WAGNER: Tristan und Isolde – Wem nie aus Liebe Leid geschah

  • Wessen Adoptivvater ist bei Wagner König Marke ? Erbitte Aufklärung ! Tristan jedenfalls wird stets als Freund bezeichnet

    ( Markes Monolog im 2. Akt ) und Marke als Oheim ( Onkel ) Tristans. Dass der König Tristan wie einen Sohn, seinen Sohn,

    behandelt hat, ist gewiss unbestritten. Und doch ist es wohl eher eine innige Freundschaft, wie die zwischen Carlos und Posa.


    Ciao. Gioachino :stern:

    miniminiDIFIDI

  • Lieber Gio, ich nehme an, das geht eher auf Gottfired von Strassburg zurück.

    Dort ist Tristan Markes Neffe und sehr jung, als er zum ersten Mal an seinen Hof kommt. Marke gewinnt ihn so lieb, dass er ihn nicht nur zum vollkommernen Ritter ausbilden lässt, sondern schliesslich an Sohnes statt annimmt und schwört, niemals zu heiraten und keine eigenen Erben zu bekommen, damit Tristan als sein rechtmässiger Nachfolger den Thron erben kann. Marke ist viel älter als Tristan und Isolde, die bei Gottfried Beide blutjung sind.

    Die politische Hochzeit mit Isolde soll daran zunächst ncihts ändern, aber Tristan hat viele Neider am Hof in Cornwall, die ihm Markes hohe Gunst nicht gönnen.

    Als die Liebe zwsichen Trsitan und Isolde zum offenen Geheimnis wird und jeder am Ende davon weiss, ausser Marke, der das nciht glauben will und kann, gibt es zunächst Gottesurteil(das Isolde mit ienem Trick besteht) Verbannung(aus der die Beiden wiederkehren dürfen) und erst als Marke sie wirklich inflagranti zusammen überrascht, kann er nciht mehr anders als Tristan fortzuschicken.

    Er liebt ihn wirklich wie einen Sohn. Das ist eine andere Beziehung als Carlos und Posa. Seinem Kind verzeiht man auch die schlimmsten Dinge- Eltern wissen das am Besten.

    Bei Gottfried folgt Marke auch nicht Isolde, als sie am ende zu Tristan gerufen wird, um ihn zu heilen. Und Tristan ist mit ienr anderen Frau verheiratet, die schliesslich aus Eifersucht vereitelt, dass Isolde rechtzeitig an sein Sterbebett kommt- den Liebestod aber nciht verhindern kann.

    Die Geschichte zieht sich bei Gottfreid über eine lange Zeit und hat wesentlich mehr Details und Facetten als bei Wagner, der das Liebespaar auch viel stärker idealisiert.

    Marke ist bei Gottfried Isolde zwar sexuell hörig, aber Tristan liebt er aufrichtig.


    Und wie ich nun den dritten Akt finde, sage ich erst, wenn ich weiss, was Thomas Mann dann von mir halten wird. :pfeif:


    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Zitat

    Eure Gedanken zum Tristan sind schon spannend - aber ich mit meiner Tendenz zum Antirationalismus nehme diese Oper mit ihren vielen Schichten erst einmal eher unanalysiert hin.


    Gedanken über Tristan – Musik + Text müssen sich ja nicht in trockenen + selbst genügsamen Rationalismus erschöpfen, können sogar das affektive „Tristan-Erlebnis“ verstärken. :yes: :yes:

    Zitat

    Daß dieser Perspektive auch etwas sehr Gefährliches innewohnt, ist mir durchaus bewußt. Trotzdem ist es mit gewissen Einschränkungen meine Perspektive. Ich müßte mich innerlich völlig verbiegen, wenn ich das verleugnen wollen würde. Ich denke auch nicht, daß aus einer solchen Sicht heraus auf der "weltlichen" Ebene zwangsläufig faschistische Barbarei resultieren muß.

    Auch mein Eindruck: Tristan-Musik dient keiner Faschisterei. Zumal Faschismus mit seinem notwendigen Organisationsprinzip dem Zivilisationszwang untrennbar verflochten ist => + eine seiner Voraussetzungen im Zivilisationszwang haben muss. Ich bin mir – wie bereits angedeutet - auch nicht sicher, ob der Tristan reiner Todeskult ist (wie z.B. der C-Dur-Schluss im Siegfried: „lachender Tod..“) . Tristan + Isolde hat jedoch antizivilisatorische, antikonventionelle Züge, aber er scheint mir keiner Affirmation der Barbarei zu dienen .. + ist er totale Affirmation des Todes ? O.k. O.k. O.k. O.k. ..Tristan ist das Opernwerk der Romantik (+ Todeskult ist ein Zug von nicht wenigen Romantikern gewesen) ... aber Tristan ist doch noch viel mehr, wie bereits woanders schon diskutiert -> Thread über Atonalität.

    Zitat

    Und doch ist es wohl eher eine innige Freundschaft, wie die zwischen Carlos und Posa.


    Und die ist auch zwischen Tristan + Melot. Denkbar, dass Melots freiwilliger IM-Spitzeldienst sein Motiv auch aus seiner Eifersucht gegen Marke resultiert.
    Er (Tristan) heftet den Blick auf Melot.
    ”Mein Freund war der,
    er minnte mich hoch und teuer;
    um Ehr' und Ruhm
    mir war er besorgt wie keiner.
    Zum Übermut
    trieb er mein Herz;
    die Schar führt' er,
    die mich gedrängt,
    Ehr' und Ruhm mir zu mehren,
    dem König dich zu vermählen!”
    Aber ich finde in der Musik keinen Hinweis darauf. Vielleicht gibt’s ja noch ein paar Tristan-Junkies, die sich zu dieser Frage mit einbringen könnten... es soll auch von Pfitzner einen interessanten Aufsatz über Melot geben.. leider komme ich da nicht ran ....

    Zitat

    Marke ist bei Gottfried Isolde zwar sexuell hörig.....

    Da ist in Wagners Tristan tote Hose:

    Dies wundervolle Weib,
    das mir dein Mut gewann,
    wer durft' es sehen,
    wer es kennen,
    wer mit Stolze
    sein es nennen,
    ohne selig sich zu preisen?
    Der mein Wille
    nie zu nahen wagte ...

    Zitat

    Und wie ich nun den dritten Akt finde, sage ich erst, wenn ich weiss, was Thomas Mann dann von mir halten wird.

    ach nö, bitte ganz ungefiltert.. das ist doch viel schöner ;+)

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Lieber Amfortas, wenn ich ganz ungefiltert sein will- mir würden die diversen Vorspiele, 2. Hälfte zweiter Akt und Liebestod reichen. Das ist dann allerdings wirklich vom Feinsten und zum Hinschmelzen schön. :faint: :angel:

    Leider ist die Oper wie immer bei Wagner, für mich viel zu lang und enthält viel zu viel kaum verständlichen Sprechgesang, der mich einfach nur langweilt. Bin halt ein einfaches Gemüt und von solchen minderbegabten Welschen wie Bellini verdorben........ :hide:


    Was die Story an sich angeht: ich sehe da eine extrme Idealisierung und damit auch viel weniger Differenzierung im Vergleich mit dem Epos. Allein die Marke-Figur ist bei Wagner so was von eindimensional, dass man ganz bösartig sagen könnte: so hätte er wohl gerne den Otto Wesendonck gehabt!

    Bei Gottfried hat Marke ein ganz anderes ausgearbeitetes Profil und ist aus Fleisch und Blut. Eine wirklich tragische Figur- bei Wagner empfinde ich ihn eher als konturlosen Altruisten

    Und diese Todessucht der Isolde vom Beginn an- als Strafe fûr eine sündige Liebe... da spare ich mir besser jeden Kommentar hinsichtlich des immergleichen Frauenbildes....

    Bei Gottfried startet Isolde sogar einen Mordanschlag auf Brangäne ,um die einzige Mitwisserin des Ehebruchs zu beseitigen- dort ist sie die treibende Figur mit Licht aber auch starken Schattenseiten.

    Gottfried betont sehr stark die Liebe als Naturgewalt die alle anderen Tugenden dem Erdboden gleichmacht und nciht vor Mord- und Verrat zurückschreckt. Die sinnliche Seite, das physische Zueinandergetriebensein ist zentraler als bei Wagner.

    Dass ein Marke seine Frau nciht anrührt, wäre da total absurd. Tristan ist hier sogar eifersüchtig auf Marke und verdächtigt Isolde, auch mit ihm Liebeslust zu erleben.

    Solche Gedanken im Hinblick auf Frauentreue und Opferbereitschaft hätte sich Wagner wohl kaum gestattet. Frauen sind nur einem treu bis in den Tod und basta.

    Melot ist selbst heimlich in die Königin Isolde verliebt, würde aber nie wagen, sich dieser zu nähern- das ist allein als Gedanke so absurd, dass auch durch Melots gegenbeispiel Tristans Vergehen an sienem König gar nciht hoch genug bewertet werden kann.

    Melot ist mit Tristan eng befreundet und teilt ein Schlafgemach mit ihm.

    Sein Verdacht, dass Trsitan mit Isolde eine verbotene Beziehung hat, wird erst durch Träume genährt und dann als er Tristans Bett nachts leer findet und seine Spuren im Schnee verfolgt, erwischt er das Liebespaar und die Welt brichht für ihn zusammen. Da kommen Ehrbegriff, Eifersucht und Enttäuschung zusammen.


    Zur Brangäne bei Wagner würde ich gerne mal eine Figurenbeschreibung eines Kenners haben- ich habe bei Michelle de Young auf meiner DVD so gut wie ncihts verstanden und sie wirkt dort so altmatronig,(auch stimmlich) dass ich aus der Figur noch nciht klug geworden bin.

    Bei Gottfried ist Brangäne eine junge, kluge und treue Gefährtin, die sehr viel zu leiden hat ,unter Isoldes Fuchtel steht und von Schuldgefühlen zerrfressen wird.

    Die Konwitschny Inszenierung werde ich demnächst bekommen und bin darauf serh gespannt.

    Eine Idealisierung des Faschismus kann ich in der Todessehnscuht nciht erkennen- da muss man wohl um einige Ecken herum denken.

    Hier geht es m.E. nciht um Politik sondern um eine Auffassung von Liebe die man teilen kann oder eben nicht.

    Ich bin serh froh, diese Oper nun endlich mal gehört und gesehen zu haben!

    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Meine liebe Fairy! :fee: :fee: :fee:

    Ich gratuliere vom Herzen, dass Du das "Wagnis", die Oper ist ja auch von Wagn[is]er, auf Dich genommen hast. :klatsch: :klatsch: :klatsch:

    Mir reicht meine Gesamtaufnahme mit Birgit Nilsson und Fritz Uhl, glaube ich so heißt der Kerl [Stimmt!], der den Tristan singt und Regina Resnik die Brangäne [das klingt für fich immer so träge - Branträge, wäre passender], :stern: :stern: :stern: [ 10, in Worten: Zehn, Plattenseiten, hat's bei mir]

    angesehen und anghört hast. Angeschaut auch noch, das verdient Sonderlob :!: :!: :!: :juhu: :juhu: :juhu:

    Liebe Grüße sendet Dir ein "Richardl Freund" :o: :o: , auch Peter der Gestreifte genannt, der Dir auch Handküsse sendet. :wink: :wink:

  • Zitat

    Angeschaut auch noch, das verdient Sonderlob

    Zitat

    wenn ich ganz ungefiltert sein will- mir würden die diversen Vorspiele, 2. Hälfte zweiter Akt und Liebestod reichen. Das ist dann allerdings wirklich vom Feinsten und zum Hinschmelzen schön


    Ja, das ist doch schon ein sehr guter Schritt. Weiter so Fairy Queen

    Zitat

    Leider ist die Oper wie immer bei Wagner, für mich viel zu lang und enthält viel zu viel kaum verständlichen Sprechgesang, der mich einfach nur langweilt. Bin halt ein einfaches Gemüt und von solchen minderbegabten Welschen wie Bellini verdorben........

    aber, aber ... vielleicht gewinnst Du doch bald Zugang zu den typischen Wagnerischen Gesangsmonologen (die Dirbald nicht mehr zu lang sein mögen) , die eine beispielslose Intensität gewinnen können, mit entsprechendem Orchester. Und dabei muss Dir Bellini keinesfalls exorziert (Zitat Falstaff) werden

    Zitat

    die Marke-Figur ist bei Wagner so was von eindimensional, dass man ganz bösartig sagen könnte: so hätte er wohl gerne den Otto Wesendonck gehabt! Bei Gottfried hat Marke ein ganz anderes ausgearbeitetes Profil und ist aus Fleisch und Blut. Eine wirklich tragische Figur- bei Wagner empfinde ich ihn eher als konturlosen Altruisten

    Ja, + im „Versuch über Wagner“ habe ich die sehr schön-spitze Formulierung gelesen etwa : "Marke ist der Urvater des Appeasements" Das Buch wurde in den 30sigern geschrieben.

    Zitat

    Und diese Todessucht der Isolde vom Beginn an- als Strafe fûr eine sündige Liebe... da spare ich mir besser jeden Kommentar hinsichtlich des immergleichen Frauenbildes....

    Ich wähne, die Todessehnsucht von Isolde – also bei Wagner - (und dann auch die Tristans) wurzelt aus anderen Beweggründen, über die sicher in diem Thread noch ausfühlich zu diskutieren sich lohnt.

    Hey !! Wo bleiben denn bloß unsere Wagnerianer von Capriccio? Müssen wir denn hier etwa alles alleine machen ? ?( ?(

    Also noch mal: Von Sünde bemerke ich beim Wagnerischen Tristan wenig (das ist eher Sache im Parsifal). Tristan hat höchstens Schuldgefühle gegenüber Isolde, weil er sich seine Zuneigung zu ihr – aus Karrieregründen, möglicherweise auch aus Loyalität gegen Marke – nach der ersten Begegnung - versagte.

    Zitat

    Hier geht es m.E. nicht um Politik sondern um eine Auffassung von Liebe die man teilen kann oder eben nicht.


    Die antikonventionellen, ja eskapistischen Züge beim Wagnerischen Tristan, die Verknüpfung von Eros und Tod, (Sexualität dient ja beim Tristan nicht der Fortpflanzung zwecks Bestand der Gattung/Nation) nehmen eher den Charakter einer strikten Antithese zu einer sich blind-ziellos reproduzierenden Zivilisation/Ökonomie an, also zu der Realität, zu einem Leben, dass eigentlich gar kein Leben ist, und das hat IMO durchaus auch einen politischen Aspekt.

    Zitat

    Ich bin sehr froh, diese Oper nun endlich mal gehört und gesehen zu haben!

    Und das wird der erste Schritt sein, um sich weiterhin mit dieser faszinierenden Oper zu beschäftigen und immer wieder Neues zu entdecken, also weiter mit Konwitschny & Co .....

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann


  • Mir reicht meine Gesamtaufnahme mit Birgit Nilsson und Fritz Uhl, glaube ich so heißt der Kerl [Stimmt!], der den Tristan singt und Regina Resnik die Brangäne [das klingt für fich immer so träge - Branträge, wäre passender], :stern: :stern: :stern: [ 10, in Worten: Zehn, Plattenseiten, hat's bei mir]


    So, wie Du das schilderst, müsste das die Solti-Aufnahme von 1960 sein.
    Gewiss eine der besseren Aufnahmen, die aber über weite Strecken (insb. im 2.Akt) von Böhms Pseudo-Live-Aufnahme getoppt wird.



    Allein die Marke-Figur ist bei Wagner so was von eindimensional, dass man ganz bösartig sagen könnte: so hätte er wohl gerne den Otto Wesendonck gehabt!


    Damit wäre Wagner aber sicherlich schlechter gefahren. Über den Otto konnte er sich nicht beschweren, der war schon recht schmerzfrei.
    Beendet hat die Affaire schließlich Wagners Ehefrau Minna.


    Grüße

  • [...] Böhms Pseudo-Live-Aufnahme [...]

    Lieber Parsifal

    Könntest Du das mit dem "Pseudo-Live" etwas erläutern? Sind Teile im Studio entstanden?

    Danke
    Michel

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Gewiss eine der besseren Aufnahmen, die aber über weite Strecken (insb. im 2.Akt) von Böhms Pseudo-Live-Aufnahme getoppt wird.

    oder von der Karajan Aufnahme mit Vickers und Dernesch. (wenn man wie ich mit Windgassen und Nilsson nichts anfangen kann)
    Wobei mein persönlicher Favorit ist die Kleiber-Aufnahme mit Kollo und Price.
    Oder Barenboim mit Meier und Jerusalem oder, oder.... ich kann mich oft gar nicht entscheiden welche Aufnahme ich von dieser
    wunderbaren Oper hören soll. Nur den guten Domingo, den mag ich als Tristan gar nicht.

    Ich beneide jeden der diese Oper noch nicht kennt, denn er hat noch ein herrliches (Kennenlern)-Erlebnis vor sich.

    Gruß
    Ulysses

  • Zitat von »Fairy Queen«

    Allein die Marke-Figur ist bei Wagner so was von eindimensional, dass man ganz bösartig sagen könnte: so hätte er wohl gerne den Otto Wesendonck gehabt!

    Damit wäre Wagner aber sicherlich schlechter gefahren. Über den Otto konnte er sich nicht beschweren, der war schon recht schmerzfrei.
    Beendet hat die Affaire schließlich Wagners Ehefrau Minna.

    Lieber Parsifal, der schmerzfreie Otto hat seine Mathilde immerhin noch während ihrer Liebesgeschichte mit Wagner geschwängert, was man von Marke eher nciht berhaupten kann.... ein feiner Unterschied für einen echten Tristan 8+)

    Nach meinen Infos(aus Büchern und Vorträgen) hat sich Mathilde Wesendonck eindeutig für ihren Mann entschieden und wollte nciht mit Wagner unehrenhaft leben bzw durchbrennen. Minna Wagner hat natürlich ihr übriges dazu getan, aber wenn ein Paar sich wirklich einig ist, können sich alle Ottos und Minnas warm anziehen.

    "So war es und so ist's noch heute, solang es Liebe gibt und Meinen"... wûrde der alte Gottfried nun sagen.

    Ein Liebestod ist da in jedem Fall die chicere und schmeichelhaftere Variante für unseren Tristan.

    Aber ob nun das Leben die Kunst oder die Kunst das Leben nachahmt, keien Ahnung- das weiss nur Oscar Wilde.


    Lieber Ulysses, ja es immer grossartig, wenn man die Dinge noch vor sich hat und das ist mit ein Grund, dass ich mich in kleinen Portionen vortaste und serh viele Meilensteine der Musikgeschichte noch nciht kenne.

    Mein nächstes Projekt nach dem Konwitschny Tristan wird Korngold.

    Darauf haben mich auch einige Forumsmissionare gestossen und ich freue mich schon drauf!


    F.Q.


    Es hat übrigens noch niemand gesagt, wie ihr die Inszenierung von Chereau findet!!!!!

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Zitat

    Es hat übrigens noch niemand gesagt, wie ihr die Inszenierung von Chereau findet!!!!!


    Im Prinzip nicht schlecht, aber auch nicht der ganz große Wurf will sagen: andere Arbeit von Chereau haben mich stärker beeindruckt als der Mailand-Tristan. Manchmal zuviel Bewegung auf der Bühne und das behindert das Hören....... und bei Barenboims beiden NYC-Tristan-Wiedergaben-Mitschnitten vom Herbst 2008 gefällt mir das Orchester besser als in Mailand ...
    Wer dirigiert denn den Konwitschny Tristan ?

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Zubin Metha, glaube ich. Ist das nicht die Inszenierung wo Isolde und Brangäne in Liegestühlen auf einem Luxusdampfer liegen ?
    Diese Inszenierung finde ich schrecklich.
    Da hat mir Chereau wesentlich besser gefallen. Kein Vergleich zu seinem Jahrhundert-Ring und oft stört mich auch die Unruhe auf
    der Bühne. Das lenkt sehr ab.

  • Lieber Amfortas und Ulysses, verstehe ich euch richtig, dass ihr eine möglichst statische Inszenierung für Tristan am Besten findet?

    Die Musik braucht keine Illustrierung, sondern spricht für sich selbst?

    Ich fand den Chereaus überhaupt nciht unruhig- im Gegenteil. Etwas mehr Action hâtte mir evtl besser über die endlosen Monologe geholfen.

    Das Liebespaar war mit Waltraut Meier und Ian Storey zwar hervorragend besetzt, aber wirkte insgesamt eher distanziert als wirklich einer tödlichen Leidenschaft verfallen. Ich frage mich, ob das Absciht war oder der grossen sängerischen Herausforderung geschuldet ist. ?(

    Auf Konwitschny bin ich total gespannt. ich fand seine Inszeneirungen bisher immer hochspannend, auch wenn ich nciht mit Allem einverstanden war.

    Aber wie er dieses Monumentalteil hinbekommen hat.... hoffentlich kommt bald die Post! Wo ich nun einmal im TristanWahn bin, muss man das schnell ausnutzen, das kann vielleicht sehr schnell wieder vergehen. :rolleyes:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Manchmal zuviel Bewegung auf der Bühne und das behindert das Hören...

    Kenne vom Chereau nur den dritten Akt. Da hatte ich allerdings das Gefühl, es seien schon am Anfang alle tot und dieser Zustand würde sich auch nicht mehr ändern. .

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Wobei mein persönlicher Favorit ist die Kleiber-Aufnahme mit Kollo und Price.

    Für diese Aufnahme habe ich auch ein besonderes Faible. Wegen Kleiber. Ekstatischer kann man Vorspiel und 2. Akt vermutlich nicht spielen, wirklich umwerfend :juhu: . Jemand hat mal von einem "in Musik gesetzten Orgasmus" gesprochen - hier kann man das verstehen. Die Auswahl der Sänger ist viel kritisiert worden. Dass Margaret Price auf der Bühne als Isolde gnadenlos untergegangen wäre, kann man kaum bestreiten, aber auf der Platte geht das schon durch. Kollo ist eben Kollo, und ich bin kein besondere Fan von ihm. Aber wie gesagt: Kleiber bläst einen von den Füßen, und die Sänger sind gut genug, um mir jedenfalls den Spaß nicht zu verderben.


    Michel

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Kenne vom Chereau nur den dritten Akt.

    Da hatte ich allerdings das Gefühl, es seien schon am Anfang alle tot und dieser Zustand würde sich auch nicht mehr ändern.

    Was im Prinzip kein schlechter Interpretationsansatz ist. :D

    Gerade entdecke ich zu meiner Überraschung, daß sich in meinem Fundus die Konwitschny-Mehta-DVD befindet:

    Jetzt müßte ich nur noch Lust bekommen, sie einzulegen...

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • also bei Tristan-Mehta-München ist mir das Orchester einfach zu langweilig, Mehta + die Lederhosen bleiben unter ihren Potential... Schade... die Regie, war zwar auch nicht der ganz große Brüller, aber besser als Mailand-Chereau

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Lieber Amfortas und Ulysses, verstehe ich euch richtig, dass ihr eine möglichst statische Inszenierung für Tristan am Besten findet?

    Nein, nein da hast Du mich falsch verstanden.
    Zum Beispiel stört mich im ersten Akt unheimlich die ständige Präsenz dieser Seeleute, die dauernd hin- und herlaufen.

    Das Liebespaar Meier/Storey ist natürlich schon etwas älter. Vielleicht entsteht daher bei Dir der Eindruck der fehlenden "tödlichen Leidenschaft" ?
    Denn, wie war das mit der Frau ab 35...? ;+)


    Ich glaube Dir wird der Konwitschny-Tristan sehr gut gefallen. Laß es mich bitte wissen.

    L.G.
    Ulysses

  • Zitat

    Lieber Amfortas und Ulysses, verstehe ich euch richtig, dass ihr eine möglichst statische Inszenierung für Tristan am Besten findet?

    nee, nee so meine ich es nicht. Wichtig ist mir beim Tristan zunächst, dass die Choreographie und das Bühnenbild die Rezeption der doch recht komplexen Tonsprache nicht behindert. (Gilt z.B. auch für Schönbergs ERWARTUNG oder MOSES) Wie das gelöst wird, das ist Aufgabe der Regie (+ nicht meine), und wenn es nicht-statisch ist und dennoch den Zugang zur Musik nicht verbaut, dann ist es auch ok. Und vor allem wünsche ich mir beim Tristan, ein gutes, passioniertes, transparentes Orchester.

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Wichtig ist mir beim Tristan zunächst, dass die Choreographie und das Bühnenbild die Rezeption der doch recht komplexen Tonsprache nicht behindert.

    Dann solltest Du in der Höhle des Löwen mit Marthaler ganz gut bedient sein. Da kontrolliert der Hirt als Hausmeister stundenlang die DDR-Leuchten Lampen.

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

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