziehbare Programmänderungen regelmäßig und freundlich, aber bestimmt zu beschweren.

    Und wer soll das lesen? Der Praktikant? Und selbst wenn sich der Chef des Konzertveranstalters persönlich solche Mails durchliest, wird sich das Verhalten gegenüber dem zahlenden Publikum nicht ändern, solange dieselben Leute, die sich erbost beschweren, beim nächsten Konzert wieder ganz normal ihre Karten kaufen.

    Nein, die einzige Sprache, die Konzertveranstalter auf jeden Fall verstehen werden, ist das Wegbleiben des Publikums. Dann geht es nämlich dem privaten Konzertveranstalter an die Existenz und dem Verantwortlichen einer staatlichen Institution (Intendant etc.) an den Job und an die Reputation.

    eine Zugabe ist eben ein Geschenk, und auf das besteht einfach kein Anspruch.

    Selbstverständlich. Nur wenn man schon ein Programm von 40 Minuten ankündigt (zwei Klavierkonzerte), dann aber nur 20 Minuten spielt (ein Klavierkonzert), wäre es wenigstens eine schöne Geste gegenüber dem Publikum, diese Zeitbilanz ein wenig "aufzubessern", indem man eine zweiminütige Scarlatti-Sonate oder ein kurzes Stück von Bach als Zugabe spielt. Aber selbst das tat die Diva Argerich nicht.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Ecce poeta !

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Ich weiß ja nicht, welches Beethoven-Konzert angekündigt war, aber das Schumann-Konzert ist mit allen fünf verglichen deutlich schwerer und anstrengender, vor allem im letzten Satz, in dem es kaum Tutti-Pausen gibt.

    Ich glaube auch nicht, dass sie der entscheidende Faktor ist, denn aus dem Weber wurde dann ja noch Schubert und Filidei. Nur der Berlioz ist übriggeblieben.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Nein, die einzige Sprache, die Konzertveranstalter auf jeden Fall verstehen werden, ist das Wegbleiben des Publikums. Dann geht es nämlich dem privaten Konzertveranstalter an die Existenz und dem Verantwortlichen einer staatlichen Institution (Intendant etc.) an den Job und an die Reputation.

    Nein, das versteht er nicht, solange er nicht weiß, warum es wegbleibt. Dafür gibt es ja auch andere Gründe. Und möglicherweise trifft es die falschen (Künstler)…
    Wenn‘s sich beschwert und dann aber doch wiederkommt, sagt er sich allerdings vermutlich „so what!“…
    Und nicht alle Konzerte finden in der Großstadt statt, wo das Publikum allabendlich die Qual der Wahl hat, wo‘s denn heute hingehen soll…

    Um da eine Verhaltensänderung herbeizuführen, braucht‘s die Unterstützung der Lokalpresse. Auf dem Land geht sowas durchaus.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Nun hat es mich auch "erwischt" :schimpf1:

    Mitte Juli kommt tatsächlich Albrecht Mayer mit dem Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau in meinen Wohnort (Kleinstädtchen).
    Als Hauptwerk des Abends steht das Oboenkonzert "Idillio-Concertino op. 15" von Wolf-Ferrari, ein Werk, das in Kionzerten nun nicht sooo häufig zu finden ist, auf dem Programm. Daneben noch eine Sinfonia von Mendelssohn, eine Sinfonie von Simon Le Duc, Serenade von Robert Fuchs, und eine auf Oboe umgefrickelte Mozart-Arie (die man auch auf seiner neuesten CD hören kann).

    Gestern abend bekam ich eine Mail des Veranstalters: zu welcher Uhrzeit ich denn kommen wolle ? Das Programm wurde geändert und auf 1 Stunde gekürzt und wird dafür an dem Abend zweimal gegeben.
    Und was wurde gestrichen ? Ausgerechnet das Oboenkonzert von Wolf-Ferrari :boese1: und die Mendelssohn-Sinonia, stattdessen wurde eine weitere der Mozart-Oboen-Arien aufgenommen.
    Das heißt, ich bekomme lediglich zwei kurze Oboenwerke präsentiert, die sich auch beide auf der neuesten CD des Künstlers befinden (die ich auch bereits besitze).

    Ich weiß noch nicht, ob ich unter diesesn Bedingungen meine Kartenreservierung aufrecht erhalte. Ich bin sehr sauer und werde das dem Veranstalter (ein privater örtlicher Verein) auch so mitteilen.

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Ich bin sehr sauer und werde das dem Veranstalter (ein privater örtlicher Verein) auch so mitteilen.

    Was wäre denn die Alternative gewesen? Das Programm in ursprünglicher Länge hätte keine Pause haben dürfen, und bei mindestens gleichen Kosten hätte der Veranstalter nur die Hälfte der Einnahmen erzielt. Das kann ein privater Verein einfach nicht leisten. Also wird das Programm gekürzt und zweimal gespielt (wobei die Musiker selbstredend nur einmal bezahlt werden). Aber selbst Albrecht Mayers Kondition hat Grenzen, weshalb ich es nachvollziehbar finde, dass das längste Stück (Wolf-Ferrari) durch ein kürzeres ersetzt wurde.

  • Nun hat es mich auch "erwischt" :schimpf1:

    Mitte Juli kommt tatsächlich Albrecht Mayer mit dem Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau in meinen Wohnort (Kleinstädtchen).
    Als Hauptwerk des Abends steht das Oboenkonzert "Idillio-Concertino op. 15" von Wolf-Ferrari, ein Werk, das in Kionzerten nun nicht sooo häufig zu finden ist, auf dem Programm. Daneben noch eine Sinfonia von Mendelssohn, eine Sinfonie von Simon Le Duc, Serenade von Robert Fuchs, und eine auf Oboe umgefrickelte Mozart-Arie (die man auch auf seiner neuesten CD hören kann).

    Gestern abend bekam ich eine Mail des Veranstalters: zu welcher Uhrzeit ich denn kommen wolle ? Das Programm wurde geändert und auf 1 Stunde gekürzt und wird dafür an dem Abend zweimal gegeben.
    Und was wurde gestrichen ? Ausgerechnet das Oboenkonzert von Wolf-Ferrari :boese1: und die Mendelssohn-Sinonia, stattdessen wurde eine weitere der Mozart-Oboen-Arien aufgenommen.
    Das heißt, ich bekomme lediglich zwei kurze Oboenwerke präsentiert, die sich auch beide auf der neuesten CD des Künstlers befinden (die ich auch bereits besitze).

    Ich weiß noch nicht, ob ich unter diesesn Bedingungen meine Kartenreservierung aufrecht erhalte. Ich bin sehr sauer und werde das dem Veranstalter (ein privater örtlicher Verein) auch so mitteilen.

    Hallo Allegro,

    ich verstehe Dein Bedauern über die Streichung des Wolf-Ferrari'schen Konzerts. Würde mir ganz genau so gehen. Aber glaubst Du, dass es dem Veranstalter-Verein finanziell gut tut, wenn die kundigen Zuhörer seine Konzerte künftig meiden? Und dass es dann überhaupt noch Konzerte in Deinem Kleinstädtchen gibt. Bitte das auch in Erwägung ziehen.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Ich weiß noch nicht, ob ich unter diesesn Bedingungen meine Kartenreservierung aufrecht erhalte.

    Storniere sie. Du hast Deine Konzertkarte unter der Voraussetzung gekauft, dass der Wolf-Ferrari und der Mendelssohn gespielt werden. Beide Werke werden aber nicht gespielt, also zurück mit der Karte.

    Wenn der Konzertbesucher für ein derart abgespecktes Programm wenigstens nur die Hälfte des ursprünglich verlangten Preises zahlen müsste! Aber nein, diese Konzertveranstalter denken sich die Welt so, dass der Konzertbesucher den vollen Preis für die halbe Leistung zahlt. Statt 68 Euro für zwei Stunden Musik soll er brav 68 Euro für eine Stunde Musik zahlen.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Storniere sie. Du hast Deine Konzertkarte unter der Voraussetzung gekauft, dass der Wolf-Ferrari und der Mendelssohn gespielt werden. Beide Werke werden aber nicht gespielt, also zurück mit der Karte.

    Wenn der Konzertbesucher für ein derart abgespecktes Programm wenigstens nur die Hälfte des ursprünglich verlangten Preises zahlen müsste! Aber nein, diese Konzertveranstalter denken sich die Welt so, dass der Konzertbesucher den vollen Preis für die halbe Leistung zahlt. Statt 68 Euro für zwei Stunden Musik soll er brav 68 Euro für eine Stunde Musik zahlen.

    Genau! Storniere sie und trage auf diese Art Deinen Teil dazu bei, dass dem Rest der Kutlur auch noch der Garaus gemacht wird! Du wirst Dich danach sicher bombig fühlen. Zwar verlangt der Veranstalter nur 25 (und keine 68) Euro, auch sind die Musiker in der Notsituation offensichtlich bereit, zwei Konzerte für eine Gage zu spielen, aber als echter "Music Lover" liebt man die Musik so sehr, dass man ihr lieber den Gnadenstoß versetzt als sie in existenzbedrohenden Pandemiezeiten zu unterstützen.

  • Genau! Storniere sie und trage auf diese Art Deinen Teil dazu bei, dass dem Rest der Kutlur auch noch der Garaus gemacht wird! Du wirst Dich danach sicher bombig fühlen. Zwar verlangt der Veranstalter nur 25 (und keine 68) Euro, auch sind die Musiker in der Notsituation offensichtlich bereit, zwei Konzerte für eine Gage zu spielen, aber als echter "Music Lover" liebt man die Musik so sehr, dass man ihr lieber den Gnadenstoß versetzt als sie in existenzbedrohenden Pandemiezeiten zu unterstützen.

    Ich gehe zum Obst- und Gemüsehändler, verlange 1 Kilo Weintrauben und entrichte dafür den auf dem Preisschild befindlichen Kaufpreis. Der Händler übergibt mir eine Tüte. Ich blicke in die Tüte und sehe darin Kartoffeln, keine Weintrauben. Ich beschwere mich, da ich keine Kartoffeln bestellt habe, und außerdem kosten Kartoffeln allenfalls die Hälfte des von mir entrichteten Kaufpreises für Weintrauben. Der Händler hat aber den vollen Betrag einkassiert. Nun kommt mir der Händler moralisierend und sagt: "Wollen Sie uns arme Obst- und Gemüsehändler zunichte machen, indem Sie beharrlich auf dem bestehen, was Sie bestellt haben? Fühlen Sie sich vielleicht sogar bombig bei diesem Verhalten? Wollen Sie uns in unserer Existenz bedrohen und den Gnadenstoß versetzen?".

    Vielleicht findet ein solcher Händler ja tatsächlich ein paar Idioten, die auf solch eine Masche reinfallen. Von mir bekommt er aber zu hören, dass Leuten wie ihm das Handwerk gelegt werden muss. Entweder erbringt er die Leistung, für die er von mir das Geld kassiert hat, oder er erbringt sie nicht, dann will ich mein Geld zurück.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Ich nehme mal an, die Änderung und Zweiteilung hat Coronagründe?


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Eine künstlerische Leistung ist keine Ware.

    Der ist gut , aber gehört eigentlich in den "Eben gelacht" thread .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Ich weiß noch nicht, ob ich unter diesesn Bedingungen meine Kartenreservierung aufrecht erhalte.

    Geh einfach mal in dich und frag dich: Hättest du die Karte auch gekauft, wenn das aktuelle Programm von Anfang an auf dem Programm gestanden hätte, oder nicht? Das bedeutet ja auch: Ist dir das aktuelle Programm den Preis und den Aufwand wert, den du ausgibst? Und ich finde jede Antwort auf diese Fragen völlig legitim.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Tja - an jeder Eurer Sichtweisen ist was dran.

    Ich grübele immer noch, ob ich hingehe oder nicht.
    Das Idillio-Concertino mit einer Dauer von zwischen ca. 18 und 23 Minuten wurde durch eine Arie von 3 Minuten ersetzt.

    Beide nun gebotene Oboen-Werke sind auch auf der neuesten CD des Solisten enthalten, die ich bereits habe.
    Der gebotene Mehrwert für mich persönlich wäre also lediglich der "live"-Charakter der Darbietung.

    Was die Kondition des Solisten angeht: von einem solch langjährigen, hochkarätigen Solo-Oboisten der Berliner Philharmoniker, der auch noch dazu eine langjährige Solo-Karriere vorweisen kann, würde ich durchaus erwarten, dass er das ursprüngliche Programm 2 x am Tag spielen kann - immerhin ist zwischen den beiden Konzerten eine Pause von 1 1/2 Stunden.

    Und ja: die Zukunft der Musiker und die mögliche Durchführung künftiger Konzerte liegt mir natürlich auch am Herzen.
    Aber gleichzeitig teile ich music lovers Sichtweise. Das genannte Beispiel mit dem Trauben-gegen-Kartoffel-Tausch trifft es sehr gut.

    Als Grund für die Änderung vermute ich auch die aktuell zulässige geringe Besucherzahl.
    Noch dazu, wo das Konzert übrigens ursprünglich im Freien !!! stattfinden sollte und nun in eine Kirche verlegt wurde - was ich auch nicht toll finde. Im Freien wäre das Ambiente viel schöner und damit auch das Konzert-"Erlebnis".

    Und ja: der Eintrittspreis ist gleich geblieben (natürlich ist der in diesem Falle für einen Künstler von einem Range des A.M. eh schon unverschämt günstig).

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Im Freien wäre das Ambiente viel schöner und damit auch das Konzert-"Erlebnis".

    Klassische Konzerte im Freien finde ich grundsätzlich schlechter als im Konzertsaal, weil die Akustik dort doch i.a.R. deutlich schlechter ist. Bei solchen Konzerten wie Beethoven-9 am Brandenburger Tor oder auf dem Bebelplatz mag ich das noch relativieren. In der Kirche muss man sehen, wie die Musik zu dem (wahrscheinlich vorhanden) starken Hall passt; der Künstler muss sich da auch drauf einstellen.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Der Veranstaltungsort im Freien wäre ein kleiner (teilweise auch bepflanzter) Innenhof im hiesigen Kloster gewesen. Sehr ansprechend und durch die Größe und die vollständige Ummauerung auch mit guter Akustik und durch unzählige klassische Konzerte bereits konzerterprobt. Einziger Störfaktor könnten Flugzeuge sein ... klar gibt es in der Kirche wahrscheinlich mehr Sitzplätze - vor allem unter aktuellen Bedingungen.

    Aber da es sich um eine sehr moderne Kirche handelt, fehlt ihr jegliches Ambiente (zumindest für meinen Geschmack). Und die Akustik in dieser finde ich auch nicht gerade berauschend - ganz im Gegensatz zur Basilika, in der sonst die meisten Konzerte in dieser Veranstaltungsreihe stattfinden.

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

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